Emmerich Weiße Kreuze erinnern an Unfallopfer

Emmerich · 2016 stieg die Zahl der im Straßenverkehr tödlich Verunglückten im Kreis Kleve auf 24 an. Für 18 von ihnen werden nun außerhalb geschlossener Ortschaften weiße Kreuze aufgestellt, die auch andere Verkehrsteilnehmer warnen sollen.

 Zwei Mitarbeiter des Technischen Hilfswerkes stellen weiße Kreuze an der B 67 in Uedem-Keppeln auf.

Zwei Mitarbeiter des Technischen Hilfswerkes stellen weiße Kreuze an der B 67 in Uedem-Keppeln auf.

Foto: Klaus Dieter Stade

Anna Prusinowska versteht auch ein halbes Jahr später immer noch nicht, warum ihre beiden Brüder (39, 38) bei einem Verkehrsunfall auf der B67 in Uedem-Keppeln ums Leben kamen. Der 38-jährige Fahrer war im Oktober 2016 ohne gültige Fahrerlaubnis, alkoholisiert und mit überhöhter Geschwindigkeit auf der Landstraße unterwegs. Er starb damals ebenso wie sein 39-jähriger Bruder, der Beifahrer war, noch an der Unfallstelle.

"Ich weiß auch nicht, warum sie überhaupt Auto gefahren sind", sagt Anna Prusinowska mit leiser, gebrochener Stimme. Jetzt wurden für ihre Brüder zwei weiße Kreuze an der B67 aufgestellt. Sie sollen - genau wie 16 weitere weiße Kreuze, die im Kreis Kleve noch aufgestellt werden - an die Opfer tödlicher Verkehrsunfälle erinnern.

Für Anna Prusinowska und ebenso für ihren Ehemann sowie Verwandten und Freunden war die Aufstellung der beiden Kreuze, der auch Landrand Wolfgang Spreen beiwohnte, ein sehr bewegender Moment. "Es ist nett, dass sie aufgestellt werden. Es ist auch gut für andere junge Leute, die dadurch gewarnt werden", sagt Prusinowska, die den Verlust immer noch nicht verarbeitet hat. "Ich gehe jeden Tag zum Friedhof. Oft denke ich, sie klopfen an und kommen zurück. Aber das wird nicht geschehen", so die gebürtige Polin.

Die Polizei des Kreises Kleve stellt mit Hilfe des Technischen Hilfswerkes (THW) die weißen Kreuze seit 2003 aus zwei Gründen auf. Zum einen soll an die Verstorbenen erinnert und den Angehörigen ein Mitgefühl entgegengebracht werden. Zum anderen sollen andere Verkehrsteilnehmer aber auch dazu aufgerufen werden, ihr eigenes Fahrverhalten zu überdenken und sich vorsichtig(er) im Straßenverkehr zu bewegen. Denn auch 2016 war vor allem überhöhte Geschwindigkeit die häufigste Ursache für teilweise eben auch tödlich geendete Verkehrsunfälle.

Besonders im Kreis Kleve sei das nach wie vor ein großes Problem, sagt Hauptkommissar Johannes Look. "Der Kreis Kleve bietet viele Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften, die eine höhere Geschwindigkeit zulassen", so Look. Die Polizei wolle bis 2020 eigentlich die Zahl der Unfalltoten halbieren. "Doch das werden wir im Kreis Kleve auf Grund unserer örtlichen Gegebenheiten nicht schaffen", ist sich Look sicher.

Das vergangene Jahr gibt ihm traurigerweise Recht. 2015 waren 20 Menschen bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, 2016 ist die Zahl auf 24 Tote angestiegen. Das wirkungsvollste Mittel, die Zahl in diesem Jahr wieder nach unten korrigieren zu können, sei die Prävention. "Wir sind ständig unterwegs. Mit Vorträgen an Berufskollegen und anderen Schulen versuchen wir dabei, besonders junge Leute zu erreichen", berichtet Look. Aus eigener Erfahrung könne er dabei sagen, dass auch die Aufstellung der weißen Kreuze außerhalb geschlossener Ortschaften dabei helfen. "Viele junge Leute sehen sie und denken sich: Ich möchte nicht, dass die Polizei für mich irgendwann ein weißes Kreuz aufstellen muss. Das hören wir immer wieder", sagt Johannes Look.

Durch den tödlichen Unfall ihrer Brüder hat sich auch das Verhalten von Anna Prusinowska im Straßenverkehr geändert, auch wenn sie selbst keinen Führerschein habe. "Mein Mann ist früher aber auch gerne schnell gefahren. Heute fährt er lieber langsamer", erzählt Anna Prusinowska.

Seit Beginn der Aktion 2003 erinnerten im Kreis Kleve 286 weiße Kreuze an Unfalltote. Aufgrund der örtlichen Begebenheiten werden sie lediglich außerhalb geschlossener Ortschaften aufgestellt.

(RP)
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