Erkelenz Das Komplexe im Innern des Menschen

Erkelenz · "Echte Körper - von den Toten lernen" ist der Titel der Ausstellung, die noch heute und morgen zu sehen ist. Die mehr als 200 Exponate stammen aus den USA. Wichtig ist den Akteuren, nicht den Respekt vor den Toten zu verlieren.

 Ein plastinierter Mensch: Interessierte Besucher der Ausstellung "Echte Körper" erhalten genaue Einblicke in das Innere des Menschen.

Ein plastinierter Mensch: Interessierte Besucher der Ausstellung "Echte Körper" erhalten genaue Einblicke in das Innere des Menschen.

Foto: JÜRGEN LAASER

Wenn er von der "Tänzerin" und dem "Frontmann" spricht, will er zugleich betonen, dass er dies respektvoll verstanden wissen will. Denn: Thomas Müller spricht dann nämlich über zwei Menschen, die längst nicht mehr leben. Zwei Menschen, die sich zu ihren Lebzeiten dazu entschlossen haben, ihre Körper nach ihrem Tod der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. "Echte Körper - von den Toten lernen", so lautet der Titel einer Ausstellung, die in diesen Tagen in Erkelenz zu sehen ist. Thomas Müller ist der technische Leiter der Ausstellung.

Wer mit Müller durch die Ausstellung geht und die Exponate ansieht, dem fällt auf, dass er oft den Begriff "faszinierend" gebraucht. Mit jedem der rund 200 Exponate hat er sich eingehend beschäftigt. Was ihn so fasziniert, ist der Mensch "von innen", das Komplexe der Organe, Muskeln, der Haut. "Bei der Haut machen wir uns ja viel zu wenig Vorstellung davon, dass es unser größtes Organ ist", sagt er und bleibt an einem Exponat stehen, das mal einer stark übergewichtigen Frau gehörte. Das Exponat ist ihre vollständige Haut.

Daneben steht eine Vitrine, in der 157 Scheiben zu sehen sind. Scheiben, die ebenfalls mal ein Mensch waren, die aber auch eindrucksvoll zeigen, wie der Mensch von innen aussieht.

Unterdessen bleiben junge Besucher an der Vitrine stehen, die verschiedene Exponate der menschlichen Lunge zeigen. Schockiert sind sie vom Anblick des Lungenflügels, der von einem starken Raucher stammt. "Das war definitiv meine letzte Zigarette heute", sagt eine Jugendliche, die sichtlich beeindruckt ist. Die Exponate der Ausstellung "Echte Körper" stammen übrigens aus den USA. Rund 200 000 Menschen, so erläutert Thomas Müller, sind es in den Vereinigten Staaten jährlich, die ihre Bereitschaft zeigen, ihre Körper nach dem Tod für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung zu stellen. Müller hält das für wichtig vor allem für die Menschen, die nicht nur ein Interesse für die Anatomie entwickelt haben, sondern die in medizinischen und physiotherapeutischen Berufen arbeiten. Thomas Müller erklärt, dass es rund 2000 Arbeitsstunden dauert, ehe der komplette menschliche Körper plastiniert ist. "Natürlich erfordert diese Arbeit ein hohes Maß an Sensibilität und Genauigkeit", so Müller. Und: Man dürfe nie den Respekt vor den Menschen verlieren, die ihre Körper für diese Zwecke zur Verfügung stellen.

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