Emmerich Wenn keiner was sagt, ändert sich nichts

Emmerich · Die Klagen über den Kreis Kleve zum Thema Schwerbehinderung häufen sich. Betroffene geben den Kampf oft auf, weil sie im Verfahren nicht weiterkommen. Der Kreis weist den Vorwurf, er sei restriktiv, vehement zurück.

 Karin Renard leidet an Parkinson. Nachdem ihr zunächst nur ein Schwerbehindertengrad von 30 Prozent zugestanden worden war, wurde das nach mehreren Einsprüchen auf 50 Prozent erhöht.

Karin Renard leidet an Parkinson. Nachdem ihr zunächst nur ein Schwerbehindertengrad von 30 Prozent zugestanden worden war, wurde das nach mehreren Einsprüchen auf 50 Prozent erhöht.

Foto: Evers

Ein großes Echo hat das Schicksal von Rolf Reinhardt hervorgerufen. Wie berichtet, kämpft der 82-Jährige aus Kevelaer seit vielen Jahren darum, einen Behindertenausweis zu bekommen, mit der er auch auf Behindertenparkplätze parken kann. Er hat mehrere Erkrankungen, kann kaum laufen und hat auch eine 100-prozentige Schwerbehinderung. Allerdings fehlt der Zusatz "aG" (außergewöhnliche Gehbehinderung). Und nur mit dem ist es möglich, Behindertenparkplätze zu nutzen. Reinhardt hat jetzt den Kampf aufgegeben, weil er sich das Verfahren nicht weiter antun möchte.

So scheint es mehreren Betroffenen zu gehen. Karin Renard aus Kevelaer leidet seit mehr als zehn Jahren an Parkinson. Sie bekam eine Einstufung als 30 Prozent Schwerbehinderung. Die Anträge auf Anhebung beim Kreis Kleve wurden abgewiesen, nach einem Einspruch dann allerdings 40 Prozent genehmigt. Das Verfahren ging weiter, unter anderem gab es eine Klage beim Sozialgericht Duisburg. Das Gericht ordnete ein ärztliches Gutachten an. Danach schlug der Kreis 50 Prozent vor. Das Ehepaar Renard nahm diesen Vorschlag schließlich an. "Da meine Frau derzeit nervlich nicht in der Lage ist, eine Erhöhung zu beantragen", so ihr Ehemann Karl Renard. Ihre Krankheit werde nach Aussage des Facharztes zwar weiter ansteigen, aber es bestehe beim Kreis Kleve wenig Hoffnung, dass sich noch etwas tue. "Wir wollen das erst einmal ruhen lassen, es bringt ja nichts", sagt Karin Renard. Gleichzeitig ist es ihr allerdings wichtig, mit ihrem Fall an die Öffentlichkeit zu gehen. "Vielleicht hilft es ja anderen, wenn man was sagt. Wenn alle den Mund halten, ändert sich nichts", sagt die 74-Jährige.

Auch aus Kerken hat sich ein Ehepaar gemeldet. Die 80-Jährigen haben mehrere Anträge gestellt, haben zwar auch eine 100-prozentige Schwerhinderung, aber ihnen fehlt der nötige "aG-Zusatz" für den Parkausweis. Seine Frau könne gar nicht mehr laufen, habe Brustkrebs, jede Fahrt zu Arzt oder Therapie sei eine echte Tortur, weil es keinen Parkplatz gebe. Und auf Behindertenparkplätzen darf er ja nicht halten. Er müsse seine Frau immer mit hinein begleiten, weil sonst die Gefahr bestehe, dass sie stürzt. Auf Nachfragen beim Kreis habe es immer nur den Hinweis gegeben, die Krankheit der Frau habe sich nicht geändert. "Wir haben jetzt den Kampf aufgegeben. Uns ist auch schon mehrfach gesagt worden, der Kreis Kleve sei in dieser Hinsicht sehr schwierig. Es ist eine Katastrophe", sagt der Ehemann.

Beim Kreis Kleve verweist Jürgen Pastoors vom Büro des Landrats darauf, dass man zu Einzelfällen aus Datenschutzgründen keine Auskunft gebe.

Den Eindruck, der Kreis handle in solchen Fällen restriktiv, weise man entschieden zurück. "Wir handeln im Sinne der Gleichbehandlung und unter Beachtung der Einzelfälle" Es handle sich um verwaltungsrechtliche Verfahren, bei denen aufgrund der jeweiligen Faktenlage und genau nach den Vorgaben entschieden werde.

(zel)
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