Erkelenz "Das erste Mal" - Wahl aus Sicht der Jungwähler

Erkelenz · Zwei wichtige Kreuze: Bei der gestrigen Bundestagswahl gaben die Wähler ihren Favoriten ihre Stimme, um Deutschlands politische Zukunft mitzugestalten.

 Für die Zwillinge Anna und Daniel Bremen, die gestern ihren 18. Geburtstag feierten, war es der erste Urnengang.

Für die Zwillinge Anna und Daniel Bremen, die gestern ihren 18. Geburtstag feierten, war es der erste Urnengang.

Foto: RUTH KLAPPROTH

Am Vorabend hatten sie mit Familie und Freunden gebührlich und ausgelassen in den "Eintritt" in die Volljährigkeit hereingefeiert. Am nächsten Tag stand dann der Gang zur Wahlurne an. Im Vorhinein hatten sich die Zwillinge sehr ausführlich und gewissenhaft mit der aktuellen politischen Landschaft und den Zielen der Parteien beschäftigt. "Ich habe in der Schule das Thema durchgenommen und einige Referate zu den Parteien gehalten. Meine Recherche hat schon mal eine gute Grundlage gebildet", sagte Anna, die eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten macht und das Berufskolleg in Geilenkirchen besucht. Ihr Bruder Daniel, der eine Ausbildung zum Krankenpflegeassistent macht, erklärte, sie hätten sich regelmäßig über den Stand der Dinge und die Neuigkeiten in den Nachrichten informiert und auch beide das Angebot des "Wahl-O-Mat" wahrgenommen. Auch in der Familie sowie im Freundes- und Bekanntenkreis ist das Thema ausgiebig diskutiert worden - selbst auf der Geburtstagsfeier seien die anstehenden Wahlen und Politik mehrfach zur Sprache gekommen. "Freunde und Kollegen haben uns oft gefragt, ob wir direkt wählen gehen", erinnerte sich Anna, und führte weiter aus: "Mir war das schon sehr wichtig, nicht einfach da hinzugehen und irgendwen zu wählen".

Dabei waren sie vor der Terminbekanntgabe eine lange Zeit im Ungewissen, ob sie überhaupt schon an der diesjährigen Bundestagswahl teilnehmen können. "Als wir erfahren haben, dass wir wählen dürfen, haben wir fast schon so eine kleine Party geschmissen", erzählte Daniel lachend. "Es war schön, als die Wahlberechtigung dann per Post kam". Auch das Gefühl nach der Wahl genießen sie, man fühle sich anders, erwachsener, verantwortungsbewusster. "Es ist nur schade für die, die erst in den nächsten Wochen 18 werden und vielleicht trotz wichtiger politischer Meinungen nicht wählen dürfen", bedauerte Anna.

Zu einem großen Teil jedoch schätzen sie das Interesse und das Wahlverhalten der Gleichaltrigen eher gering und unüberlegt ein. "Den Meisten, die ich kenne, ist Politik relativ egal, und wenn sie wählen gehen, kreuzen sie wohl einfach irgendwas an - ich glaube auch, dass Viele sich gar keine eigene Meinung bilden und manchmal nur das nachplappern, was sie irgendwo aufgeschnappt haben", meinte Daniel. Anna stimmte ihrem Bruder zu, findet das teils fehlende Interesse sehr schade.

Auch, was ihr politisches Meinungsbild angeht, haben Anna und Daniel fast dieselben Ansichten. "Aus Scherz haben wir mal gesagt, dass wir absichtlich komplett unterschiedlich wählen, aber wir haben uns eben ausgetauscht und sehr ähnliche Stimmen abgegeben", sagte Daniel vor dem Wahllokal. Währenddessen war Mutter Anja Bremen auf die Zwillinge und deren ältere Schwester ausgesprochen stolz: "Ich habe drei tolle Kinder, die alle wählen gehen und sich für Politik interessieren", freute sie sich.

(kasc)
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