Emmerich "Vereint Geschichte erleben"

Emmerich · Das Jahr 1816 war ein wichtiges für Emmerich. Schüler der Leegmeer-Grundschule wissen auch, weshalb. Sie nehmen an einem Projekt teil, das von der Euregio gefördert wird. Und der Emmericher Geschichtsverein hilft auch mit.

 Geschichte ist interessant, finden Hans Friedrichs, Walter Axmacher, sowie Rektorin Nadja Scherer und die Kinder der Leegmeer-Schule.

Geschichte ist interessant, finden Hans Friedrichs, Walter Axmacher, sowie Rektorin Nadja Scherer und die Kinder der Leegmeer-Schule.

Foto: RP-Foto_ Markus van Offern

Was fällt Emmericher Schülern zu den Niederlanden ein? "Das Meer", sagt Paul Schuricht. "Die Sprache", ergänzt sein Bruder Emil. Mile Angjelkovski denkt an "Frikandel", und Lani Singendonk fährt gern zum "Einkaufen" über die Grenze. Gemeinsam mit Melissa Pommerin, Patryk Oledzki, Amina Kolpin und Oliwia Jachymek bilden die Zweit-, Dritt- und Viertklässler der Leegmeerschule die neue Arbeitsgemeinschaft "Vereint Geschichte erleben". Die Kinder selbst sprechen lieber von der "AG Holland".

Geleitet wird sie von Hans Friedrichs, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Emmericher Geschichtsvereins. Hintergrund ist das Projekt "1816 - 2016 - Vereint Geschichte erleben", das von der Euregio gefördert wird. Der Geschichtsverein beteiligte sich auch am Buch "Grenspassages - Grenzgänger" und arbeitete darin die Geschichte der Ortsteile Speelberg, Leegmeer, Klein-Netterden und Borghees auf. Diese waren einst niederländisch und wurden 1816 zum deutschen Staatsgebiet erklärt, parallel wurden die ehemals preußischen Enklaven Zevenaar, Wehl, Huissen und andere zum niederländischen Staatsgebiet.

Ob und wie sich die neuen Grenzziehungen in den letzten 200 Jahren auf die Gemeinden ausgewirkt haben, das wollen nun auch acht Kinder der Leegmeerschule erforschen. Deren Rektorin Nadja Scherer stimmte sofort der Kooperation mit dem Geschichtsverein zu. "Herr Friedrichs hat ein ausgefeiltes Unterrichtsprogramm erstellt, das vielfältig und pädagogisch wertvoll ist", lobt Nadja Scherer. Bis Ende Juni werden die Kinder immer mittwochs in der fünften und sechsten Stunde hautnah deutsch-niederländische Geschichte erfahren. Geplant sind Ausflüge zum Rheinmuseum, "Schmuggel"-Wanderungen von 's-Heerenberg nach Linthorst-Stokkum, Treffen mit Schülern der Walburgisschule in Netterden, einer Partnerschule der Leegmeerschule, und eine Bahnfahrt nach Zevenaar mit Besuch der Altstadt. Die Kosten übernehmen der Geschichtsverein und die Euregio. An der AG "Vereint Geschichte erleben" hätten sich gern noch mehr Schüler beteiligt, doch gesetzliche Auflagen in puncto Aufsicht und Taxibusfahrten beschränken die Teilnehmerzahl.

Beim Schulfest am Freitag, 7. Juli, wollen die Schüler präsentieren, was sie in zwei Monaten gelernt und mit dem Handy fotografiert und gefilmt haben. "Das Ziel der Projektwochen soll nicht sein, Geschichtsdaten zu pauken", sagt Walter Axmacher, der Vorsitzende des Emmericher Geschichtsvereins. Vielmehr sollen die Kinder spielerisch ihr Leben im deutsch-niederländischen Grenzgebiet hinterfragen. So wird aus einem an sich "drögen Thema" ein ereignisreicher Unterricht, lobt auch die Rektorin Nadja Scherer das Vorhaben.

Der Geschichtsverein hat inzwischen 16 weitere Bildungseinrichtungen in Emmerich angeschrieben und bietet an, den Historiker Emil Smit als Referent in die Schulen zu schicken. Er war 35 Jahre im Schuldienst und hat seine Doktorarbeit über die neuen Grenzziehungen von 1816/17 geschrieben. Zudem möchte der Verein den interessierten Schulen Exemplare des Buches "Grenspassages - Grenzgänger" schenken. Es ist in Deutsch und Niederländisch.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort