Emmerich Striche, die zu Farbspielen werden

Emmerich · "Farbe, Form, Konzept": Am Sonntag wird die nächste Ausstellung im PAN eröffnet. Die Bottroper Künstlerin Brigitte Wiegmann zeigt interessante Bilder aus ihrer gesamten Schaffensphase. Sie bannt auch Musik auf die Leinwand.

 "Positionen zum Quadrat" heißt dieser Bilderzyklus. Brigitte Wiegmann hat ihn mit Ölkreide entstehen lassen.

"Positionen zum Quadrat" heißt dieser Bilderzyklus. Brigitte Wiegmann hat ihn mit Ölkreide entstehen lassen.

Foto: Lindekamp

Am Anfang ist der Strich. Und aus einem solchen lässt Brigitte Wiegmann mit einem Ölkreidestift beeindruckende Bilder mit satten Farben entstehen. In Rot, Grün, Blau oder Gelb, manchmal auch kombiniert mit Schwarz und Weiß. Nicht gemalt, sondern gezeichnet - eine Fläche, die aus zahllosen Strichen besteht.

Das PAN zeigt ab Sonntag mehr als 250 Bilder Wiegmanns, die oft erst im Zusammenspiel ihre volle Wirkung entfalten. Die Bottroper Künstlerin kann auf eine beeindruckende Vita zurückblicken. Seit den 80er Jahren hat sie in ganz Deutschland ausgestellt. Etliche ihrer Werke sind im Besitz namhafter Museen. Bilder aus ihrer gesamten Schaffensphase werden ab Sonntag in Emmerich zu sehen sein. Es ist das erste Mal, dass eine solche umfassende Zusammenstellung ihrer Werke gezeigt wird.

Brigitte Wiegmann definiert sich in erster Linie als Zeichnerin. Seit den 70er Jahren beschäftigt sie sich mit Kunstgeschichte. Die Schriften Wassily Kandinskys und die Bauhaus-Künstler dienten ihr als Inspiration.

Diese Einflüsse spiegeln sich etwa in den "Farbpartituren" wider, Bilderserien, die jeweils einer Farbe gewidmet sind, deren ganze Bandbreite sie ausschöpft. Neben den Primärfarben Gelb, Rot und Blau hat sie sich auch das Grün dazugeholt. Schicht um Schicht erarbeitet sie sich dabei ein Farbspektrum. Eine Vorgehensweise, die sich auch in den Zyklen "Farbe, Rhythmus, Raum" oder den "Positionen zum Quadrat" fortsetzt.

"Nach Vollendung eines Bildes habe ich bereits Hunger auf das nächste", erklärt Brigitte Wiegmann, die an den einzelnen Werken ihrer Serien oft nur minimale Veränderungen vornimmt, geringfügig unterschiedliche Farbschattierungen einsetzt und damit dennoch einen verblüffenden Effekt des Farbenspiels erzielt.

Diese zwischen den Jahren 2000 und 2015 entstandenen und eher streng komponierten Bilder stehen im Mittelpunkt der Ausstellung - und fast in völligem Gegensatz zu denen, die am Anfang ihrer Karriere entstanden. Und bereits mit diesem Frühwerk, das ebenfalls im PAN gezeigt wird, machte sich Brigitte Wiegmann einen Namen. Dabei bannte sie Musik auf die Leinwand, in dem sie ihre Hände von Tönen führen ließ.

Ihre Version der "Toccata" von Johann Sebastian Bach erweckt Assoziationen an eine Orgel oder ein Bühnenhaus. Die Bilderserie "Jazz" wirkt wie eine vom Wind zusammengewürfelte, beschwingte Collage. Noch expressiver sind ihre Darstellungen der Werke Béla Bartoks, John Cages und vor allem Karlheinz Stockhausens. Diese nervösen Feder- und Tuschpinselzeichnungen scheinen förmlich zu explodieren.

(RP)
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