Erkelenz Des Kriegsendes im Jahr 1945 gedacht

Erkelenz · Vor sieben Jahrzehnten lag Erkelenz in Schutt und Asche. In einer Zeitreise aus vorgetragenen Textdokumenten und Erinnerungen erfuhren die Zuhörer, wie die Menschen diese Zeit erlebten und was der Stadt 1944/45 widerfahren ist.

 Wilfried Mercks (l.) und Günther Merkens vom Heimatverein der Erkelenzer Lande haben den Vortragsabend im Alten Rathaus gestaltet.

Wilfried Mercks (l.) und Günther Merkens vom Heimatverein der Erkelenzer Lande haben den Vortragsabend im Alten Rathaus gestaltet.

Foto: Jürgen Laaser

Mit einem so großen Interesse hatte der Heimatverein der Erkelenzer Lande nicht gerechnet. Im Alten Rathaus am Markt hatten sich mehr als 250 Zuhörer eingefunden, um am Donnerstag bei einem Vortragsabend dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Erkelenz vor 70 Jahren zu gedenken. Viele weitere Zuhörer wären gerne dabei gewesen, fanden aber keinen Platz mehr. Für sie wird der Vortrag am Donnerstag, 5. März, wiederholt.

Vor sieben Jahrzehnten lag Erkelenz in Schutt und Asche. In einer Zeitreise aus vorgetragenen Textdokumenten und Erinnerungen, die im Herbst 1944 begann, erfuhren die Zuhörer, was Erkelenz am Ende des Weltkriegs widerfahren war und wie die Menschen diese Zeit erlebten. Zu Wort kamen - vorgetragen von Wilfried Mercks und Günther Merkens - Josef Lennartz und Studienrat Theo Paschmann, der Briefe an seine in Sachsen evakuierte Frau und Tochter geschrieben hatte. Gehört wurden Oberpfarrer Otto Frings, Kaplan Egidius Schmalen, Josef Kahlau, Rektor a.D. Edmond Knorr, Apotheker Hans Kühle sowie Peter Meissen, Architekt und Leiter der Technischen Nothilfe. Vorgetragen wurden Texte von Fotomeister Wilhelm Schmitter, Fuhrmann Anton Lemmen, Gottfried Sieben, Maria und Leo Mattelé.

Beschrieben wurden die Krankenhaus-Evakuierung nach Zeitz in Sachsen, die großen Bombenangriffe und die Versuche der Menschen, Erkelenz am Leben zu erhalten. Erzählt wurde von Menschen, die bei Bombenangriffen Glück hatten und von denen, die keines hatten. Beleuchtet wurde die Rolle von Kaplan Schmalen, der bis zum Schluss für die Erkelenzer, die Lebenden wie die Gefallenen, da war. Thematisiert wurde, wie die Stadt am 1. Februar 1945 für Zivilisten gesperrt wurde und rundherum Minenfelder angelegt wurden. Auch die von Edmond Knorr verhinderte Sprengung des Lambertiturms vonseiten der Deutschen, die den alliierten Fliegern diese Landmarke nehmen wollten, war Thema des Abends wie auch der letzte schwere Bombenangriff am 23. Februar 1945, bei dem Erkelenz in Schutt und Asche gelegt wurde und auch die Pfarrkirche zerstört wurde - bis auf den Lambertiturm, der sich der Zerstörung weitgehend wiedersetzte, wie Knorr damals sagte und von dem das Zitat stammt: "Die Stadt und ihr Leben waren vernichtet."

Eindrücklich wurden die letzten Stunden wiedergegeben, in denen Erkelenz verteidigt und dann an die alliierten Bodentruppen übergeben wurde. Der Volkssturm sei fast bis zum Ende ohne Waffen geblieben, lediglich einhundert Armbinden waren eingetroffen, hatte Edmond Knorr festgehalten. Erst am 24. Februar 1945 seien dann Waffen eingetroffen, zwei Tage vor dem Ende des Krieges für Erkelenz. Ohne Flieger und Panzer habe die Region um Erkelenz herum verteidigt werden sollen.

Am 26. Februar um 15.45 Uhr erkannten die Verantwortlichen auf deutscher Seite dann, dass weiterer Widerstand zwecklos sei. Es fiel die Entscheidung, die Stadt zu übergeben. Um 15.50 Uhr wurden dann zwischen den Ruinen die Waffen niedergelegt. Die Infanterie der Alliierten hatte Erkelenz eingenommen. Mit dieser Reaktion, das wurde am Donnerstagabend berichtet, hatte die US-Armee nicht gerechnet. Sie sei von erheblichem Widerstand ausgegangen.

Bedrückend waren die Bilder von den Tagen nach der Einnahme von Erkelenz. Während seit dem 1. Februar keine Zivilisten mehr in der Stadt lebten, wurden nun die Menschen von den umliegenden Dörfern in Erkelenz zusammengetrieben, registriert, nach Geschlechtern getrennt und zunächst für zehn Tage in Gewahrsam genommen. Die Gesichter dieser Erkelenzer zeigten deutlich, was ein Krieg für die Menschen bedeutet - diese Bilder in Erinnerung zu halten, war Ziel des Gedenkvortrags des Heimatvereins der Erkelenzer Lande zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Erkelenz vor 70 Jahren.

(RP)
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