Erkelenz Brunnenfund begeistert Archäologen

Erkelenz · Eine kleine Sensation ist der im Kückhovener Kiesabgrabungsgelände gefundene römische Kastenbrunnen. Der Erhaltungszustand der Holzreste ist außergewöhnlich gut. Das Schöpffass auf der Brunnensole wirkt nahezu intakt.

 Bei Grabungsarbeiten im Bereich der Kiesgrube bei Kückhoven wurde diese Sohle eines römischen Brunnens aus dem 3. Jahrhundert freigelegt. Gut zu erkennen ist ein kleines Holzfass mit Eisenbeschlägen.

Bei Grabungsarbeiten im Bereich der Kiesgrube bei Kückhoven wurde diese Sohle eines römischen Brunnens aus dem 3. Jahrhundert freigelegt. Gut zu erkennen ist ein kleines Holzfass mit Eisenbeschlägen.

Foto: Jürgen Laaser

Das Erkelenzer Land ist ein ergiebiges "Pflaster" für die Archäologen des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege. Das beweist jetzt erneut ein herausragender Fund, der bei Grabungsarbeiten im Bereich der Kückhovener Auskiesungsflächen zutage kam: zwei römische Brunnen aus dem zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus, vermutlich vom Gelände einer sogenannten Villa rustica, einem landwirtschaftlichen Anwesen.

 Krüge, Schalen und Behältnisse mit typischem Dekor - die Archäologen machten in Kückhoven auch Keramikfunde.

Krüge, Schalen und Behältnisse mit typischem Dekor - die Archäologen machten in Kückhoven auch Keramikfunde.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Das Besondere sind indessen nicht die römischen Siedlungsspuren, von denen es in der Region viele gibt. Begeistert sind die Archäologen vielmehr von dem besonders guten Erhaltungszustand des Holzes des etwas älteren Kastenbrunnens, dessen Sole in der jüngsten Auskiesungsfläche der Rheinischen Baustoffwerke jetzt freigelegt wurde. Archäologin Dr. Ulrike Müssemeier vom Denkmalamt erläuterte vor Ort den besonderen Fund, an dessen Freilegung die Firma Troll Archäologie (Weilerswist) in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband einen großen Anteil hat.

"Der 1,50 mal 1,50 Meter breite sogenannte Kastenbrunnen aus Holz war in einen 13 Meter tiefen Schacht verbaut", erläuterte Müssemeier. "In elf Abtragungsschritten haben wir uns in den vergangenen zwei Wochen bis zur Sole vorgearbeitet." Neben Funden, die nahelegen, dass der Brunnen nach dem Neubau des zweiten unmittelbar angrenzenden Brunnens wohl als Müllgrube benutzt wurde, begeistern die in feuchten Sedimenten gut erhaltenen Kastenreste, Teile des eisernen Bügels der Zugvorrichtung, Reste der Seile und vor allem der nahezu intakte Schöpfeimer aus Holzdauben und Eisenringen die Fachleute. Die gefundenen Teile wurden von den Archäologen mit Gipstüchern stabilisiert, bevor sie vorsichtig herausgelöst werden konnten. Im Landesamt für Bodendenkmalpflege warten nun sogenannte dendrochronologische Untersuchungen auf die Holzteile, anhand der Jahrringe des Holzes kann dann ein genaues Alter der Fundstücke bestimmt werden.

Etliche Kisten von gut bestimmbaren Keramikfunden - Teile vieler Krüge, Schalen und Behältnisse mit typischem Dekor - lassen das Grabungsteam allerdings vermuten, dass es mit der Datierung der Brunnen nicht ganz falschliegen kann.

Wie darf man sich das Anwesen vorstellen, von dem die Brunnen stammen? "Nun, es dürfte sich hier wohl um die Wirtschaftsgebäude eines großen Gutshofes gehandelt haben", sagte Dr. Müssemeier. Das Haupthaus wurde allerdings - noch - nicht gefunden. "Derartige Landgüter gab es in dieser fruchtbaren Gegend zu römischer Zeit viele", sagte die Archäologin, die die Kooperationsbereitschaft des Kieswerks lobte. Immerhin müssen geplante Auskiesungsschritte immer mit den Archäologen abgestimmt werden, die vor den Baggern ihre Probegrabungen machen. Das taten sie im vergangenen September auch auf dem heute längst in der Kiesgrube verschwundenen Weizenfeldes und stießen auf die Hinweise zur Villa rustica.

(RP)
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