Erkelenz Der Dynamo der Fahrradfahrer

Erkelenz · Norbert Krause hat mit der Aktion "200 Tage Fahrradstadt" den Gladbachern das Fahrrad nähergebracht und wirkt nun am Masterplan mit.

 Speed Dating auf dem Tandem: Das war eine Aktion, mit der Norbert Krause die Bürger und Macher in der Stadt mit seinem Projekt "200 Tage Fahrradstadt" für das Zweirad neu begeisterte.

Speed Dating auf dem Tandem: Das war eine Aktion, mit der Norbert Krause die Bürger und Macher in der Stadt mit seinem Projekt "200 Tage Fahrradstadt" für das Zweirad neu begeisterte.

Foto: Krause

Es ist ja nicht so, als würde er nur auf dem Fahrrad sitzen. Die rund 600 Kilometer nach Berlin ist Norbert Krause gestern dann doch lieber mit dem Zug gefahren. Aber eben auch für die Sache, für das Fahrrad. Der Mönchengladbacher Aktionskünstler und Projektdesigner stellt dort heute im Bundesumweltministerium bei einer Veranstaltung zum Start der europäischen Mobilitätswoche sein vielfach Programm "200 Tage Fahrradstadt" vor. Es ist schon ein paar Jahre alt und es endet auch in diesem Jahr mit den letzten zwei Aktionen, unter anderem einer Projektwoche in einer Schule. Aber es hat bis weit über die Stadtgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt, wie Krause mit dieser Aktion in einer der fahrradunfreundlichsten Städte des Landes Vieles in Gang gebracht hat. Zuletzt erhielt er dafür sogar den Deutschen Fahrradpreis. Die Jury lobte Krause für sein "außergewöhnliches Engagement" und stellte heraus, er habe es mit "viel Humor und Geschick" verstanden, auch die Stadt und Politiker zu begeistern.

Natürlich hat er auch den Zeitgeist getroffen, eine neue Denkweise zur Mobilität hat ganz allgemein eingesetzt, das Auto ist gerade bei jungen Leuten kein Statussymbol mehr, aber Krause war mit seiner Aktion sicher der Dynamo der Radfahr-Bewegung in der Stadt. "In Gladbach hat sich einiges verändert. Wir leben in einer Stadt, die immer fahrradfreundlicher wird", sagt Krause. "Wenn wir vor fünf Jahren etwas für sichereren Radverkehr hätten tun wollen, wären wir ausgelacht worden." Jetzt erstellt ein Ingenieurbüro auf Geheiß des Rates bis Ende des Jahres einen Masterplan Nahverkehr, an dem auch Krause beteiligt ist. "Mir ist wichtig: Radfahren soll positiv belegt sein." Das hat er mit seiner Aktion ein gutes Stück geschafft, jetzt geht es an die Gremienarbeit. Eine Strategie zu erstellen, und die dann auch umzusetzen. Das Radwegenetz soll verbessert werden, und zwar nicht nur auf kurzen Strecken, sondern auf Hauptrouten. "Wir kann man schnell von Wickrath in die Gladbacher Innenstadt kommen mit dem Rad? Dazu braucht man Straßen, auf denen der Radverkehr bevorzugt wird", sagt Krause. Fahrradstraßen sind vielerorts Realität, in Gladbach noch eine Vision. Krause will bei den Menschen in der Stadt weiter ein Bewusstsein für das Fahrrad schaffen. "Wir sind in unserer Generation zu einem guten Teil sehr lange im Denken vom Auto geprägt worden. Deshalb müssen wir Möglichkeiten schaffen, das Fahrrad als Verkehrsmittel auszuprobieren", sagt der 35-Jährige. Auch dazu werde es in diesem Jahr weitere Aktionen geben.

Dabei bezeichnet sich Krause nicht einmal als notorischer Fahrradfahrer. Er war auch mal Autofahrer und nur Besitzer eines alten Klapprades. Als ein Freund ihm ein altes Rad in der richtigen Größe schenkte, entdeckte er das Radfahren wieder. "Ich habe plötzlich gemerkt, wie einfach und unanstrengend Radfahren doch sein kann." Fortbewegung ist für ihn undogmatisch. Er wählt immer das Verkehrsmittel, das für ihn das effizienteste ist. Das ist oft die Bahn, selten der Bus, gerne geht er zu Fuß, selten fährt er Auto (und dann über einen Carsharing-Dienst) - und meistens nutzt er das Fahrrad. Weil es eben für ihn in den meisten Situationen das schnellste Fortbewegungsmittel ist. "Wenn ich von Rheydt nach Mönchengladbach fahre, brauche ich mit dem Fahrrad zehn Minuten. Mit dem Auto bin ich nicht schneller, muss aber einen Parkplatz suchen und bezahlen", sagt Krause.

(RP)
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