Rees Sprache wichtig für die Integration

Frauenrechtlerin Serap Cileli hatte im RP-Gespräch das Urteil ausdrücklich begrüßt. Endlich sei ein Hintermann zur Verantwortung gezogen worden. Allerdings hatte sie Zweifel, ob das Urteil eine abschreckende Wirkung auf Dauer haben werde.

Zwangsverheiratung müsste ein eigener Straftatbestand im Strafgesetzbuch, ist ihre Forderung. Sie kennt zahlreiche solcher Fälle. Das Verhalten von Gülsüm sei typisch gewesen, die sich trotz Gewalt durch den Vater nicht von der Familie lösen konnte. Die Familie habe in Rees abgeschottet gelebt, heißt es. Auch zu anderen kurdischen Familien habe es kaum Kontakt gegeben, weil der Vater weder türkisch noch kurdisch, sondern arabisch sprach.

Inzwischen werde auch unter Reeser Kurden kaum mehr über das Thema gesprochen. Mit dem Urteil sei der Fall abgehakt, zudem werde eben immer wieder darauf verwiesen, dass die Familie ja aus einem ganz anderem Umfeld komme. Sie stammt aus der Grenzregion zu Syrien in Ostanatolien.

Unter kurdischen Jugendliche in Rees sei der Hintergrund des Falles kein offenes Thema. Interessanter sei für viele das Strafmaß gewesen, so Markus Zeppen vom Jugendhaus Remix. Die Einrichtung bemüht sich schon lange um Begegnungen von kurdischen und deutschen Jugendlichen. Das geschehe inzwischen ganz unbefangen.

Bei der Nacht der Jugend am Wochenende etwa waren die kurdischen Jugendlichen mit einem Hip Hop Angebot dabei. Auch kurdische Mädchen besuchen die Einrichtung. Wichtig sei, keine unterschiedlichen Angebote für Jungen und Mädchen zu machen, sondern Begegnungen zu fördern, so Zeppen. "Wichtig ist, dass jeder seine Eigenständigkeit bewahrt, wichtig ist dabei aber auch, dass jeder die Eigenarten des anderen kennt und akzeptiert.”

Ein entscheidender Grundsatz im Remix: "Wir legen Wert darauf, dass Deutsch gesprochen wird. Dabei geht es auch um Vertrauen. Zudem ist Sprache ein wichtiger Indikator für Integration.”

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