Emmerich Totschläger nach TV-Bericht gefasst

Emmerich · Der 38-jährige Pole, der Ende September aus der Forensik der LVR-Klinik in Bedburg-Hau geflohen war, wurde am Donnerstag wieder festgenommen. Die niederländische Polizei verhaftete ihn in Scheveningen.

Bisherige Ausbrüche aus der LVR-Klinik in Bedburg-Hau
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Foto: Stade

Kleve / Den Haag So aufsehenerregend der Ausbruch auch war, so unspektakulär war die Festnahme. Am Mittwoch ist der Ende September aus der Forensik der LVR-Klinik Bedburg-Hau geflohene Totschläger Krystian B. auf dem Strandboulevard von Scheveningen, einem Stadtteil von Den Haag, wieder festgenommen worden. Mit Hilfe eines Bolzenschneiders und Komplizen hatte der 38-jährige Pole es geschafft, ein Loch in den fünf Meter hohen Zaun der Forensik zu schneiden und zu fliehen.

In der niederländischen Fernsehsendung "Opsporing Verzocht", vergleichbar mit dem deutschen TV-Format "Aktenzeichen XY", wurde der Fall am Dienstag, um 20.30 Uhr ausgestrahlt. Der Fall sei im Fernsehen gebracht worden, weil die deutschen Behörden darum gebeten hatten, so ein Sprecher der Den Haager Polizei.

Kleve: Polizei sucht flüchtigen Straftäter
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Direkt im Anschluss an die Sendung gingen mehrere Hinweise ein. Bürger wollten den verurteilten Totschläger mit dem einprägsamen Gesicht in verschiedenen Lokalen am Boulevard und im Zug gesehen haben. Dreimal rückten die Beamten noch am Dienstag aus, kehrten jedoch ohne den Gesuchten wieder auf die Wache zurück. Nach dem vierten Tipp, den die Polizei am Mittwoch erhielt, war der Einsatz erfolgreich. Die Beamten konnten den Mann auf der Promenade festnehmen. "Ohne Widerstand zu leisten, wurde der Mann von vier Kollegen verhaftet", sagt der Pressesprecher. Wann der 38-Jährige nach Deutschland überstellt wird, war gestern noch nicht bekannt. Nach Angaben des Sprechers wird er noch einige Tage in den Niederlanden bleiben.

Krystian B. war im Oktober 2013 wegen vorsätzlichen Totschlags vom Landgericht Köln zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und der Unterbringung in einer Entziehungsanstalt verurteilt worden. Der 38-Jährige lebte vor der Tat im Kölner Obdachlosen-Milieu. Im Suff hatte er einen Bekannten gleich mit mehreren Gegenständen erschlagen. Täter und Opfer hatten in einem Kölner Pumpwerk Alkohol getrunken und waren in einen Streit geraten, der mit dem Totschlag endete. Eine Sprecherin des LVR hatte nach dem Ausbruch vor dem Polen gewarnt: Wenn er Alkohol getrunken habe, gehe man davon aus, dass er gefährlich sein könnte.

Der 38-Jährige soll über die Grenze bei Nimwegen nach Den Haag geflohen sein. Dort hatte er vier Jahre von 2008 bis 2012 gelebt und sporadisch gearbeitet. Die Polizei löste nach der Flucht eine landesweite Fahndung nach dem Totschläger aus. Bis zur Festnahme am Mittwoch blieb die Suche allerdings erfolglos.

In einer Pressemitteilung der Klever Polizei wird der Fahndungserfolg der hiesigen Kriminalpolizei zugeschrieben. Die im Nachbarland von den Ermittlern angestoßene Öffentlichkeitsfahndung im Internet, in der Presse und dem Fernsehen hätte zum Erfolg geführt, heißt es. Die Ermittlungen gegen mögliche Fluchthelfer dauern noch an.

Damit die Niederländer nach der Fernsehsendung nicht weiter in ihrem Land nach dem Kapitalverbrecher suchen, hat die Redaktion von "Opsporing Verzocht" einen hilfreichen Service auf ihrer Homepage eingerichtet. Dort findet man als Zeichen dafür, dass das Verbrechen aufgeklärt ist, einen Haken hinter jedem Fall, versehen mit dem Hinweis: "Diese Sache ist gelöst. Vielen Dank für die Hilfe".

(RP)
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