Emmerich Wichtige Kaufland-Kehrtwende in Goch

Emmerich · Der Supermarkt bleibt in Goch - und plant sogar eine Erweiterung. Das Potenzial der Filiale sei erneut bewertet worden. In Emmerich verfolgt man das mit Interesse, schien die Schließung doch ein böses Omen für den hiesigen Standort.

 Kaufland in Emmerich. Die Supermarktkette will den Standort am liebsten verlassen und auf dem Steintor-Gelände neu bauen. Das sehen die Planungen der Stadt aber nicht vor. Weil der in die Jahre gekommene Markt in Goch geschlossen werden sollte, hatten auch die Mitarbeiter in Emmerich Angst.

Kaufland in Emmerich. Die Supermarktkette will den Standort am liebsten verlassen und auf dem Steintor-Gelände neu bauen. Das sehen die Planungen der Stadt aber nicht vor. Weil der in die Jahre gekommene Markt in Goch geschlossen werden sollte, hatten auch die Mitarbeiter in Emmerich Angst.

Foto: Markus van Offern

) Diese Nachricht aus Goch ist auch in Emmerich interessant. Kaufland will in Goch seinen Standort doch nicht schließen. Im Gegenteil: Sogar an eine Erweiterung ist gedacht.

Eigentlich wollte Kaufland in Goch das Geschäft aufgeben. Aus Gründen, die auch für Emmerich hätten gelten können. Und deshalb war der Betriebsrat von Kaufland in Emmerich sogar im Emmericher Stadtrat. Im November ging es um das Einzelhandelskonzept für Emmerich. Genauer gesagt darum, dass Kaufland Emmerich nicht auf das Steintorgelände darf.

Ein Betriebsrat appellierte, das Einzelhandelskonzept (EHK) nochmal zu überdenken. Er schätzte vor dem Hintergrund der damals angekündigten Schließung von Kaufland in Goch die Lage in Emmerich ähnlich ein. Der Supermarkt an der Normannstraße laufe zwar sehr gut, aber es sei "unzumutbar für die Kunden", nämlich viel zu eng. Mit dem neuen EHK darf Kaufland die 2000 Quadratmeter große "Pommesbude", so der Betriebsrat, nur um zehn Prozent vergrößern. Dies passe überhaupt nicht zur aktuellen Firmenpolitik von Kaufland.

Und nun das: Der Supermarkt in Goch wird die Stadt wohl doch nicht verlassen. Das Unternehmen, das noch im November berichtet hatte Mitte des Jahres die Stadt verlassen zu wollen, teilte nun etwas ganz anderes mit: "Kaufland in Goch bleibt weiterhin geöffnet und wird nicht wie angekündigt Ende Juni 2018 geschlossen."

Damit fällt nicht nur den Kunden, sondern auch den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung ein Stein vom Herzen, denn man fürchtete einen Leerstand in dem großen Komplex Auf dem Wall. In dem Gebäude, dessen Parkhaus am Ring liegt, sind auch einige andere Läden untergebracht, die vermutlich scharf überlegt hätten, ob sie ohne den Ankermieter Kaufland bleiben würden. Erst recht werden die Mitarbeiter des Lebensmittelladens aufatmen, denn viele der Verkäuferinnen hatten sich im RP-Gespräch erschüttert gezeigt.

Rund 70 Angestellte mussten mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes rechnen - und dürften jetzt ausgesprochen erleichtert sein.

Wie kam es zu dem Sinneswandel? Aus der Presseabteilung von Kaufland heißt es: "Das Potenzial der Filiale wurde erneut bewertet. Im Zuge dessen entschied sich das Unternehmen, den Mietvertrag langfristig zu verlängern und den Markt umfangreich zu modernisieren. Wir möchten unseren Kunden eine moderne und attraktive Einkaufsstätte mit einem frischen und optisch ansprechenden Filialauftritt bieten."

Das war nämlich das Problem: Die 2003 eröffnete Immobilie ist sichtlich in die Jahre gekommen und entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen an eine zeitgemäße Einkaufsstätte.

Um den Standort auf Dauer wirtschaftlich betreiben zu können, müsste die Filiale zu hohen Kosten umfangreich modernisiert werden, schrieb das Unternehmen im November. Eine solch erhebliche Investition schien der Geschäftsführung nicht wirtschaftlich. Jetzt allerdings das Umdenken: "Wir planen nun in Goch neben einem neuen Ladenkonzept auch die Erweiterung der Verkaufsfläche, eine Erneuerung der Außenanlagen sowie die Eingliederung des aktuell separaten Getränkemarktes. Der Betriebsrat und die rund 70 Mitarbeiter wurden hierüber bereits informiert."

Gochs Bürgermeister Ulrich Knickrehm, der nach Bekanntwerden der Schließungspläne angekündigt hatte, sich vermittelnd einbringen zu wollen, hatte damals gesagt, er hoffe, dass die Tür zwischen dem Eigentümer der Immobilie und Kaufland noch nicht ganz geschlossen ist. Tatsächlich habe er Gespräche mit beiden Seiten geführt, bestätigte er eine entsprechende RP-Anfrage. Von der neuen Situation war er dennoch genauso überrascht wie jeder andere. "Ich freue mich sehr über die Nachricht und finde die Entscheidung, nicht nur zu bleiben, sondern auch in den Standort zu investieren, goldrichtig." Besonders froh sei er darüber, dass die Arbeitsplätze nun doch erhalten bleiben.

Was geschieht nun in Emmerich? Eine Frage bei der Pressestelle von Kaufland blieb gestern noch ohne Antwort. Insider sind sich sicher, dass Kaufland das Emmericher Einzelhandelskonzept und das Verbot einer Ansiedlung auf dem Steintorgelände einer richterlichen Überprüfung unterziehen wird.

(nik/mavi/hg)
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