Emmerich Strommasten kommen aus Dänemark

Emmerich · Die Arbeiten an der 57 Kilometer langen Höchstspannungsleitung zwischen Wesel und Doetinchem (NL) schreiten weiter voran. In dieser Woche begann Amprion mit einem Pilotprojekt.

 Im Hintergrund der aktuellen Baustelle steht bereits der erste Vollwandmast mit seinen drei geschwungenen Traversenebenen.

Im Hintergrund der aktuellen Baustelle steht bereits der erste Vollwandmast mit seinen drei geschwungenen Traversenebenen.

Foto: Scholten

Auf der sieben Kilometer langen Teilstrecke zwischen Millingen und Anholt werden erstmals Vollwandmasten errichtet. Der vom Übertragungsnetzbetreiber Amprion (gehört zum RWE-Konzern) mitentwickelte Masttyp ist teurer und aufwändiger im Bau als die bislang verwendeten Stahlgittermasten. Im Vergleich wirken die Vollwandmasten schlanker und passen sich farblich dem weißgrauen Herbsthimmel an.

Die eingeladenen Pressevertreter sollten gestern miterleben, wie an der Landwehr in Isselburg der zweite Vollwandmast aufgestockt wird. Doch der starke Wind machte einen Strich durch die Rechnung. Projektleiter Stefan Blödow und Baukontrolleur Bernd Meckenstock gaben den Kranfahrern und Steigern aus Sicherheitsgründen kein grünes Licht für die Maßnahme. Am Montag und Dienstag war auf der gegenüberliegenden Seite der Bundesautobahn bereits der erste Vollwandmast fertiggestellt worden. "Aktuell sammeln wir Erfahrungen und brauchen zwei Tage pro Mast", sagt Stefan Blödow. "Sobald die Routine da ist, reicht uns vermutlich ein Tag pro Mast."

Jeder Vollwandmast wiegt bis zu 170 Tonnen, ragt bis zu 18 Meter in die Tiefe und führt die Höchstspannungsleitungen über drei geschwungene Traversenebenen mit einer Ausladung von zirka acht Metern. Bis Ende Februar sollen 22 Vollwandmasten, deren Einzelteile bis zu 55 Tonnen wiegen und nachts mit Schwertransportern aus Dänemark angeliefert werden, zwischen Millingen und Anholt aufgestellt sein. Auf niederländischer Seite hat der Netzbetreiber TenneT die 22 Kilometer lange Höchstspannungsleitung zwischen der deutsch-niederländischen Landesgrenze und Doetinchem fast fertiggestellt.

Von der Umspannanlage Niederrhein bei Wesel bis zum Punkt Wittenhorst kann Amprion durchgehend den Trassenraum bereits bestehender Freileitungen nutzen. Auf diesen 17 Kilometern wurden und werden die bestehenden 220-Kilovolt- und 110-Kilovolt-Leitungen demontiert und durch neue Leitungen in der vorhandenen Trasse ersetzt. Amprion baut mehr als bestehende 100 Masten ab, errichtet zugleich aber zehn neue Masten mit einer Höhe um 65 Metern und rund 50 Masten mit einer Höhe von 40 Metern.

Die sieben Kilometer lange Teilstrecke zwischen Millingen und Landesgrenze wurde für das Vollwandmast-Pilotprojekt ausgewählt, weil dort lediglich zwei 380-Kilovolt-Stromkreise geführt werden. Die übrigen 28 Kilometer von Millingen bis Wesel führen zusätzliche 110-Kilovolt-Stromkreise mit. Zwei Generalunternehmer werden im Frühjahr 2018 damit beginnen, die Höchstspannungsleitungen ab Millingen bzw. ab der Landesgrenze von Mast zu Mast zu spannen. "Sie werden sich dann in der Mitte treffen", sagt Projektleiter Stefan Blödow. In dieser Phase sei an der Landwehr in Isselburg auch mit einer kurzzeitigen Vollsperrung der Autobahn ("vielleicht zehn Minuten") zu rechnen.

Amprion-Sprecherin Sina Rohloff rechnet mit einer Inbetriebnahme der 57 Kilometer langen, grenzüberschreitenden Höchstspannungsleitung im September 2018. Dies solle mit einer "großen Sause" in der Grenzregion gefeiert werden. Ziel des - auf deutscher Seite - zirka 105 Millionen Euro teuren Projektes sei es, die Transportapazität zwischen den Übertragungsnetzen von Amprion und dem niederländischen Netzbetreiber TenneT um bis zu 50 Prozent zu erhöhen. "Das trägt wesentlich zum stärkeren Zusammenwachsen der regionalen Märkte bei und steigert zugleich die Systemsicherheit erheblich", sagt Sina Rohloff.

(RP)
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