Erkelenz 15 Musicals an einem Abend

Erkelenz · Zum ersten Mal gastierte die Gala-Show "Die Nacht der Musicals" in Erkelenz. Ein gelungener Schnelldurchlauf durch die Musical-Historie, zwischen Schlager, Travestie und Fantasie.

 Ein Mann in verruchtem Frauen-Outfit - da kann es auf der Musical-Bühne nur um die Rocky Horror Show gehen, in der bei der Musical-Gala Christian Schöne auftrat.

Ein Mann in verruchtem Frauen-Outfit - da kann es auf der Musical-Bühne nur um die Rocky Horror Show gehen, in der bei der Musical-Gala Christian Schöne auftrat.

Foto: Jörg Knappe

Man durfte mit hohen Erwartungen in die Stadthalle kommen. Der Programmzettel las sich wie das "Who is Who" der Musical-Szene: Rock me Amadeus, Jesus Christ Superstar, Mamma Mia, Memory, Tarzan und Jane - kurz gesagt: Die 15 erfolgreichsten Musical-Hits unserer Zeit versprach die Show, alle Lieder auf einer Bühne und nur an einem Abend. Wer jetzt an die Phrase "Masse statt Klasse" denkt, der irrt. Denn die Gala-Show "Die Nacht der Musicals" strapazierte mit abrupten Wechseln zwischen den Genres zwar durchaus die Sinne. Sie unterstrich aber auch, warum sie international mehr als eine Million Zuschauer in die Theaterhallen locken konnte und die erfolgreichste Show ihrer Art ist.

Die Wechsel zwischen den Genres geschahen fliegend. Auf die Überheblichkeit eines Falcos und die Pop-Wucht von "Jeanny" folgte der ruhige Katzenjammer "Memory" aus Cats und dann die Liebesgeschichte um Tarzan und Jane. Vom Travestie-Trash der "Rocky Horror Show", in der Darsteller Christian Schöne mit Strapsen und Lederrock auf Tuchfühlung mit dem Erkelenzer Publikum ging, wurde man Sekunden später in das Präsidentenhaus der "Evita" und die Welt von Kaiserin Sissi mitgenommen.

Eine Hommage an Udo Jürgens beendete den Abend. "Ich war noch niemals in New York" bildete den sehenswerten Schluss nach über zwei Stunden, die einem Schnelldurchlauf durch die Musical-Hitparade glich. Echte Atmosphäre, wie man sie von einem Musicalabend kennt, kam nicht auf: sich über Stunden an Charakteren reiben, das Einlassen auf ihre Gefühle, Handlungsstränge nachvollziehen und innerhalb der Geschichte irgendwann Partei ergreifen. Stattdessen lebte "Die Nacht der Musicals" von den Melodien und Texten, aufwendigen Lichteffekten und Choreographien der Tänzer. Sie ließen vor allem ein Zwischenfazit zu: Je voller die Bühne war, desto besser wirkten die Showelemente.

Gleiches hätte man auch über die Kulisse vor der Bühne sagen können: Die Osterferien scheinen der plausibelste Grund für nur etwa 350 besetzte Sitzplätze. Doch wer gekommen war, bereute es nicht. "Die Musikauswahl ist super, die bekannten Lieder waren heute dabei", sagte das Ehepaar Schippers aus Dremmen. Die beiden wussten, wovon sie redeten: In Hamburg und auch Oberhausen haben sie bereits die Originale vom "König der Löwen" oder dem "Phantom der Oper" besucht. Spaß an den Melodien, die in der "Nacht der Musicals" auflebten, hatten auch Ellen Backhaus und Annette Beckers aus Klinkum: "Die Darsteller haben klasse gespielt und gesungen." Nach etwas mehr als zwei Stunden blickten zufriedene Zuschauer auf einen unterhaltsamen Abend zurück, der ein Appetitanreger war für den nächsten Besuch eines großen Musicals, bei dem neben den Hits dann auch die ganze Geschichte erzählt wird.

(jessi)
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