Lokalsport Mehr gratuliert dem "Magier" zum 80.

Mehr · Die Erinnerung an den Weltmeister-Trainer ist in dem Dorf bis heute wach. Vlado Stenzel lebte fünf Jahre in dem Ort.

Ende der 70er Jahre lagen lange Haare bei den Jugendlichen im Trend. Es war daher ein echtes Spektakel im Ort, als sich ein junger Mann die Haare abschneiden und eine Halbglatze rasieren ließ. Er wollte aussehen wie sein Idol: Vlado Stenzel. Der Handball-Bundestrainer lebte nämlich damals in dem Ort und erlebte dort auch den größten Triumph seiner Laufbahn: den Weltmeistertitel 1978. Dieser Erfolg liefert bis heute Gesprächsstoff im Ort. "Der WM-Sieg zählt sicher mit zu den größten Ereignissen hier in Mehr", sagt Ortsvorsteher Heinz Scheepers.

Der 80. Geburtstag des "Magiers", wie Vlado Stenzel genannt wurde, lässt die Erinnerungen an die Zeit wach werden. In der Gaststätte "Zur Rose" hängt noch ein signiertes Foto der Weltmeistermannschaft. Wirt Albert Bömer hat es von der Gastwirtschaft Schepermann übernommen, als die vor vielen Jahren schloss. Seitdem hält er das Bild in Ehren. Ebenso wie das riesige Banner, mit dem Stenzel begrüßt wurde. Hildegard Pollmann hatte es vor einigen Jahren wiedergefunden, seitdem hat es bei Albert Bömer einen Ehrenplatz.

Bömer erinnert sich noch gut an den Hype rund um Stenzel. Sein Bruder Gerhard war Fahrer des Trainers und kutschierte ihn durch ganz Deutschland. Das Fernsehen drehte sogar einen Film in Rees und Mehr über den Magier.

Zu sehen ist darin beispielsweise wie Stenzel Würste in einer Reeser Fleischerei herstellt. Für Essen und Genuss hatte der Jugoslawe immer eine Vorliebe. Und weil auch in Mehr jeder wusste, was für ein Feinschmecker der gebürtige Rumäne ist, überreichte Ortsvorsteher Lambert Pollmann ihm gleich ein ganzes Ferkel als WM-Geschenk. Anlass war eine Wette zwischen Heinz Hildenhagen aus Mehr und Robert Seegers-Wilmsen aus Haffen. Die hatten während der Weltmeisterschaft beschlossen, dass sie Stenzel ein Schwein schenken wollten, wenn Deutschland tatsächlich Weltmeister werden würde. Daran erinnert sich Stenzel übrigens bis heute. "Das war eine schöne Zeit damals," hat er sich vor einiger Zeit im RP-Gespräch an die Jahre in Mehr erinnert. Durch einen Tipp von Bekannten war Stenzel auf Mehr aufmerksam geworden, hatte gehört, dass es da günstiges Bauland und schöne Häuser gibt. So landete er am Niederrhein. Gelegenheit für den passionierten Koch, hier viele einheimische Gerichte auszuprobieren. Das geschenkte Schwein inclusive.

Der Ort war damals so etwas wie eine Handball-Hochburg, denn die Nationalspieler gingen bei Vlado Stenzel ein und aus. Auch der spätere Handball-Bundestrainer Heiner Brand war gern gesehener Gast im Ort.

Passenderweise war es Brand dann auch, der als nächster den Titel nach Deutschland holen sollte. Und als das Handball-Team zum zweiten Mal Weltmeister wurde, feierte ebenfalls wieder ganz Mehr. Zu diesem Anlass tauchte auch wieder das riesige Banner auf, mit dem Vlado Stenzel 1978 im Ort begrüßt wurde. Schüler der Vincentiusschule entrollten das Riesending auf dem Schulhof. Keine Frage: Auch Jahrzehnte später ist der "Magier" irgendwie im Ort präsent.

(RP)
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