Emmerich Wo den Rhin löpt

Emmerich · Seit 50 Jahren kümmert sich der Verein Proot Platt um die Pflege der Sprache in Emmerich. Das "Emereks Platt" wollen die Mitglieder vorm Aussterben bewahren - denn es bedeutet eines: Heimat.

 Auch für musikalische Unterhaltung war im Rheinmuseum gesorgt.

Auch für musikalische Unterhaltung war im Rheinmuseum gesorgt.

Foto: Flintrop

Wörter wie "Fettertängske", "Läckschnütt" oder "Potteschrapper" stehen in dem rund 500 Seiten starken Buch "Proot Platt". Kurt Berndsen, Hermann Hellebrand, Heinrich Kolter, Fritz Köpp und Heinz Tervoert trugen in zehnjähriger Arbeit rund 16000 plattdeutsche Worte und Begriffe zusammen. Pünktlich zum 50-jährigen Bestehen der Mundartgruppe "Proot Platt" kam das Buch heraus. Am Donnerstag wurde das Jubiläum im Rheinmuseum gefeiert.

Walter Axmacher vom Geschichtsverein, der eine enge Zusammenarbeit mit "Proot Platt" pflegt, konnte rund 90 Gäste begrüßen. "Vor dem letzten Weltkrieg wurde in unserer Region fast ausschließlich Platt gesprochen", sagte er. Doch sei die Sprache immer mehr verdrängt worden. Eltern redeten mit den Kindern in Hochdeutsch, damit diese keine Schwierigkeiten in der Schule bekamen. Deshalb sei die Proot-Platt-Gruppe so wichtig, um die Sprache für die Zukunft zu erhalten. Am 26. Oktober 1967 wurde die Gruppe gegründet.

Es habe bereits verschiedene Veröffentlichungen in Platt gegeben, sagte der stellvertretende Bürgermeister Herbert Ulrich. "Det än dat in Deutsch än Emereks Platt" - so lautete der Titel einer kleinen Schrift, die im Jahre 1989 von Mögg Huybers und Franz Klaßen herausgegeben wurde. Bereits 1965 erschien unter dem Titel 'Glückliches Emmerich' ein Heftchen mit Döntjes von Paul Derksen." Platt sei nicht nur ein Dialekt, sondern eine eigene Sprache. "Ja, sogar die 'Weltsprache' des hansischen Wirtschaftsraumes im Mittelalter, als Recht und Gesetz auf Platt festgehalten wurden. Mit dem Untergang der Hanse verfiel das Plattdeutsche."

Dabei trage die plattdeutsche Sprache dazu bei, dass sich Menschen mit ihrer Heimat identifizieren und sich mit Emmerich verbunden fühlen. "Schließlich ist es eine Sprache, in der man die größten Unverschämtheiten noch mit einem gewissen Schmunzeln ausdrücken kann." Er wünsche sich, dass die Schrift von 1989 eine Neuauflage fände und den Emmericher Schulen zum gelegentlichen Gebrauch im Deutschunterricht angeboten würde.

Hubertina Croonenbroek, stellvertretende Vorsitzende von "För Land en Lüj", sprach über die Wichtigkeit von Sprach- und Heimatpflege. Hermann Hellebrand, Vorsitzender von "Proot Platt", ließ einige Auftritte der Gruppe, unter anderem beim Rheinlandtag 1984 und bei Veranstaltungen von "För Land en Lüj", Revue passieren und führte mit lustigen "Döntjes" in Plattdeutsch durchs Programm. Er lud ein, zum monatlichen Treffen in die Gaststätte 'Zum Raben' zu kommen. "Da wird ganz viel gelacht."

Im Programm sorgten "Van Gessel und Band" aus 's-Heerenbeerg mit drei Liedern in 's-Heerenberger Platt, Hedwig Verhoeven mit ihrem Vortrag "Den olden Scherm van Ohme Tön", Leni Wardemann und Karola Hövelmann mit ihrem Zwiegespräch über die Gesundheitsreform, in dem es um "Second-Hand-Knie- und Hüftgelenke" ging, und Proot Platt mit dem Heimatlied "Wo den Rhin löpt dör dat moije grüne Land" für viel Spaß und beste Unterhaltung. Gezeigt wurde auch das von Dr. Antoon Berentsen gedrehte Video "Stammtischtreffen".

Grundlage für das neu herausgegebene Buch waren "Proot Platt" aus dem Jahre 1997, "Proot Platt" von Johannes Derksen sowie das "Nokixel" von Ina Pastor. Neben den 16.000 Wörtern stehen auch 50 Sprüche darin, illustriert von Herbert Trüpschuch. "Fettertängske" heißt übrigens Kombizange, "Läckschnütt" ist das Leckermäulchen und "Potteschrapper" der Geizhals.

(moha)
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