Brauchtum Die Schleppjagd in Haldern - ein Gedicht

Emmerich · Von weit her kommen sie gefahren, mit Pferdehängern, schon seit Jahren. Fremde und Reiter aus Schwarzenstein geben sich ein Stelldichein.

 Die Schleppjagd in Haldern - ein Spektakel zum Hingucken.

Die Schleppjagd in Haldern - ein Spektakel zum Hingucken.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Wagen für Wagen wird ausgeladen, ein paar Reiter mehr kann ja nicht schaden. Auch Aktive aus unserem Verein, stellen sich hier in die Reihen.

Die Zuschauer - alles Kenner heute - das Einzige, was fehlt, ist die Hundemeute.

Jetzt muss man noch zwei Gruppen einteilen, das springende Feld muss sich beeilen. Dann geht es los, der Fährtenleger ist nicht allein, ist schon voraus mit zwei Reitern vom hiesigen Reiterverein.

Auch die zweite Gruppe ist aufgesessen, jetzt hätte man noch bald die Hunde vergessen. Das hat man wahrscheinlich extra gemacht, sonst hätte es die Tiere durcheinander gebracht.

Den Hänger los - mit Geläute wie ein Blitz - kamen 40 Hunde angeflitzt. Doch die Hunde, gar nicht dumm, um die blaue Tonne rum. Das roch so gut, nach einem Tier, die Nase hoch: "Wir bleiben hier".

Der Houndsman bläst nur einmal ins Horn, schon haben sie den Kampf verloren. Jetzt noch "Aufbruch zur Jagd" geblasen und ab geht die Post über den Rasen.

Der Houndsman und seine drei Equipagen mussten jetzt der Meute nachjagen. Gefolgt von den Reitern vom ersten Feld, die hatten sich das auch leichter vorgestellt. Jetzt gilt es den Hunden nachzureiten, manche sehn sie nur von weitem. Der Leithund voraus, der Schweißspur nachgehn, die Zuschauer auf dem Wagen können es am besten sehn. Der Fährtenleger ist schon voraus, bis bei Lütkehans vorm Haus. Hier bleiben wir dann auch mal stehn, denn man kann zwei Sprünge sehn.

Bei Lütkehans ist "Pulvermanns Grab", da warf es schon manchen Reiter ab.

Gefährlich für die Reiter, die jungen, viele sind hier nicht gesprungen. Willst du haben kein Malheur, dann reitest du durchs Nagelöhr. Das springende Feld ist schon lange weiter, da kommt zu Fuß ein junger Reiter. Nichts passiert, wunderbar, die Malteser waren auch schon da.

Die Zuschauer Karawane fährt zurück zum Reitplatz dann. Die Hunde sind noch nicht zu sehn, die wollen noch ne Runde drehn.

Jetzt kommt es auf den Houndsman an, ob er die Meute leiten kann. Dabei sind dann auch drei Begleiter, Jagd vorbei, es geht nicht weiter. Ein paarmal hört man dann sein Horn, aus ist es mit dem Drang nach vorn. Der Leithund dreht auf der Stelle um, denn die Tiere sind nicht dumm.

Hatz vorbei, es war ne Wonne! Gleich zum Platz, zur blauen Tonne. Wo sie ein paar Runden drehn, wollen ja da Wildbret sehn.

Die Tonne wird umgedreht, nicht zu schnell, die Meute rührt sich nicht von der Stell'bis der Chef gibt ein Signal, dann verdrück dich besser mal!

Beißen und zerren von allen Seiten, um den Pansen den Garaus zu bereiten. Jeder Hund, der wird versuchen, was zu erwischen, von dem Kuchen.

Man ist vom Anblick noch ganz benommen, allein dafür lohnt es sich hierher zu kommen. Denke zurück an die Nachkriegsjahre, wo viele von uns selber hungrig waren.

Dann ins Casino, nicht nach Haus, das sieht ja schon ganz lecker aus. Es riecht nach Wurst und grüne Bohnen, hier bleiben wir, das wird sich lohnen. Nach danken an alle, die hier gewesen, diesmal werden die Bläser nicht vergessen, kommt noch ein dreimaliges "Horrido Jo-Ho", das macht man unter Freunden so. Nach einem Bierchen vom Casinotresen, kommt unser Jagdhorngruß: "Zum Essen", für Jäger ein beliebtes Stück. Alle Bläser haben nicht das Glück, einen herrlichen Tag zu erleben, der uns alle erfreute. Reiter sind doch besondere Leute.

Günter Berger, Haldern.

(RP)
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