Erkelenz Archiv als offener Ort für die Bürger

Erkelenz · Die neue Diplom-Archivarin der Stadt Erkelenz, Karoline Meyntz, ist seit Anfang März nun offiziell im Amt. Ein Gespräch über Archivarbeit im Umbruch. Vom verstaubten Kellerimage zur Dienstleistung für Bürger und Verwaltung.

 Karoline Meyntz ist neue Stadtarchivarin in Erkelenz: "Gerade das aber war für mich besonders reizvoll: für alles zuständig zu sein und viel persönlichen Kontakt zu Bürgern zu haben", sagt die 36-jährige Wahl-Hückelhovenerin.

Karoline Meyntz ist neue Stadtarchivarin in Erkelenz: "Gerade das aber war für mich besonders reizvoll: für alles zuständig zu sein und viel persönlichen Kontakt zu Bürgern zu haben", sagt die 36-jährige Wahl-Hückelhovenerin.

Foto: Jürgen Laaser

Zwar ist Karoline Meyntz offiziell gerade mal drei Tage als neue Erkelenzer Stadtarchivarin in Amt und Würden. Aber da sich die 36-Jährige bereits seit November am neuen Arbeitsplatz gleichsam warmlaufen konnte und dass Terrain schon intensiv — noch gemeinsam mit ihrem verdienten Vorgänger Theo Görtz — sondieren konnte, fühlt sich die aus Gladbeck stammende Wahl-Hückelhovenerin schon wie zu Hause in den Archivräumen der Erkelenzer Stadtverwaltung.

Bei der Begrüßung verwies Bürgermeister Peter Jansen auf die neuen Anforderungen der elektronischen Speicherung und des Datenschutzes in der Archivarbeit. Er bekräftigte vor diesem Hintergrund noch einmal den Entschluss der Stadt, die Stelle mit einer Diplom-Archivarin zu besetzen und ihr eine Archiv-Fachangestellte — Desiree Vieten ist bereits seit einem Jahr im Stadtarchiv — als Kollegin zur Seite zu stellen. Damit legt die Stadt die Vorgaben des seit 2010 geltenden Landes-Archivgesetzes und die Empfehlungen der Archivberatungsstelle des Landschaftsverbandes recht eng aus. Das sei das Archiv der Stadt wert, betont Jansen: "Mit den neuen Archivräumen hatten wir schon ein deutliches Zeichen gesetzt, dass das Archiv in unserer Stadt kein ,Kellerkind' ist."

Karoline Meyntz bringt die ganze Bandbreite an Vorerfahrungen aus großen und kleinen Archiven mit. Die auf Spezialgebiete konzentrierte Arbeit in großen Einrichtungen wie dem Landesarchiv NRW — an dem sie die Ausbildung zur Archiv-Fachangestellten ebenso absolvierte wie später die für den gehobenen Archivdienst — oder dem Kölner Stadtarchiv ist ihr ebenso vertraut wie der Archivalltag als "Universalistin" mit Publikumskontakt in kleinen Einrichtungen wie dem Archiv von Wasserburg am Inn.

"Gerade das aber war für mich besonders reizvoll: für alles zuständig zu sein und viel persönlichen Kontakt zu Bürgern zu haben", sagt Meyntz. Deshalb habe sie auch die Stelle in Erkelenz gereizt, wo nicht nur die Kooperation mit dem Heimatverein fest zur Stellenbeschreibung gehört, sondern sie die Publikumskontakte noch weiter ausbauen kann und will.

Helfen dabei wird die fortschreitende Digitalisierung der Archivbestände mit spezialisierter Archiv-Software und die Vernetzung der Archive, so dass Bürger selbstständig an einem Bildschirmarbeitsplatz recherchieren können. Auch Schüler, etwa im Geschichtsunterricht, möchte Meyntz dazu anregen und den engen Kontakt zu den Schulen in Erkelenz suchen. Am Herzen liegen der leidenschaftlichen Handballerin und Torhüterin der SG Rurtal-Hetzerath aber auch die Verbindungen zu den Ortsvereinen von der Kultur bis hin zum Sport, die ihre Geschichte oft mit viel Liebe pflegen, manchmal aber auch "Schätze" auf Dachböden verstauben lassen.

Natürlich ist die Archivarin nicht nur Dienstleisterin für historisch interessiere Bürger, sondern auch Kooperationspartnerin der Verwaltung. Denn: Heute noch aktuelle Ausschuss-Protokolle sind die Geschichtsdokumente von morgen. Aber ohne die Fähigkeit, die Spreu vom Weizen zu trennen, geht es nicht bei der Flut der Papiere. "Wir Archivleute müssen auch wegwerfen können", sagt Meyntz.

Glücklich ist sie, dass sie nun nicht mehr wie in den vergangenen Jahren zu ihren Arbeitsplätzen weit fahren muss. Denn der Reiz der Erkelenzer Stelle hatte neben dem fachlichen auch einen privaten Hintergrund. "Mein Mann ist Hückelhovener, dort leben wir — heute in Ratheim — seit 2006." Die rheinische Mentalität ist für die Westfälin kein Problem. Im Gegenteil: "Ich fühle mich hier rundum wohl."

(RP)
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