Emmerich Traum vom Autofahren zum Nulltarif

Emmerich · Unternehmer Andreas Schwalbe hat sich für einen Tesla entschieden. Die Idee ist, mit Hilfe der Photovoltaikanlage vom Dach demnächst möglichst autark zu sein und nur noch "grünen Strom" zu tanken. Ein Besuch plus Probefahrt.

 Andreas Schwalbe tankt seinen Wagen per Strom auf. Der Clou: Die Energie produziert er selbst.

Andreas Schwalbe tankt seinen Wagen per Strom auf. Der Clou: Die Energie produziert er selbst.

Foto: Evers

Bevor Andreas Schwalbe in sein Büro geht, steckt er erst einmal den Stecker seines Autos in die Steckdose. Daran hat der Weezer Unternehmer sich schon gewöhnt, er ist Tesla-Fahrer. Das Elektrofahrzeug des amerikanischen Automobilherstellers fährt er seit einem Monat.

Als die Fragen nach einem neuen Auto im Raum stand, hat er sich das gut überlegt. "Im Moment tut sich bei Elektrofahrzeugen ziemlich viel", sagt der 37-Jährige. Auch die deutsche Automobilindustrie sei wach geworden. Allerdings noch nicht wach genug. Für Schwalbe kam nur ein Tesla in Frage. "Wegen der Reichweite", sagt der Unternehmer. Er könne sich nicht erlauben mit einem Elektrofahrzeug nur 100 Kilometer weit zu kommen. Tesla verspricht je nach Fahrzeugtyp Reichweiten von 450 bis fast 600 Kilometer.

Hinzu kam eine Idee. "Wir haben auf dem Dach eine Photovoltaik-Anlage", erklärt der Weezer Unternehmer. Am Rechner in seinem Büro sieht er auf einen Blick, mit wie viel Sonnenenergie vom Dach das Bürogebäude und das Auto versorgt werden. Der Wunsch ist natürlich die komplette Versorgung mit "grünem Strom".

 Die Kurve zeigt genau an, wie viel Strom die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach produziert.

Die Kurve zeigt genau an, wie viel Strom die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach produziert.

Foto: Evers Gottfried

Das entspricht auch genau der Tesla-Philosophie, die an speziellen "Tesla-Glass"-Dachziegeln arbeiten, um genau diesen Traum umzusetzen. Für Schwalbe ist das mehr als ein Traum. "Wir sind überzeugt, das kommt in ein paar Jahren." Aktuell schafft es seine Photovoltaik-Anlage, die Hälfte der notwendigen Energie zu decken. Aber die Entwicklung schreitet weiter voran. "Die Akkus werden günstiger", sagt der Unternehmer mit Blick in die Zukunft, und da sieht er das Elektroauto als Zweitfahrzeug, das mit dem Strom aus der hauseigenen Photovoltaik-Anlage gespeist wird.

"Wir sind Bauunternehmer. Wir bauen Häuser und wollen erst selber forschen, wie der Zusammenhang zwischen Photovoltaik und Auto funktioniert", sagt der Geschäftsführer von BSA Wohnbau. Das Wort "Nachhaltigkeit" bringt der vierfache Familienvater ins Spiel. "Jeder der Kinder hat, würde alles für seine Kinder tun", sagt er mit Blick auf den "grünen Strom".

Aber wie ist er denn nun in der Praxis, der Tesla? Zunächst sieht er alles andere als "öko" aus, sondern sehr sportlich. Der Autoschlüssel ist ein Gadget. Er sieht aus wie ein Miniatur-Tesla. Im Fahrzeuginneren gibt es mehr Spielereien, dank großem Bildschirm in der Mitte. Die Einstellung der Federung ist genauso darüber einstellbar, wie auch das Zuschalten des Autopilots. Noch so ein Ding, das sich die Tesla-Forscher auf die Fahne geschrieben haben. Den Begriff lehnt das Deutsche Bundesverkehrsministerium aber als "irreführend" ab.

Schwalbe winkt ab. "Es ist da, um den Fahrer zu entlasten, nicht zu ersetzen", sagt er über das Assistenzsystem. Auf gerader Landstraße funktioniert das dank Kameras, die sogar die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Schildern erkennen. Allerdings erst ab dem Schild, also zu spät bei einer Verkehrskontrolle. Und einen Kreisverkehr, da hat das Erkennungssystem auch ein Problem. Deswegen trifft es "Assistenzsystem" eher als "Autopilot".

Wegen der schweren Akkus im Boden liege das Auto super auf der Straße, sagt Schwalbe über das Fahrverhalten. Wer es bei der Beschleunigung darauf anlegt, der wird kurzzeitig in den Sitz gedrückt. "Bei Elektrofahrzeugen drückt man aufs Gas und es geht direkt los", sagt der Tesla-Fahrer. Aufgefallen sei ihm schon, das am Niederrhein noch ziemlich wenig seiner Sorte unterwegs sind. "In den Niederlanden sieht man die mehr", sagt er. Und natürlich in Norwegen. Die Lobby ist einfach gut. "In Deutschland ist das sicher komplizierter", sagt Schwalbe. Allerdings darf auch er sich freuen. Zehn Jahre lang ist er von der Kfz-Steuer befreit.

Auf 100 Kilometer verbraucht sein Fahrzeug 25 Kilowatt. Nimmt man den Durchschnittswert von 29, 16 Cent pro Kilowattstunde, wären das 7,28 Euro auf 100 Kilometer, wenn Schwalbe den Strom nicht gerade selbst per Sonnenlicht produziert. Unterwegs gibt es "Supercharger", Schnellladestationen des Unternehmens Tesla, an denen in einer halben Stunde für 270 Kilometer Strom nachgetankt werden kann. Die nächste "Tanke" ist in Moers.

(RP)
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