Leichenfund in Emmerich Opfer könnte Täter als Sexpartner im Internet kennengelernt haben

Emmerich · Im Fall des 77-Jährigen, der am Freitag in seinem Haus in Emmerich-Elten tot aufgefunden wurde, ermittelt die Polizei in alle Richtungen. Eine Theorie ist, dass das Opfer den Täter im Internet kennenlernte. Die Details des Falls weisen auf einen Kampf hin, der im gesamten Haus stattfand.

 Am Freitag sammelten die Ermittler Spuren im Haus des 77-jährigen Toten in Emmerich.

Am Freitag sammelten die Ermittler Spuren im Haus des 77-jährigen Toten in Emmerich.

Foto: Markus van Offern

Der 77-jährige, der am Freitag tot in seinem Haus an der Abteistraße in Elten aufgefunden wurde, ist durch "massive Gewalteinwirkung" zu Tode gekommen. Das habe die Obduktion am Samstag ergeben, teilten die Polizei Krefeld und Kleve sowie die Staatsanwaltschaft Kleve Sonntag bei einer Pressekonferenz mit. Die Ermittler hätten im gesamten Haus Spuren des Tatgeschehens gefunden, weshalb die Untersuchungen der Mordkommission wohl noch Tage andauern würden. "Wir haben ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen Mordes eröffnet", sagte Hendrik Timmer von der Staatsanwaltschaft. "Wir wissen noch nicht, ob es sich beim Täter um einen Mann, eine Frau oder mehrere Täter handelt." Ermittelt werde in alle Richtungen; es gebe aber verschiedene Hinweise, dass der 77-Jährige Kontakte zum homosexuellen Milieu hatte. Fest steht für die Ermittler, dass das Opfer selbst die Tür geöffnet hat, mehrere tausend Euro sollen der oder die Täter zudem erbeutet haben. Die Tatzeit liege zwischen 16.30 Uhr am Donnerstag und 8 Uhr am Freitag, sagte Gerd Hoppmann, Leiter der 24-köpfigen Mordkommission.

Der 77-Jährige war zwar im Ruhestand, aber noch als Betriebsleiter der Star-Tankstelle in Elten tätig. Auf Videoaufnahmen war laut Polizei zu erkennen, dass er am Donnerstag gegen 16.20 Uhr mit seinem weißen Mercedes dort wegfuhr. "Hier bitten wir um die Mitarbeit der Bevölkerung", sagte Hoppmann. "Wir würden gerne wissen, ob das Opfer jemanden getroffen und ob jemand das Fahrzeug zwischendurch gesehen hat." Nach der Tat stand es abgeschlossen in der Garage.

Als der 77-Jährige am Freitag um 8 Uhr nicht zur Arbeit erschien, erläuterten die Ermittler Sonntag, wurde ein junger Auszubildender zum Nachschauen geschickt. Da er Blutspuren an der Haustür entdeckte, wurde der Stiefsohn informiert, der einen Zweitschlüssel besitzt. Als der Stiefsohn die Haustür öffnete, kam ihm Wasser entgegen. Der oder die Täter, so die Polizei, hätten alle Wasserhähne aufgedreht und die Abläufe verstopft, so dass es zu einer Überschwemmung im Haus kam. Die umgehend alarmierte Polizei fand das Opfer dann am Fuße der Kellertreppe tot auf.

Der oder die Täter haben sehr brutal zugeschlagen. Durch stumpfe Gewalt kam es zu Brüchen im Gesichts- und Kopfbereich, an denen das Opfer verstarb. Den Gegenstand, mit dem der 77-Jährige getötet wurde, hat die Polizei sichergestellt, aus ermittlungstechnischen Gründen wurde darüber keine weitere Auskunft gegeben. Der Körper wies außerdem Stichverletzungen auf, an den Händen waren Abwehrverletzungen in Form von Schnitten. Blutspuren wurden in allen Etagen des zweigeschossigen Hauses gefunden, durch das viele Wasser waren einige Spuren verwischt. Zurzeit sei man dabei, die Spuren zu bearbeiten, hieß es Sonntag. So wisse man beispielsweise noch nicht, wem die Blutspuren an der Haustür zuzuordnen sind.

Nach der Spurenaufnahme im Haus wurde damit begonnen, im Umfeld des Opfers zu ermitteln. "Wir haben Nachbarn, Familie, Freunde und Mitarbeiter befragt. Alle berichten von einem seriösen, angesehenen, freundlichen und hilfsbereiten Mann, der im Männergesangsverein und als Orgelspieler in der Kirche engagiert war", sagte Hoppmann. Das Opfer galt als vermögend, hat früher als regionaler Leiter einer Handelskette gearbeitet. Der 77-Jährige war 43 Jahre lang verheiratet, seine Frau starb vor etwa vier Jahren. "Es gab konkrete Anhaltspunkte, dass er Kontakte zu Personen aus dem homosexuellen Milieu suchte", so Hoppmann. Unter anderem habe er Kontakt über die sozialen Medien aufgenommen.

Durch diesen Umgang mit Fremden könne sich ein deutliches Gefahrenpotenzial ergeben, sagte der Leiter der Mordkommission. Es könne sich aber auch um eine Tat aus Eifersucht oder einen Raubüberfall handeln.

(hpaw)
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