Emmerich Starke Kontraste im Zeichen des Brexit

Emmerich · Ab Sonntag zeigt das Haus im Park unter dem Titel "Ausländer" spannende Porträtfotos von Peter Remke. Der gebürtige Emmericher lebt seit mehr als zwei Jahrzehnten in England und fragt sich jetzt: "Bin ich hier noch willkommen?"

Emmerich: Starke Kontraste im Zeichen des Brexit
Foto: Markus Balser

Auch in seiner alten Heimat kann Peter Remke den Finger nicht vom Auslöser lassen. Zahlreiche Fotos hat er bereits in Emmerich mit seiner kleinen, unscheinbaren Kamera geschossen. Dabei ist er gerade mal erst seit wenigen Tagen hier. Ab dem morgigen Sonntag können sich Besucher des Hauses im Park ein Bild davon machen, was der 49-Jährige ansonsten mit seiner Panasonic Lumix festhält. Dann nämlich wird die Ausstellung "Ausländer" eröffnet.

Präsentiert werden dabei rund 40 Fotografien, die Remke überwiegend in diesem Jahr in England aufnahm. Dort lebt der gebürtige Emmericher seit über zwei Jahrzehnten. Zunächst im Londoner Stadtteil Tottenham, jetzt in Southend-on-Sea an der Themsemündung. Auf die Insel hatte es ihn bereits in jungen Jahren gezogen. Mit der Band "Pink Turns Blue" war er dort als Gitarrist unterwegs, studierte danach Kunst und kam über das Video-Filmen zum Fotografieren.

Die Ausstellung, die jetzt in Emmerich präsentiert wird, wurde von seiner Partnerin Nadya Ostroff kuratiert. Die Fotoserien sind in zwei Bereiche unterteilt. Während im Obergeschoss der kleinen Galerie im Rheinpark Schnappschüsse aus dem Süd-Osten Englands - "Life by the Sea" - gezeigt werden, sind im Erdgeschoss spannende Porträtfotos zu sehen, die Remke in seinem Bekanntenkreis aufnahm. "Ausländer" heißt diese Reihe, in der der Fotograf der Frage nachging, was es bedeutet, in Zeiten des Brexit als Außenseiter in Großbritannien zu leben.

"Als Deutscher habe ich bislang ohne Probleme in England leben können. Aber nach der Brexit-Wahl kam ein Schock. Nicht nur ich habe mich gefragt, bin ich hier noch willkommen?", erklärt Remke. Also machte er sich mit seiner Kamera auf den Weg. Fotografierte Freunde und Bekannte. Etwa ein Paar, das für den den Ausstieg aus der EU stimmte, weil ihm erzählt wurde, dass andernfalls England von Einwanderern überflutet werde. Jetzt bedauern die beiden ihr Votum. Denn die wirtschaftlichen Nachteile des Brexit zeichneten sich bereits langsam ab, weiß Remke.

 Skurrile Persönlichkeiten, schnelle Schnappschüsse: Peter Remke (oben) hat das Auge für den richtigen Moment und interessante Typen.

Skurrile Persönlichkeiten, schnelle Schnappschüsse: Peter Remke (oben) hat das Auge für den richtigen Moment und interessante Typen.

Foto: Markus. van Offern & M. Balser (Repro)

Seine Fotos, allesamt in kontrastreichem Schwarz-Weiß gehalten, sind mehr als nur Momentaufnahmen. Sie erzählen kleine Geschichten, sind mit nur einem Bild eingefangene Reportagen. Etwa die über eine Frau, die in einer total chaotischen Wohnung zu leben scheint. Wie herzlich sie aber ist, lässt sich an der Art erkennen, wie sie ihren Hund hält, ihn geradezu umarmt. Und dass sie tatsächlich ein großes Herz hat, durfte Peter Remke selbst erfahren: "Als uns in Tottenham unsere Wohnung gekündigt wurde, hat sie uns sehr geholfen", erzählt er.

Peter Remkes Porträtfotos sind authentisch. Nichts ist gestellt. Die Aufnahmen entstanden alle in den Wohnungen seiner Bekannten, die so belassen wurden, wie sie auch normalerweise aussehen. Auch technisch hat Remke kaum nachgeholfen, nur hier und da den Kontrast nachgebessert. So zeigt er London wie es ist. Ein Schmelztiegel mit jeder Menge skurriler Persönlichkeiten. Typisch britisch? Man könnte die Fragen stellen, was das heißen soll, angesichts so vieler verschiedner Biographien und Persönlichkeiten.

Auf der Insel hat Remke, der dort als freischaffender Künstler - als Filmemacher, Fotograf und beim Rundfunk - arbeitet, schon diverse Ausstellungen bestritten. Unter anderem im Trafalgar Hilton Hotel und im London Oxo Tower. Dass er jetzt seine Bilder auch in Emmerich zeigt, hat mit Werner Steinecke vom Kunstverein Emmerich zu tun. Er war früher Remkes Lehrer am Hansagymnasium und holte jetzt seinen alten Schüler zurück ins Haus im Park.

Die Ausstellung wird am morgigen Sonntag um 11 Uhr eröffnet. Die gezeigten Fotos werden auch zum Verkauf angeboten.

(RP)
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