Lokalsport Hülkenberg spürt den großen Druck bei Renault

Shanghai · Formel 1: Die Ansprüche sind hoch. Doch noch läuft es für den Emmericher beim französischen Rennstall alles andere als nach Plan.

Manchmal staunt Nico Hülkenberg immer noch über seinen Arbeitsplatz, fast so wie ein kleines Kind über das neue Spielzeug. Alles sei jetzt "viel größer" bei Renault, "es arbeiten mehr Leute in der Fabrik", sagt der Emmericher über das Werksteam der Formel 1: "Es fühlt sich gewaltiger an." Vor allem der Druck.

"Bei einem Hersteller sind die Erwartungen höher. Und irgendwann muss man Leistung anbieten", sagt der 29-Jährige, der bei Renault der große Hoffnungsträger ist, vor dem Großen Preis von Bahrain (Sonntag, 17 Uhr). Und das ist das Problem: In Australien (Platz elf) und China (Zwölfter) verpasste der Emmericher die Punkteränge. Besonders in Shanghai lief "wirklich alles schief", sagt er.

In China hatte Hülkenberg beste Chancen, unter die Top Zehn zu fahren. Als Siebter war er gestartet, doch dann machten ihm die beiden Safety-Car-Phasen einen Strich durch die Rechnung. Zudem unterliefen dem Blondschopf selber ungewohnte Fehler. Drei Dreher auf nasser Strecke und zwei unnötige Strafen ließen den Traum platzen, für Renault zum ersten Mal in die Punkte zu fahren. Sportdirektor Cyril Abiteboul nannte das Wochenende "frustrierend".

Die Erwartungen an Nico Hülkenberg sind riesig. Die Nummer eins des Teams soll Renault wieder an die Spitze führen. Die beiden WM-Titel mit Fernando Alonso von 2005 und 2006 sind bei den Franzosen der Maßstab. Die interne Vorgabe: Bis 2020 muss um die Krone in der Königsklasse des Motorsports gekämpft werden. Und Nico Hülkenberg soll es richten. "Er ist ein toller Fahrer, und er hat sehr starke Anführer-Qualitäten", sagt Abiteboul.

Genau diesen Druck und diese Möglichkeiten hat der Emmericher gewollt. Mit seinem Wechsel zu Renault ging für ihn ein Traum in Erfüllung. Nach drei Jahren bei dem kleineren und finanziell teilweise chronisch klammen Team Force India ist Hülkenberg endlich bei den Großen angekommen. Mit Renault, Ferrari und Mercedes gibt es nur drei Werkteams im Feld. Das sei "ein großes Projekt", ein "Abenteuer", sagt Hülkenberg, der sich in seinem schwarz-gelben Rennanzug wie die Biene Maja fühlt: "Zusammen können wir Gutes abliefern."

Es kommt nicht überraschend, dass Renault den Emmericher für die ehrgeizigen Ziele ausgewählt hat. Er gilt als großes Talent, seit er 2010 im Williams seine erste Formel-1-Saison bestritten hat. Zwischenzeitlich wurde Nico Hülkenberg sogar als ernsthafter Anwärter auf ein Cockpit bei Ferrari gehandelt. Dennoch schaffte er es in seinen bisher 117 Grand Prix noch kein Mal auf das Podest. Eine Statistik, die er mit Renault definitiv korrigieren will. Und muss. Denn die Messlatte liegt hoch, auch wenn 2017 noch ein Übergangsjahr sein soll.

(SID)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort