Lokalsport Futsal-Pionier denkt nicht ans Aufhören

Niederrhein · Georg von Coelln gründete in Münster den ersten Futsal-Verein Deutschlands. Obwohl die Variante des Hallenfußballs immer mehr im Kommen ist, will der Klever sie noch populärer machen. Vor allem der DFB müsse sich mehr beteiligen.

 Beim Futsal kommt es besonders auf Schnelligkeit an. Mittlerweile gibt es mehrere Regionalligen.

Beim Futsal kommt es besonders auf Schnelligkeit an. Mittlerweile gibt es mehrere Regionalligen.

Foto: UFC Münster

Georg von Coelln ist seit seiner Kindheit Fußballer mit Leib und Seele. Jahrelang spielte er für Alemannia Pfalzdorf und den SV Asperden. "Für mehr als die Landesliga hat es bei mir aber nicht gereicht", sagt er. Nach seinem Abitur zog es Georg von Coelln zum Jura-Studium nach Münster. Seine Vereinsfußball-Laufbahn fand damit auch vorläufig ein Ende. Doch er blieb der Sportart treu und wurde in die Hochschul-Auswahl aufgenommen. "Wir waren eine gute Truppe, spielten auch internationale Turniere. Aber das war gewöhnlicher Fußball", sagt von Coelln.

 Georg von Coelln will Futsal etablieren.

Georg von Coelln will Futsal etablieren.

Foto: Evers

Im April 2002 erhielten er und sein Team dann eine Einladung zu einem dreitägigen Futsal-Turnier nach Portugal. "Es stand zwar Futsal in der Einladung, aber wir haben uns nicht viel dabei gedacht. Die mitgesandten FIFA-Hallenfußball-Regeln hatten wir uns nicht durchgelesen. So wurden wir ins kalte Wasser geworfen", sagt er. Er und sein Team hatten keine Chance. Immer wieder wurden sie vom Schiedsrichter zurückgepfiffen. "Der Ball sprang einfach nicht. Und die Regeln haben wir zuerst überhaupt nicht verstanden", sagt der Immobilienmakler. Rückpässe zum Torwart sind nur selten erlaubt. Zeitspiel? Unmöglich. Den Ball einwerfen? Nein, nur Einkicken.

So trafen von Coelln und seine Mannschaftskameraden auf eine fast neue Sportart. Doch ihre Leidenschaft war geweckt: "Noch als wir im Flieger zurück nach Deutschland saßen, wussten wir, dass wir Futsal nach Deutschland bringen müssen." 2002 gründete der Familienvater den ersten Futsal-Verein Deutschlands, den UFC Münster, dessen Vorsitzender und Präsident er noch immer ist. Jahrelang war Georg von Coelln mit seinem Team Rekordmeister, spielte sogar beim Futsal-UEFA-Cup und wurde 2003 bei der Studenten-Weltmeisterschaft in Antwerpen zum besten Torwart gekürt. Zwar hat er seine aktive Karriere mittlerweile beendet, doch noch immer spielt der UFC in der höchsten Spielklasse.

In Deutschland gibt es aktuell vier Regionalligen, langfristig ist eine Bundesliga geplant. Und dennoch sagt von Coelln: "Wir haben in Deutschland ganz viel verschlafen. Viele Leute denken immer noch, Futsal sei ein körperloses und exotisches Spiel. Dabei ist Futsal die einzige offizielle Hallenfußballvariante der FIFA und der UEFA."

Denken deutsche Fußball-Traditionalisten an Futsal, haben sie noch immer das Bild südamerikanischer Balltänzer an malerischen Stränden im Kopf. Sie denken nicht an professionelle Strukturen, Nachwuchsakademien und hauptberufliche Spieler, sagt von Coelln, der aktuell die deutsche Studenten-Nationalmannschaft betreut und Inhaber zahlreicher DFB-Fußball-Trainer-Scheine ist. Pro zwanzigminütiger Halbzeit sind jeder Mannschaft beim Futsal fünf Fouls erlaubt. Jedes weitere Foul wird mit einem Zehn-Meter-Freistoß geahndet. "Wenn die Leute ordentlich kicken können, sind die auch im Tor. Deshalb foulen die Mannschaften eben weniger", sagt von Coelln. "Das Spiel ist viel komplexer, da man sehr viel gegen den Ball arbeiten muss. Das ist in der Form beim gewöhnlichen Hallenfußball nicht nötig." Auch gibt es beim Futsal kein Zeitspiel, da die Nettospielzeit gezählt wird. Als Konsequenz gebe es auch deutlich weniger Diskussionen mit dem Schiedsrichter. "Es wird nun Zeit, dass der Wildwuchs des Hallenfußballs hier ein Ende findet. Da muss der DFB auch endlich seine Trägheit ablegen."

Dabei gehe es von Coelln nicht darum, den Fußball oder den Hallenfußball zu verdrängen. "Jahrelang hat der DFB gehofft, dass der Sport von "unten" wächst, ohne von der Führungsebene aus Anreize zu setzen. Mittlerweile engagiert sich der DFB stärker, aber in einem so großen und mächtigen Verband ist es eine Mammutgabe, die Widerstände in den Köpfen zu überwinden." Und das, obwohl zahlreiche Fußballstars von Futsal begeistert sind. "Doch es ist für unseren Sport ein großes Problem, dass man in der Kreisliga schon so viel Geld verdient. Da können wir, anders als in unseren Nachbarländern, noch nicht mithalten."

Doch erste Vereine sorgen für eine Gegenentwicklung. Auch im Kreis Kleve gewinnt Futsal langsam an Einfluss. Im Jahr 2011 setzte von Coelln eine multikulturelle Mannschaft der Hochschule Rhein-Waal auf, die mittlerweile bei Siegfried Materborn spielt. Auch eine Damenmannschaft geht nun an den Start.

(RP)
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