Emmerich Zu viel Regen nervt die Kartoffelbauern

Emmerich · Hubert Boßmann aus Praest befürchtet, dass unter der Feuchtigkeit die Qualität seiner Ernte leidet. Sein Kollege Richard Janssen beklagt sich darüber, dass die Preise für die Kartoffeln im Keller sind. "Das ist eine Katastrophe", sagt er.

 Landwirt Richard Janssen mit reichlich Kartoffeln, die wenig Geld einbringen. Der Preis ist im Keller.

Landwirt Richard Janssen mit reichlich Kartoffeln, die wenig Geld einbringen. Der Preis ist im Keller.

Foto: Gottfried Evers

Zu viel Regen beeinträchtigt in diesem Jahr die Kartoffelernte. Kartoffelbauer Hubert Boßmann aus Praest befürchtet, dass durch den übermäßigen Niederschlag der letzten Wochen die Qualität der Kartoffeln leiden wird. "Sie ist nicht so, wie wir sie gerne hätten. Die Nässe kann auch zu Fäulnis führen", berichtet Boßmann.

Der Praester Landwirt baut vornehmlich Industriekartoffeln an, die zu Pommes Frites verarbeitet werden. "Die unterliegen wieder besonderen Qualitätskriterien, sie brauchen beispielsweise einen höheren Stärkegehalt", erläutert er. Der sei durch die Nässe nicht optimal. Wetterbedingt konnte er bisher noch nicht mit der Ernte beginnen, er ist etwa zehn Tage in Verzug. "Solange die Böden nicht siebfähig sind, können wir nicht beginnen." Sonst haftet zu viel Erde an den Kartoffeln. Hubert Bossmann hofft jetzt noch auf vier bis fünf Tage sonniges und trockenes Wetter, das würde die Ernte bedeutend erleichtern.

Richard Janssen ist Landwirt in Keppeln. Sein Vater war es schon, sein Großvater ebenso und so weiter. Er ist zwischen Ställen und Feldern aufgewachsen. Sein Leben drehte sich stets um Säen und Ernten. Er hat nahezu alles erlebt, was man auf einem Hof erleben kann. In diesem Jahr muss er eine Erfahrung machen, die auch für ihn neu ist. Neu und bitter. Der Preis für Kartoffeln ist im Keller. Er ist derart abgerutscht, dass Landwirte überlegen, ob man die Knollen überhaupt noch ernten soll. "Für 100 Kilo Kartoffeln gibt es zwischen 1,75 und zwei Euro. Das ist eine Katastrophe", sagt Janssen. Der Landwirt bietet seine Kartoffeln den Händlern an, doch lehnen diese dankend ab. Man könne sie derzeit nicht gebrauchen. Die Qualität ist gut, die Nachfrage nicht. Ein Grund für den Preissturz sei, so Janssen, dass keine Kartoffel mehr nach Russland gebracht werde. Den Markt gibt es nicht mehr. Das Angebot ist riesig, der Ertrag war einfach zu gut.

Auch beim Weizen sind die Handelspreise gesunken. Josef Peters, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, weiß immer, was gezahlt wird. "Im vergangenen Jahr wurde der Doppelzentner mit 18 Euro gehandelt", sagt Peters. Derzeit sind es 14 Euro.

Auch Peters bestätigt: "Die Erträge sind hervorragend." Nach Aussage des 63-Jährigen hat das Wetter im Nordkreis keine größeren Schäden angerichtet: "Im Rheinland stehen noch enorme Mengen Getreide auf den Feldern. Aber hier ist nahezu alles abgeerntet."

Das Thema Wetter kann Josef Peters inzwischen ohnehin nicht mehr hören. "Wetter hat's immer gegeben - gutes und schlechtes. Wenn das unser einziges Problem wäre, dann hätten wir keins", sagt der Kreislandwirt.

(RP)
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