Emmerich Wenn das Museum twittert

Emmerich · Die Kunstwelt ist im digitalen Zeitalter angekommen. Das Museum Schloss Moyland fährt damit recht gut.

Das Museum Schloss Moyland liegt ein wenig versteckt. Inmitten von Bäumen außerhalb von Bedburg-Hau verbirgt es sich hinter Tennisplätzen und dem Schlosspark. Doch wer will, der hat das Museum auch im Wohnzimmer oder in der Jackentasche. Denn Moyland macht regelmäßig im Internet von sich reden. Auch aktuell läuft eine Aktion zum 20-jährigen Bestehen des Museums in den sozialen Netzwerken.

Sofia Tuchard, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit des Museums, ist dafür zuständig. Sie versieht die Posts mit dem Hashtag #moylove, also einem Schlagwort mit Rautezeichen, damit es besser auffindbar ist. Der Hashtag - wie die gesamte Ausstellung auch - ist eine Liebeserklärung an das eigene Museum. In der jetzt anstehenden Jubiläumsausstellung (ab 19. Februar) stellen Mitarbeiter ihre Lieblingswerke vor. Es ist ein Konzept, das sich gut in die sozialen Medien übertragen lässt. Also fragt Tuchard Mitarbeiter des Museum an, ob sie ihr Lieblingswerk auch vor der Kamera erklären würden. Dann kommt sie mit Stativ und Handykamera vorbei und produziert kurze Filme. Einige davon gibt es schon auf Facebook und Twitter zu sehen.

Aber warum sollten Museen überhaupt Social Media nutzen? "Weil sie dort auf ihr Publikum treffen, sie können mit ihm ins Gespräch kommen", erklärt Bloggerin Anke von Heyl. Anfang 2016 hatte sie auch Schloss Moyland unter die Arme gegriffen. Mit dem von Museums-Direktorin Bettina Paust initiierten Hashtag #beuysheute bewarben sie zusammen die Ausstellung zum 30. Todestag vom Künstler Joseph Beuys - mit Erfolg. Fünfmal mehr als vor der Aktion wurde das Museum auf Twitter erwähnt und die Tweets wurden dreimal mehr gelesen. Schluss- und Höhepunkt des sechswöchigen Projekts war eine Podiumsdiskussion zu Beuys. Tuchard twitterte live aus dem Diskussionssaal und bekam prompt Rückmeldungen.

Heute hat Moyland über 2450 Follower auf Twitter - das sind in etwa so viele wie die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf hat. Generell schneidet das Moyländer Museum im Vergleich mit anderen großen Kunstmuseen in NRW gut ab. Doch es gibt ein Problem, nämlich kein zusätzliches Personal. "Die digitalen Medien erfordern einen wahnsinnig hohen personellen Aufwand", weiß Tuchard. Videos drehen und schneiden, Fotos machen und bearbeiten, die verschiedenen Kanäle mit kreativen Inhalten bespielen - Tuchard knappst ihrer Stelle für Öffentlichkeitsarbeit rund sechs Stunden pro Woche für diese Arbeit ab. Es könnten noch mehr sein, wenn es nach ihr ginge.

Eine andere Hürde sind Bildrechte. Im Fall von Beuys ist die Verbreitung der Bilder über soziale Medien nicht erlaubt. Doch wie zeigt man Kunst, ohne ein Kunstwerk zu zeigen? Ganz einfach: Indem man darüber spricht. Bei "#beuysheute" schickten die Macher den Satz "Wenn ich an Beuys denke, denke ich an..." ins Netz und bekamen prompt Rückmeldungen.

Oder das Museum postet die Schatten von Kunstwerken. Oder Blicke hinter die Kulissen.

(mre)
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