Rees Starkregen: "Eden" spricht mit Ministerium

Rees · Die Folgen der Starkregenfälle im Juni letzten Jahres waren Anlass für ein Treffen von Mitgliedern der Bürgerinitiative "Eden" mit Vertretern des Umweltministeriums und der Bezirksregierung.

 Das Luftbild zeigt, in welchem Maße Haffen (rechts, Mitte) von Wasser umgeben ist.

Das Luftbild zeigt, in welchem Maße Haffen (rechts, Mitte) von Wasser umgeben ist.

Foto: Eden

Für "Eden" nahmen Melanie Gronau und Dr. Leo Rehm sowie der Dipl. Hydrogeologe Dr. Manfred Dümmer (Arbeitskreis Wasser des BUND NRW) teil. Erörtert wurden die wahrscheinlichen Ursachen der lang anhaltenden hohen Grundwasserstände, die unzureichende Hinterland-Entwässerung und der mögliche negative Einfluss des "Wasserparkens" in den Baggerlöchern. Die zentrale Frage: Welche Veränderungen könnten die seit Jahrzehnten betriebenen Kiesabgrabungen im Polder Bislich- Rees auf die einstigen Grundwasserverhältnisse und das gut funktionierende Hinterlandentwässerungssystem bewirkt haben?

"Eden" bemängelte bei dem Gespräch, dass ein Großteil des Graben-Entwässerungssystemes, welches Oberflächenwasser (von (Stark-)Regenfällen, aber auch Qualmwasser bei Rheinhochständen) aufnimmt und fortleitet, aufgrund der Vielzahl der Baggerlöcher in großen Teilen zerstört wurde. Bei der Anlage von Baggerlöchern wird mit dem wasserführenden Kieslager als Ausbeute auch die Aue-Lehmschicht großflächig entfernt, die eigentlich einen zeitverzögernden Schutz gegen aufsteigendes Qualmwasser bietet. Im Rheinhochwasserfall kommt es dann zu einer höheren Belastung des Deichhinterlandes durch das "von unten" ungehindert in die Baggerlöcher einströmende Grundwasser. Dieses nun in größerer Menge anfallende Wasser (gegenüber Urzustand) drückt natürlich über den Grundwasserleiter zusammen mit dem anströmenden landseitigen Grundwasser in das Umland. Zusätzlich wird dieses "vermehrte Wasser" aus den Baggerlöchern über das noch vorhandene Grabensystem ausgeleitet. "Eden" und der Hydrogeologe Dr. Manfred Dümmer halten eine grundsätzliche Prüfung für notwendig, ob das verbliebene Entwässerungssystem des Deichhinterlandes überhaupt für eine Mehrfachbelastung ausgelegt ist.

Weiterhin hält "Eden" das unflexible Stauwehr in der Haffenschen Landwehr, dem Endstück des "Ausleitgrabens", für einen Flaschenhals bei Extremereignissen. Notwendig wäre ein regulierbares Wehr zur Steuerung des Pegels des Haagener Meeres, was womöglich auch einen Einfluss auf den Grundwasserabfluss aus Mehrhoog hat.

Angesprochen wurde von Monika Gronau und Dr. Leo Rehm auch die Pflege der großen Ausleitgewässer und der "kleineren" Entwässerungsgräben, wozu vor allem die Nivellierung, regelmäßige Entschlammung und auch die Reinigung von Straßendurchlässen gehören.

Jahrhundertelang wurde Qualmwasser und Regenwasser bei Rheinhochständen stets über das stark verzweigte Grabensystem aus dem Deichhinterland ausgeleitet und seit 1927 sogar noch effektiver zum Schutz der Bevölkerung und der Landwirtschaft durch das Pumpwerk an der Haffenschen Landwehr herausgepumpt. Heute wird diese leistungsstarke Vorgehensweise vom Deichverband mit der Begründung "Stromkosten sparen" nicht mehr praktiziert. Einen Entlastungseffekt durch "Parken" von Oberflächenwasser in Baggerlöchern bezweifelt "Eden". Diese Problematik wurde im Ministerium eingehend erörtert. Das vom Deichverband Bislich-Landesgrenze angegebene "effektive Einleiten" des Wassers der Starkregenfälle im Juni 2016 wird von "Eden" erheblich angezweifelt. Die Initiative hält es für absolut notwendig, dass in ähnlichen Fällen wieder die Pumpen an der Landwehr sowie am Schöpfwerk Lohrward eingesetzt werden.

Ergebnis der Besprechung war unter anderem, dass die Unterhaltung des Entwässerungssystemes durch den Deichverband in Zusammenarbeit mit Aufsichtsbehörden überprüft wird. Da durch die großflächigen Abgrabungen zwischen Bislich/Rees die Grundwasserverhältnisse grundlegend verändert und gleichzeitig das bewährte Grabenentwässerungssystem zerstört wurde, fordert "Eden" das gesamte Gebiet hydrogeologisch mit all seinen Parametern zu untersuchen und hieraus dann zum Schutz der Bevölkerung ein Wassermanagement zur Vermeidung von Grundwasserhochständen umzusetzen.

Umweltministerium und Bezirksregierung werden die Kritik und Vorschläge von "Eden" mit Deichverband und Unterer Wasserbehörde mit dem Ziel kommunizieren, die fachlichen Argumente mit der BI auszutauschen und das weitere Vorgehen gemeinsam abzustimmen. www.eden-niederrhein.de

(RP)
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