Guido Cantz in Erkelenz Der Cantz, der kann's

Erkelenz · So lautete das Fazit der vielen Besucher, als sie sich nach dreistündiger Unterhaltung in Erkelenz von Comedian Guido Cantz verabschiedeten.

 Guido Cantz legte in der Erkelenzer Stadthalle einen überzeugenden Auftritt hin.

Guido Cantz legte in der Erkelenzer Stadthalle einen überzeugenden Auftritt hin.

Foto: Jürgen Laaser

Der dauerblondierte Witzemacher und Unterhalter aus Köln-Porz, der seit 2009 die Samstagabendfamiliensendung "Verstehen Sie Spaß" moderiert, nahm das Publikum in der nach seinen Worten "schönsten Stadthalle Deutschlands" mit auf eine amüsante Zeitreise durch seine inzwischen 27-jährige Karriere.

"Blondiläum" ist der Titel des Programms, in dem Cantz, der sich selbst als "Heinos verlorenen Sohn" und "Guido Blondino" ankündigte, das Beste aus den ersten 25 Jahren seines Daseins als Unterhalter und Humorist darbieten wollte. Der Rückblick hielt ihn allerdings nicht davon ab, auch das aktuelle Zeitgeschehen unter die Lupe zu nehmen. "Wir wollen lachen, Spaß haben, Blödsinn machen, und vom Alltag ablenken", meinte der 47-jährige Cantz in der Umschreibung seines Programms; und die Besucher unterstützten ihn bei seinem Bestreben.

Mit Hilfe von Videoeinspielern und kleinen musikalischen Einlagen am Klavier hatte Cantz wenig Mühe, das Publikum für sich zu begeistern, als er von seinem Werdegang erzählte. Nach seiner Zeit als Obergefreiter in der Kleiderkammer des Bundeswehrzentralkrankenhauses Koblenz hatte er ein "Fernstudium" an der Uni seiner Heimatstadt Köln begonnen, ehe es 1991 den ersten großen öffentlichen Auftritt in Aachen gab.

Die besorgte Frage seiner schwäbischem Großmutter: "Junge kannst du davon leben?" wurde nach zehn Jahren Unterhalterdasein von ihrer Frage abgelöst: "Junge, kannst du mir etwas leihen?" Cantz war schnell auf eine Erfolgsspur gewechselt, auf der der immer noch unterwegs ist.

Beim Rückblick und dem Vergleich mit früher kommen die Witze von selbst. Damals gab es Worte, die hatten eine ganz anderes Bedeutung als heute, etwa: "Googlen": "Früher war das der Christbaumschmuck in Sachsen, heute ist es eine Suchmaschine." Wenn man heute Jugendliche auf eine Telefonzelle anspreche, meinen sie, man spräche von einem Handygefängnis.

Vielen Menschen ist Cantz in seinem Leben begegnet, viele sind Freunde geworden, wie beispielsweise Boris Becker. "Ich dachte, wir hätten uns weiterentwickelt in den 20 Jahren unserer Freundschaft. Aber Boris kämpft immer noch um jeden Satz."

Viele Gefährdungen, besonders bei Lebensmitteln, habe er überlebt, den Rinderwahn ebenso wie die Weinpanscherei, Gammelfleisch oder verdorbenen Fisch. "Die Lebensmittelskandale habe dazu geführt, dass immer mehr Vegetarier und Veganer unterwegs sind. Bei der Einschulung meines Sohns Paul waren gleich drei Vegetarier in der Klasse. Die dürfen nicht einmal bei einer Schnitzeljagd mitmachen."

Eine amüsante Anekdote reihte sich an die nächste, aber es gab auch ernste Töne, wenn Cantz vom Plauderer zum politischen Kabarettisten wird, der die Horrorclowns aus den USA und Nordkorea ebenso an den Pranger stellt wie den "Zivildienstleistenden und Reserveoffizier der Luftwaffe" Christian Lindner, der "wohl im Tornado das Essen auf Rädern in die Pflegeheime gebracht hat."

Der Abschied von der "schönsten Stadt Deutschlands" war herzlich. Ein Wiederkommen ist nicht ausgeschlossen.

(kule)
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