Emmerich Waisenhausstiftung forscht nach Vorwürfen

Emmerich · Die Katholische Waisenhaus Stiftung versucht herauszufinden, was vor etwa 40 Jahren hintern den Mauern des St.-Elisabeth-Kinderheims geschehen ist. Zugleich sieht sie jetzt möglicherweise einer juristischen Aufarbeitung entgegen.

 Hans-Jürgen Kraayvanger von der Waisenhausstiftung.

Hans-Jürgen Kraayvanger von der Waisenhausstiftung.

Foto: kds

Der heute 49-jährige Detlef Rudolph, der erklärt hat, als Kind im Elisabethheim misshandelt worden zu sein, hat dem Vernehmen nach inzwischen Strafanzeige gestellt.

Die Waisenhausstiftung selbst hat seit Wochen keinen Kontakt zu Rudolph, erklärte der Geschäftsführer Hans-Jürgen Kraayvanger. Von einer Anzeige habe man bislang noch keine Kenntnis.

"Es trifft uns sehr"

Die Aufarbeitung dessen, was vor 40 Jahren womöglich geschehen ist, gestalte sich unterdessen schwierig: "Wir haben mit Mitarbeitern gesprochen, die in der Zeit in den 70er Jahren und nachher da gewesen sind", niemand habe Rudolphs Berichten bisher beigepflichtet. Zahlreiche Erzieherinnen hätten sich von sich aus gemeldet, "auch Bewohner aus dieser Zeit, damals also Kinder und Jugendliche". Andererseits gebe es online publizierte Kommentare von Unbekannten, die Rudolphs Aussagen stützen: "Es muss also auch Stimmen geben, die das bestätigen."

Man werde sich in den nächsten Tagen mit dem Stiftungsausschuss und dem Spitzenverband, der Caritas in Münster, beraten, "wie man mit so einer Situation umgeht", so Kraayvanger. Sollte eine Anzeige eingehen, werde man einen Rechtsbeistand verpflichten müssen.

Die einzelnen Taten, die dem Personal des St.-Elisabeth-Heimes vorgeworfen werden, vor allem der damaligen Heimleitung, wären wahrscheinlich seit vielen Jahren verjährt. Die Waisenhausstiftung kann dieser Umstand nicht zufriedenstellen — ebenso wenig wie mögliche Opfer. "Uns liegt daran, dass diese Dinge aufgeklärt und zu einem vernünftigen Ende geführt werden", versichert Kraayvanger. Sollte es Betroffene geben — seien es Mitarbeiter oder ehemalige Bewohner — die bereit wären, über ihre Erfahrungen zu sprechen, so seien sie eingeladen, das mit der Waisenhausstiftung zu tun.

"Es trifft uns sehr", sagt Kraayvanger zur gesamten Situation. Und, mit Blick auf Detlef Rudolph: "Wir halten unsere Gesprächsbereitschaft aufrecht. Wir würden gerne an der Aufklärung mitwirken." Die Lage sei sehr schlimm, "mit Sicherheit für ihn, und für uns auch".

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(RP/rl)
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