Ronald Guliker "Zwei Heimatmärkte vor der Tür"

Emmerich · Der Chef von Q-Railing spricht darüber, wieso deutsch-niederländische Teams so effektiv sind und weshalb der Spezialist für Geländersysteme am Standort Emmerich bleibt.

 Ronald Guliker leitet das Unternehmen Q-Railing in Emmerich.

Ronald Guliker leitet das Unternehmen Q-Railing in Emmerich.

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emmerich Das Unternehmen Q-Railing hat seinen Sitz in Emmerich und wird in der zweiten Generation von Ronald Guliker geleitet. Der 44 Jahre alte Niederländer setzt in seinem Unternehmen gezielt auf gemischte deutsch-niederländische Teams, sei es nun in der Projektabteilung oder im Vertrieb. Q-Railing ist Spezialist für Geländersysteme weltweit und hat seinen Sitz im deutsch-niederländischen Grenzgebiet. In Emmerich sind 125 Mitarbeiter beschäftigt, hinzukommen weltweit noch einmal 95 weitere.

Herr Guliker, was sind für Sie die besonderen Standortvorteile einer Grenzregion?

Ronald Guliker Man hat zwei Heimatmärkte direkt vor der Haustür. Und eine Ansiedlung in der Grenzregion war damals wichtig - wegen der Zollformalitäten. Für die Personalbeschaffung haben wir zwei Länder und können die Kunden in ihrer Sprache bedienen - allerdings sprechen die Holländer als Handelsvolk alle Sprachen. Sehen Sie, ich bin Holländer, ich mag die holländische Mentalität, dieses Lockere, Offene. Und ich liebe das Deutsche, es ist alles geregelt. Das ist es, warum wir hier am Standort bleiben.

Was hat Sie bewogen, auf gemischte deutsch-niederländische Teams zu setzen?

guliker Es sind die unterschiedlichen Fähigkeiten: die deutsche Gründlichkeit und die holländische Flexibilität. Diese Kombination ist als Team super; wir stellen die Teams so zusammen, weil sie sich besser auf den Kunden einstellen können. Denn zwischen uns und dem Kunden muss die Chemie stimmen - verkaufen ist erst mal gönnen, da ist das Produkt noch zweitrangig. Ohne das Menschliche gehts Gott sei Dank nicht.

Was unterscheidet den typisch deutschen vom typisch niederländischen Arbeitnehmer?

guliker Hier an der Grenze gibt's keinen krassen Unterschied. Aber wenn wir Manager einstellen, müssen die sich erst mal an unsere Unternehmenskultur gewöhnen: Bei uns werden alle geduzt. Und viel wichtiger als die Unterschiede ist das Ziel, die richtigen Leute hier am Niederrhein zu halten. Deshalb arbeiten wir eng mit den Hochschulen in Kleve und Gelsenkirchen-Bocholt zusammen.

Noch einmal zurück: Wie setzen Sie die Unterschiede in Ihrem Unternehmen ein?

guliker Wir profitieren von der unterschiedlichen Ausbildung, beispielsweise im Marketing. In Holland wird das Marketing anders genutzt als in Deutschland. In Deutschland werden die Unternehmen vom Vertrieb gesteuert, in Holland vom Marketing. Die Niederländer sind forscher, sind mutiger.

Was war die beste Erfahrung?

guliker Das kann ich so nicht sagen. Vielleicht, dass wir hier sind?

Welche Veränderungen müssen noch stattfinden, damit Sie Niederländer genau so leicht einstellen können wie Deutsche?

guliker Ein Problem sind die Krankenkassen - es sind zwei unterschiedliche Systeme. Der Mitarbeiter, der in den Niederlanden wohnt, erhält nur das Basispaket, obwohl er den deutschen Preis bezahlt. Oder beim Hausbau: Ein Niederländer kann die Zinsen von der Hypothek von der Steuer absetzen - aber wenn er bei uns arbeitet, gehts nicht. Und in Holland reicht es, dass ein Paar zusammenlebt, um Steuervorteile zu erhalten, in Deutschland muss man verheiratet sein. An dem Punkt ist Europa noch nicht vereint.

Was empfehlen Sie anderen Unternehmen?

guliker Man muss in sein Umfeld investieren, damit qualifiziertes Personal hier bleibt oder aber hierher gelockt wird. Ich gehe davon aus, dass wir bald für Löhne und Personalbeschaffung die gleichen Kosten haben werden.

INFO: MIT RONALD GULIKER SPRACH DIE TW-REDAKTION DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER

(RP)
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