Isselburg Tod der Wölfin erzürnt Wildpark-Fans

Isselburg · Nachdem die Betäubung der entlaufenen Wölfin mehrfach gescheitert war, wurde das Tier am Sonntag erschossen - viele Menschen sind entsetzt. Der Wildpark Anholter Schweiz und das Ordnungsamt Isselburg verteidigen den Schritt.

 Die Wölfin war am 14. September in eine vom Wildpark aufgestellte Fotofalle gelaufen - vermutlich versuchte das Tier, zu seinem Rudel zurückzukehren.

Die Wölfin war am 14. September in eine vom Wildpark aufgestellte Fotofalle gelaufen - vermutlich versuchte das Tier, zu seinem Rudel zurückzukehren.

Foto: Biotopwildpark Anholt

Der Tod der Wölfin im Wildbiotoppark Anholter Schweiz beschäftigt weiterhin die Gemüter. Nachdem das anderthalb Jahre alte Tier, das am 5. September aus seinem Gehege ausgerissen war und sich zwölf Tage lang auf dem Gelände des Parks nicht mehr einfangen ließ, am Sonntagmorgen erschossen wurde, wird im Internet vor allem eine Frage diskutiert: "Warum war das Gewehr statt mit einer todbringenden Kugel nicht mit Betäubungsmittel geladen?"

Die Pächterin des Wildparks, Monika Westerhoff-Boland, veröffentlichte die Erklärung, die sie am Sonntag bei einer Pressekonferenz verlas, inzwischen auf der Facebook-Seite der Anholter Schweiz und geht darin auch auf die Frage der Betäubung ein. Bereits am Freitag hätten Dr. Anne Brömmling, die Tierärztin des Parks, und ein Mitarbeiter des Veterinäramts Recklinghausen versucht, die Wölfin mit Hilfe eines Narkosegewehrs zu narkotisieren. "Der Wolf wurde getroffen, wir gehen aber davon aus, dass der Pfeil nicht ausgelöst wurde oder am Schulterblatt abgeprallt ist", heißt es in der Erklärung. "Außerdem handelt es sich nicht um eine Zielscheibe, sondern um ein Tier in Bewegung, das in den Oberschenkel oder in die Kruppe getroffen werden muss."

 Anne Brömmling, Monika Westerhoff-Boland, Frank Schaffeld und Rolf Schwartke (v. l.) bei der Pressekonferenz im Tierpark

Anne Brömmling, Monika Westerhoff-Boland, Frank Schaffeld und Rolf Schwartke (v. l.) bei der Pressekonferenz im Tierpark

Foto: Scholten

Westerhoff-Boland schreibt weiter: "Wir riefen viele Zoos und Einrichtungen an, um weitere Personen mit Narkosegewehren anzufordern. Dies erwies sich als schwierig, da viele arbeiten mussten und andere auf der EAZA-Konferenz (Europäische Vereinigung für Zoos und Aquarien) waren. Abgesehen davon stellten wir fest, dass es eigentlich viel zu wenig Personen gibt, die autorisiert sind, mit Narkosegewehren zu schießen."

Die letzten Minuten der Wölfin, die über den Außenzaun des Parks zu springen drohte, schildert die Pächterin so: "Am Sonntagmorgen versuchten wir mit einer kleinen Mannschaft nochmals, den Wolf dorthin zu drücken, wo wieder Frau Dr. Anne Brömmling mit ihrem Narkosegewehr stand. Außerdem forderten wir Kugelschützen an, um uns selbst zu schützen. Leider konnten wir den Wolf nicht mehr dorthin leiten, wo eine Narkose mittels Distanzimmobilisation möglich gewesen wäre. Er hielt sich nur noch am Außenzaun der Pferdehorster Straße auf. Als er versuchte, den Zaun zu überspringen, mussten wir schweren Herzens schießen."

Frank Schaffeld, Leiter des Ordnungsamts der Stadt Isselburg, verteidigt das Handeln des Wildparks. Es sei das oberste Ziel und eine strikte Vorgabe aller Behörden gewesen, die öffentliche Sicherheit zu wahren, und die Wölfin nicht aus dem Park entkommen zu lassen. Schaffeld lobte die Zusammenarbeit mit dem Wildpark, der "auf eigene Kosten und mit einem enormen Aufwand" alles dafür getan habe, die Vorgaben der Stadt Isselburg auszuführen.

An anderen Stellen, betonte Schaffeld, wäre der Wolf mitunter viel früher erschossen worden. In der Anholter Schweiz sei hingegen zwölf Tage und Nächte lang jeder erdenkliche Versuch unternommen worden, das Leben des Wolfes zu schützen.

Eine Facebook-Nutzerin wusste dieses Engagement zu würdigen: "Lieber Tierpark, ihr habt zwei Wochen versucht, das Tier lebend ins Gehege zu bringen. Ihr habt viele Profis gefragt und euch Hilfe geholt. Andere hätten schon nach einem Tag das Gewehr benutzt. Ich komme gern zu euch, denn ich weiß, ihr gebt allen Tieren die Wertschätzung und gebt euer Bestes." Andere Kommentatoren vertraten eine ándere Meinung: "Bei so viel Inkompetenz von Seiten des Tierparks sollte man denen alle Tiere wegnehmen." Eine Emmericherin startete am Sonntag gar eine Online-Petition zur Schließung des Tierparks.

Monika Westerhoff-Boland zeigte bei der Pressekonferenz durchaus Verständnis für die emotionalen Reaktionen der Wolfsliebhaber, bat aber zugleich um Einsicht, dass der Wildpark die "ordnungsbehördlichen Maßnahmen" der Stadt Isselburg umsetzen musste, um die Sicherheit der Bürger zu wahren. Die tote Wölfin wird derzeit in einem Kühlraum des Parks aufbewahrt. "Vielleicht will das Veterinäramt des Kreises Borken das Tier noch sehen", sagt die Pächterin.

Die zwei Wölfinnen, die - wie das am 5. September entflohene Tier - in einen anderen Wildpark ausgesiedelt werden sollten, bleiben vorerst in Anholt. "Erst muss Ruhe einkehren, danach werden wir beraten, ob sie die Reise tatsächlich antreten sollen", sagt Tierärztin Anne Brömmling und ergänzt: "So etwas wie in den letzten zwei Wochen wollen wir nie wieder erleben." Der Wildpark, der seit Sonntag wieder für Besucher geöffnet ist, will den Außenzaun des Wolfsgeheges durch zusätzliche Matten im oberen Teil nachrüsten und das Absperrgehege mit einem Maschendraht überspannen.

(RP)
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