Emmerich Udo Tepass tritt zurück: BGE völlig zerstritten

Emmerich · Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende legt sein Amt nieder. Ihren ehemaligen Bürgermeisterkandidaten Joachim Sigmund will die Ratsfraktion loswerden. Sandra Bongers droht mit Wechsel zur CDU.

 Es zeichnete sich im wortwörtlichen Sinne ab: Im Oktober 2014 skizzierte RP-Karikaturist Heinrich Schwarze-Blanke die BGE als Orchester ohne Harmonie.

Es zeichnete sich im wortwörtlichen Sinne ab: Im Oktober 2014 skizzierte RP-Karikaturist Heinrich Schwarze-Blanke die BGE als Orchester ohne Harmonie.

Foto: Schwarze-Blanke

Die Bürgergemeinschaft Emmerich (BGE) ist schwer angeschlagen. Ihr stellvertretender Fraktionsvorsitzender Udo Tepass ist von seinem Posten zurückgetreten. Vorausgegangen waren, nach Informationen der Rheinischen Post, eine Reihe von Meinungsverschiedenheiten.

 Gerd Bartels: Gegen den BGE-Chef schießen die eigenen Leute.

Gerd Bartels: Gegen den BGE-Chef schießen die eigenen Leute.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Der Rücktritt ihres vielleicht bekanntesten Mitglieds wird die BGE hart treffen. Er bleibt zwar in der Fraktion, aber nicht mehr als Stellvertreter von Gerd Bartels. Und es ist nicht nur diese Personalie, die zeigt, wie schlecht die Lage der BGE derzeit ist.

 Udo Tepass: Der zweite Mann in der Ratsfraktion tritt zurück.

Udo Tepass: Der zweite Mann in der Ratsfraktion tritt zurück.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Dem Vernehmen nach hat sich der Rest der Fraktion auf Joachim Sigmund eingeschossen. Der Mann, der für die BGE erst noch im vergangenen Jahr als Bürgermeisterkandidat in den Wahlkampf zog, soll weg. Die BGE-Fraktion will ihn, so ist zu hören, im Zweifel sogar ausschließen.

 André Spiertz: Drohte seinen Leuten mit Rücktritt, blieb aber.

André Spiertz: Drohte seinen Leuten mit Rücktritt, blieb aber.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Ihm werden politische Alleingänge vorgeworfen. Öffentlich deutlich wurde das nach der Wahl im September, die Sigmund für die BGE nicht gewinnen konnte. Sigmund empfahl danach seinen Wähler bei der Stichwahl die Unterstützung von Peter Hinze (SPD). Die BGE-Fraktion trug das nicht mit. Sie wollte sich neutral verhalten. Sigmund reagierte mit einer "persönlichen Pressemittelung", in der er seine Empfehlung schriftlich begründete. Das war eine öffentliche Kampfansage an die eigenen Leute. Sigmund drohte damals sogar, den "Stecker zu ziehen", sollte sich bis Ende des Jahres nichts Grundlegendes bei der BGE geändert haben.

Klar ist, dass Siegmund mit seiner forschen Art in der Fraktion aneckte. Der Berufssoldat verteilte Aufgaben, gab viele Anregungen und erwartete stringente Ratsarbeit. Das alles ist nicht verwerflich. Allerdings hatte er in der Fraktion keine Führungsfunktion inne.

Die Lenkung der Fraktion obliegt Gerd Bartels. Doch auch gegen ihn schießen die eigenen Leute. Einer der Vorwürfe: Er trifft Absprachen mit anderen Fraktionen, vornehmlich mit der CDU in jüngster Zeit, ohne sich an das zu halten, was innerhalb der BGE vorher besprochen worden ist.

Und als ob das alles nicht schon chaotisch genug wäre, hat auch André Spiertz seine Probleme mit der BGE. Dem früheren Kronprinzen, der einstmals BGE-Gründer Christian Beckschaefer nachfolgen sollte, hat bereits vor wenigen Monaten seiner Fraktion gedroht, die Brocken hinzuwerfen. Er blieb dann aber doch.

Und schließlich gibt es in der Sechs-Personen-Fraktion noch ein fünftes Mitglied, das ebenfalls nicht zufrieden ist. Sandra Bongers soll bereits mehrfach erklärt haben, von der BGE-Fraktion die Nase voll zu haben. Sollte sich nichts ändern, werde sie zur CDU wechseln, soll sie gesagt haben. Die CDU habe bereits bei ihr nachgefragt.

Einzig von Manfred Brockmann, dem sechsten Mitglied der BGE, sind keine Rücktritts-, Austritts- oder Wechseldrohung zu vermelden.

Dass sich die Lage bei der BGE zuspitzen würde, zeichnete sich schon im Oktober 2014 ab. Die Fraktion war in der Frage, ob Elten den Ortsvorsteher behalten oder lieber einen Ortsausschuss haben soll, äußerst flexibel. Erst war sie für einen Ortsvorsteher in Elten. Dann dagegen. Danach preschte ihr Spitzenmann Joachim Sigmund vor und wollte eine Abstimmung aller Bürger. Einige Tage später sprach er sich gegen seinen eigenen Vorschlag aus.

Nicht wenige sahen ein Ende der BGE bereits noch früher kommen. Das war im Mai 2014, als klar wurde, dass BGE-Gründer Christian Beckschaefer nicht mehr für den nächsten Rat antreten wird. Er hatte damals seinen 80. Geburtstag groß gefeiert und bei der Gelegenheit klar gemacht, dass er mit der Politik aufhören wird. Schon der Rückzug seiner Frau Gudrun als Geschäftsführerin der BGE hatte eine riesige Lücke hinterlassen.

(ha)
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