Sven Esser "Wir sind in unserer Leistung gefestigt"

Emmerich · Handball: Trainer der HSG Wesel schaut trotz des erfolgreichen Saisonverlaufs in der Tabelle lieber immer noch nach unten.

 Trainer Sven Esser hat mit der HSG Wesel die Erwartungen in der Handball-Oberliga bislang klar übertroffen. Der Aufsteiger steht auf dem fünften Tabellenplatz.

Trainer Sven Esser hat mit der HSG Wesel die Erwartungen in der Handball-Oberliga bislang klar übertroffen. Der Aufsteiger steht auf dem fünften Tabellenplatz.

Foto: Jochen Emde

Niederrhein Aufsteiger HSG Wesel nimmt in der Handball-Oberliga nach elf der 26 Spieltage überraschend den fünften Tabellenplatz ein und weist ein positives Punktekonto (13:9) auf. Im Interview spricht der 39-jährige Trainer Sven Esser über den bisherigen Saisonverlauf, die Verletzungsmisere und seine persönliche Zukunft.

Zwischen dem letzten Meisterschaftsspiel in 2016 und dem ersten im neuen Jahr liegen vier Wochen Pause. Können Sie ganz vom Handball abschalten?

Sven Esser Ja, doch das geht schon. Und es muss auch mal sein. Aber nach Weihnachten und den Feiern ins neue Jahr hinein ging es mit dem Training auch schon wieder weiter. So sind das zwei Wochen Pause.

War 2016 mit dem Aufstieg in die Oberliga und dem derzeitigen Platz fünf in der neuen Klasse Ihr erfolgreichstes Jahr als Trainer überhaupt?

Esser Das kann man schwer sagen. Für mich gab es im Jugendbereich auch schon sehr erfolgreiche Jahre, die man nicht unbedingt immer an einer Platzierung messen kann. Im Seniorenbereich war das sicherlich das erfolgreichste Jahr, das wir im Gesamtverein hatten. Mit dem Aufstieg und auch dem Sieg im Kreispokal, der oft vergessen wird, haben wir sehr positive Schlagzeilen geliefert.

Die Oberliga begann mit einer klaren Niederlage in der Heimpartie gegen den TV Angermund. Kamen bei Ihnen nach diesem Spiel Zweifel auf, ob das Potenzial der Mannschaft überhaupt für diese Klasse reicht?

Esser Eigentlich nicht. Wir hatten eine gute Vorbereitung. Und ich wusste, dass wir eine Mannschaft haben, die in der Klasse mitspielen kann. In der zweiten Halbzeit gegen den TV Angermund waren wir allerdings richtig schlecht, die war fürchterlich. Aber es war ja nur das erste Spiel.

Nach Angermund folgte direkt der Überraschungssieg beim Nachbarn MTV Rheinwacht Dinslaken. War dies der Knackpunkt und die Initialzündung für den positiven Verlauf bis zum Jahreswechsel?

Esser Ich will nicht sagen, dass dies der Wendepunkt war. Es war für uns aber unheimlich wichtig, so ein Spiel direkt nach nur einer Trainingseinheit zwischen Angermund und Dinslaken zu haben. Mit der Partie waren wir in der Oberliga angekommen. So ein Nachbarschaftsduell ist auch immer eine besondere Begegnung. Zumal wir unfassbar viele Akteure in den Reihen haben, für die es mit ihrer Hiesfelder Vergangenheit auch noch ein ganz besonderes Spiel war.

Die HSG Wesel liegt acht Zähler vor dem ersten Abstiegsplatz. Beschäftigen Sie sich überhaupt noch mit dem Thema Abstiegskampf?

Esser Natürlich, schließlich ist die Liga sehr ausgeglichen. Wir haben schon ein recht ordentliches Polster. Und wenn wir an unsere Leistungsgrenze gehen, können wir mit jeder Mannschaft mithalten. Ist dies allerdings nicht der Fall, dann können wir auch gegen jedes Team verlieren. Es wäre absolut falsch zu sagen, dass wir mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben. Mit unseren 13 Punkten würden wir sicherlich absteigen.

In der Vorbereitung und auch in den elf Spielen bis zur Winterpause wurde Ihr Team vom Verletzungspech arg gebeutelt. Wo stünde die HSG ohne diese Misere?

Esser Das ist schwer zu sagen. Man kann nicht pauschal behaupten, wir hätten drei Punkte mehr, wenn alle dabei gewesen wären. Es macht uns auch ein bisschen aus, dass wir die Verletzungen gut kompensieren konnten. Das ist gar nicht so selbstverständlich, da viele Spieler doch auf Positionen eingesetzt wurden, die für sie nicht gerade die erste Wahl sind.

Wen erwarten Sie am 15. Januar im Heimspiel gegen den TV Lobberich von den Verletzten wieder zurück?

Esser Daniel Weber und Niklas Weghaus waren schon wieder dabei, auch wenn sie noch nicht zu hundert Prozent fit waren. Bis auf Richard Kalus und Dominik Weber, der wohl an der Schulter operiert werden muss, rechne ich gegen Lobberich erst einmal mit allen Akteuren unseres Kaders.

Ist Ihre Zielsetzung immer noch der Klassenerhalt oder denkt die HSG Wesen jetzt an höhere Tabellenregionen?

Esser Aufsteiger werden wir nicht, da bin ich mir sicher. Aber die Saison, als uns der Sprung von der Landes- in die Verbandsliga gelungen ist, sollte Warnung genug sein. Da haben wir nach einer klasse Hinrunde den Aufstieg in der zweiten Serie fast noch verbockt. Unser erster Blick sollte nun darauf gerichtet sein, mindestens drei Teams hinter uns zu lassen. Denn man weiß schließlich noch nicht, was in den oberen Klassen passiert. Wenn wir das erreicht haben und unsere Leistung abrufen, schauen wir schon nach vorne - vielleicht in Richtung fünfter oder sechster Platz. In unserer Leistung sind wir mittlerweile schon ziemlich gefestigt.

Sie sind nun im vierten Jahr wieder Trainer bei der HSG Wesel. Wird daraus noch ein fünftes Jahr oder wie sieht die Planung aus?

Esser Die Planungen sind schon so, dass es auch ein fünftes Jahr geben kann. Wir werden uns zeitnah zusammensetzen, die Gespräche können wir recht entspannt angehen. Wir werden den Weg, den wir eingeschlagen haben, wohl weitergehen. Die letzten vier Jahre haben gezeigt, dass es nicht der schlechteste Weg ist.

RALF POLLMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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