Rees "Vom Hölzken auf's Stöcksken"

Rees · Kabarettist Stefan Verhasselt kennt seine Pappenheimer: Mit seinem Niederrhein-Humor traf er im Reeser Bürgerhaus ins Lachzentrum.

 Mit seinem charmant trockenem Humor konnte Stefan Verhasselt im Bürgerhaus punkten.

Mit seinem charmant trockenem Humor konnte Stefan Verhasselt im Bürgerhaus punkten.

Foto: Nico Hertgen

"Wer kommt, der kommt", heißt das vierte Soloprogramm des Kabarettisten Stefan Verhasselt. Ins Reeser Bürgerhaus kamen 260 Freunde des erfrischend unspektakulären Niederrhein-Humors, der immer dann das Lachzentrum trifft, wenn sich das Publikum in den Schilderungen der vielen Marotten, Traditionen und Idiome wiedererkennt. Denn wer musste als Kind nach dem Sonntagsessen keinen "Verdauungsspaziergang" machen? Wer hatte keine Großtanten, die mit Tosca-getränkten Taschentüchern und Spucke das unschuldige Kindergesicht reinigten? Und wer hat vom Kellner noch nie gehört, dass "ein ganzer Tisch" frei sei?

Stefan Verhasselt, geboren in der Blumenstadt Straelen und aufgewachsen in der Apfelstadt Tönisvorst, hat mal wieder ganz genau hingehört und hingeschaut, um die Eigenarten seiner niederrheinischen Landsleute zu dokumentieren und zu hinterfragen. Mit den ersten drei Soloprogrammen trat der WDR-Moderator bislang im Kolpinghaus vor 120 Reesern auf. Jetzt spendierte ihm Bruno Schmitz vom Kulturbüro Niederrhein ein Upgrade in den großen Saal des Bürgerhauses.

Mit charmant trockenem Humor erzählte Stefan Verhasselt von Zu-früh-Kommern bei Feierlichkeiten, Zu-spät-Entscheidern an der Eisdielentheke, von achtsamen Bio-Bürgern, die auf veganen Schuhsohlen durch den Biomarkt schleichen, und von seinen Eltern, die mit der scheinbar harmlosen Ergänzungsfrage "Und sonst?" den aktuellen Beziehungsstatus des Sohnes ermitteln wollen oder mit der Formulierung "mal ebkes" die denkbar schärfste Befehlsform zum Ausdruck bringen.

Verhasselt präsentierte den Niederrheiner als einen Menschenschlag, der herzhaft lachen und essen kann, der "vom Hölzken auf Stöcksken" kommt und der besonders gern von Beerdigungen schwärmt. Zugleich erhielten die Zuhörer wertvolle Tipps fürs Leben: "Nehmen Sie ihre 15 Sanifair-Bons und verbringen Sie das Wochenende an der nächsten Autobahnraststätte Hünxe-West!" Oder: "Entsorgen Sie nachts, wenn es keiner sieht, die vielen geschenkten, selbstgezeichneten Bilder Ihrer Kinder!" Denn Kinderzeichnungen "sind wie Atommüll: Keiner will sie haben, aber einfach wegwerfen darf man sie eigentlich auch nicht."

Die Zugabe widmete Stefan Verhasselt dem unvergleichlichen Hanns Dieter Hüsch: "Er ist der Erfinder dieser Form des Kabaretts." Als Verhasselt einst in Hamburg lebte und dort beim Radio arbeitete, hielt er sich mit Kassetten von Hanns Dieter Hüsch über Wasser: "Leider bin ich ihm nie begegnet, aber ohne ihn hätte es meine Programme ganz sicher nie gegeben."

(RP)
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