Kreis Heinsberg "Aufmerksam hinschauen"

Kreis Heinsberg · Auch im Bistum Aachen sollen Minderjährige von Geistlichen missbraucht worden sein. Bischof Heinrich Mussinghoff fordert eine Kultur des aufmerksamen Hinschauens in den Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen.

Nachdem in den vergangenen Wochen eine Reihe von Missbrauchsfällen innerhalb katholischer Einrichtungen bekannt wurde, hat sich Bischof Heinrich Mussinghoff in einem Schreiben an Priester und Diakone sowie Mitarbeiter im pastoralen Dienst des Bistums Aachen und Mitchristen gewandt. "Mein heutiges Wissen um das schuldhafte Versagen einzelner Priester, auch in unserem Bistum, erschüttert mich und belastet mich sehr", teilt Mussinghoff mit.

Er empfinde zuerst und vor allem Mitleid mit den Opfern, deren Not ihm vor Augen stehe. "Ich bitte Sie und ihre Familien um Entschuldigung für das Leid und die Schäden, die Priester unseres Bistums über sie gebracht haben", heißt es in dem Schreiben weiter.

"Falsche Rücksichten auf Täter"

Das nun enthüllte Ausmaß und die Umstände der Vergehen stellen nach Mussinghoffs Auffassung Fragen nach der Verantwortung für die Opfer, nach den Motiven der Täter und nach den kirchlichen Rahmenbedingungen, in denen sich solche Vergehen zum Großteil im Verborgenen vollziehen konnten. "Wir müssen überdies erkennen und bekennen, dass im Umgang mit bekannt gewordenen Fällen in der Vergangenheit falsche Rücksichten auf die Täter und das Ansehen der Kirche genommen wurden und die Opfer vernachlässigt worden sind", teilt Mussinghoff weiter mit. Auch im Bistum Aachen gebe es Missbrauchsfälle, verübt von Geistlichen an minderjährigen Kindern und Jugendlichen. Die jetzt bekannt gewordenen Fälle bezögen sich fast ausschließlich auf Vergehen zwischen den 1950er und 1990er Jahren.

Mussinghoff versichert, dass im Bistum Aachen jeder Verdacht eines Missbrauchsvergehens an Kindern und Jugendlichen nach bekannt werden konsequent aufgegriffen werde. In erwiesenen Fällen werde der Täter unabhängig vom Ansehen der Person mit allen Mitteln kirchlichen und staatlichen Rechts zur Rechenschaft gezogen und erhalte keine Auftrag mehr zur Seelsorge im Bistum Aachen. Der Bischof erinnert an seine Maßgabe, dass alle Mitarbeiter im kirchlichen Dienst verpflichtet seien, ihnen bekannte Sachverhalte, die den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs begründen, dem dazu Beauftragen des Bistums mitzuteilen.

Versuche, einen ganzen Berufsstand der Kirche unter Generalverdacht zu stellen, weist der Bischof ganz entschieden zurück. Mussinghoff: "Versagen Sie denen, die in ungebrochener Treue zu ihrer Berufung ihren Dienst mit ihren besten Kräften ausüben, bitte nicht ihre Anerkennung und Unterstützung." Die momentane Krise stelle die katholische Kirche vor eine ihrer größten Herausforderungen. Glaubwürdigkeit und Vertrauen stünden auf dem Spiel. Mussinghoff weiter: "Tragen Sie mit dazu bei, dass in Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen eine Kultur des aufmerksamen Hinschauens gepflegt wird."

(RP)
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