Emmerich Vater: "Es gab keinen Missbrauch"

Emmerich · St. Christophorus: Nach der Anzeige bei der Polizei erhebt die betroffene Familie Vorwürfe gegen den Erstatter.

Wie entdeckt man, ob ein Kind missbraucht wird?
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Foto: AP

Die Missbrauchsvorwürfe in der katholischen Kirchengemeinde St. Christophorus haben gestern den Vater eines angeblichen Opfers dazu bewogen, sich bei der RP-Redaktion zu melden. Die Rheinische Post hatte darüber exklusiv berichtet. "Es hat keinen Missbrauchsfall gegeben", sagte der Vater.

Bekanntlich hat in der vergangenen Woche ein Mitglied der Kirchengemeinde Anzeige bei der Polizei erstattet. Er hat erklärt, dass es vor Jahren bei einer Familienfreizeit einen Übergriff durch einen der Begleiter aus dem kirchlichen Umfeld gegeben hat. Die Familie des betroffenen Mädchens habe bislang geschwiegen.

Die Familie, um die es geht, erklärt nun, dass das nicht stimmt. Der Vater gestern dazu: "Wir waren schockiert, als wir von der Anzeige hörten. Besonders natürlich unsere Tochter. Die Menschen, die so etwas behaupten, sollten sich darüber klar werden, was sie unserer Tochter zumuten."

Der Vater weiter: "Wir sind auch geschockt, weil man uns als Eltern den Vorwurf macht, wir würden eine Straftat an unserer Tochter verschweigen."

Die Ausführungen des Vaters werfen ein Licht auf die bizarre Situation in der Kirchengemeinde. Der Mann erklärte gestern, dass er im Vorfeld der Anzeige gehört hatte, dass sich das Mitglied der Kirchengemeinde an die Polizei wenden wollte. Er habe diesen Mann deshalb gebeten, ein Gespräch mit ihm zu führen. Dieses habe der Anzeigeerstatter abgelehnt.

Dieser Vorgang belegt das Zerwürfnis in der Gemeinde: Das Gemeindemitglied misstraut dem Vater des Mädchens, das er für das Opfer eines Übergriffs hält. Der Vater wird der "kritischen Gruppe" der Kirchengemeinde zugerechnet. Dieser Gruppe wird von ihren Gegnern vorgeworfen, dafür gesorgt zu haben, dass das Bistum Pastor Weidisch aus Emmerich abgezogen hat. Der Grund: Weidisch habe den Wirkungskreis der "kritischen Gruppe" zerstört, Vorteilsnahme beseitigt.

Dasselbe Denkmuster lässt sich auf eine weitere Anschuldigung übertragen, die in der Gemeinde kolportiert wird. Die Tochter einer weiteren Familie soll missbraucht worden sein. Es soll um denselben Betreuer gehen. Eine Anzeige oder eine Eidesstattliche Erklärung durch den Vater des Mädchens sollen angeblich in Vorbereitung sein. Und angeblich soll im Vorfeld ein ehemaliges Mitglied des Gemeinderates den Kontakt zum Vater suchen, bevor es tatsächlich zu einer Anzeige kommt.

Gewertet wird dieses nicht als Gesprächsangebot, um möglicherweise Schaden von dem Mädchen und ihrer Familie zu nehmen, sondern als Versuch der Vertuschung.

(RP)
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