Emmerich Vision vom Lernen an der Gesamtschule

Emmerich · Es soll mehr in der Schule gelernt werden, weniger zu Hause. Und nicht nur Noten soll es geben, sondern auch "Zertifikate" über weniger simpel messbare Leistungen. Das große Ziel: ein "neuer Blick" auf jeden Schüler.

Die Gesamtschule gibt es noch nicht, aber eine Homepage gibt es schon: www.gesamtschule-emmerich.de. Sie ist noch nicht ganz fertig, aber immerhin. Und so ist auch die Lage beim pädagogischen Grundkonzept der Schule: Ganz fertig ist es nicht, aber es gibt eine Vision. Gestern Abend hat die "Steuerungsgruppe", die es erarbeitet hat, erste Ergebnisse vorgestellt.

Es gehe, erklärte Christiane Feldmann, Rektorin der Hanse-Realschule und Leiterin der Steuerungsgruppe, um die "pädagogische Überzeugung": Um das, "was die Schüler in Zukunft begleiten soll."

Dazu gehört, "mehr Lernzeit in die Schule zu holen und weg von der Familie". Beinahe täglich sollen die Schüler in eigens dafür vorgesehenen Stunden in den Klassen selbstständig, im eigenen Tempo und auf eigenem Niveau, aber begleitet durch den Klassenlehrer an ihren Fächern arbeiten. Unter dem Titel "Lernbüro" sollen diese Stunden einen Großteil der Hausaufgaben ersetzen. Vollständig werde das zwar nicht klappen, räumte Feldmann ein, aber: "Man wird einen spürbaren Unterschied feststellen."

Noten soll es geben, aber auch Arbeitsgemeinschaften, für die es stattdessen "Zertifikate" gibt. So sollen "zusätzliche Würdigungen entstehen", so Feldmann – etwa für Talente, die in den klassischen Schulfächern nicht honoriert werden. Überhaupt spielen Arbeitsgemeinschaften eine große Rolle, von "Sprache und Theater" über "Forschen und Technik" bis hin zu künstlerischen, musischen, sportlichen Schwerpunkten. An mindestens drei Nachmittagen in der Woche geht die Schule bis 15.45 Uhr.

Das Lernen selbst soll "handlungsorientiert" sein: Es soll mehr selbst erforscht und mehr praktisch umgesetzt werden. Und es soll ein "Lernen in Strukturen" sein mit klaren Stundenplänen und Vorgaben, auch beim selbstständigen Arbeiten. "Das brauchen Kinder heutzutage", so Feldmann. Sie bräuchten Sicherheit "und gleichzeitig, das Gefühl: Ich bestimme mit".

Den größten Unterschied im Alltag aber soll ein neuer Blick auf den Schüler ausmachen. Nicht seine Schwächen sollen im Fokus sein, sondern seine Stärken. Und: Leistung sei zwar "ein ganz wichtiger Begriff", immerhin solle jeder Schüler möglichst gut gefördert werden, meinte Feldmann. Aber es dürfe keine Konkurrenz aufkommen: Die unterschiedlichen Abschlüsse, die die Kinder eines Tages erreichen, "sollten nicht auch unterschiedliche Wertigkeit haben. Das muss eine Gesamtschule von Anfang an leben".

Wer die Schulleitung übernehmen wird, steht noch nicht fest – das entscheidet die Bezirksregierung. Christiane Feldmann hatte in der Vergangenheit angedeutet, dass sie dafür zur Verfügung stehen würde.

(RP)
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