Erkelenz Ein Fest der Farben in Haus Spiess

Erkelenz · Meral Alma gehört zu den überregional beachteten Newcomern der Kunstszene. In Haus Spiess zeigt sie jetzt expressive Farbexplosionen zum Thema "Köpfe". Experimentierfreude pur. Kein Bild der Serie "Punks" ist mit dem Pinsel gemalt.

 Die Künstlerin Meral Alma in der aktuellen Ausstellung in Haus Spiess vor einer ihrer fluoreszierenden Farbexplosionen.

Die Künstlerin Meral Alma in der aktuellen Ausstellung in Haus Spiess vor einer ihrer fluoreszierenden Farbexplosionen.

Foto: Renate Resch

Menschen sind ihr Thema, sie sind in allen ihren Bildern zu finden. Ob als collagenartige mehrteilige und ebenso großformatige Kreationen oder als Einzelporträts. Eine ihrer charakteristischen Serien sind die Punks. Mit ihren bunten Haaren, auf unterschiedlich grundierten großen Leinwänden, bleiben sie in Erinnerung. In Haus Spiess sind sie in verschiedenen Räumen der oberen Etage zu sehen - sich gegenüber, sozusagen im Blickkontakt oder in Korrespondenz miteinander, sind sie platziert. Charaktervolle Farbexplosionen erwarten die Besucher in jedem einzelnen Raum. Mehrteilige Leinwände, die zusammen eine Arbeit ergeben, füllen den Raum.

"Ich bin in Mönchengladbach aufgewachsen und zum Studium nach Düsseldorf gegangen", erzählt die junge Künstlerin, die ihr Studium kürzlich mit dem Akademiebrief abschloss. Noch immer hat sie guten Kontakt zu Kommilitonen und Professoren. "Es verändert sich natürlich etwas bei sich selbst, deshalb heißt es ja auch Abschluss." Meral Alma erinnert sich, dass sie dafür exzessiv gearbeitet hat und sich selbst unzählige Fragen beantworten musste. "Irgendwann fühlt man es und kann selbst Antworten geben", erinnert sie sich. Ihren Arbeitsprozess im Laufe der Zeit beschreibt sie sehr leidenschaftlich. "Ich habe Bilder, an denen ich monatelang gearbeitet habe, Tag und Nacht und nur zum Schlafen nach Hause gegangen bin. Ich habe gelitten und dachte, die Welt bricht zusammen." Mit der Zeit haben sich ihre Arbeiten verändert. Sie sind jetzt viel pastoser, also vielschichtiger. "Wo ich früher mit dem Filzstift dran ging, gehe ich heute mit dem Kuttermesser rein, bis Feuerfunken sprühen", erklärt sie. Das braucht viel Mut.

Es dauert Monate, bis ein Bild fertig ist. Unzähligen Schichten sind übereinander gemalt, und jede Schicht muss trocknen, das ist ein langdauernder Entstehungsprozess. Bei der Serie der Punks fühlt man die Persönlichkeit. Alle blicken zur Seite, doch jeder Punk ist anders.

Für Meral Alma stehen Punks für Freiheit. Sie haben etwas Rebellisches und charakterisieren das eigene Bewusstsein. "Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch ein Stück Punk in sich trägt. Manche unterdrücken ihren Punk etwas, andere leben ihn mehr aus." Keines der Bilder dieser Serie ist mit dem Pinsel gemalt, Meral Alma wirft die Farbe darauf.

"Ich beginne mit einer Kohlezeichnung, mache eine Skizze, dann mixe ich etwas aus Sand, Kaffee oder Ähnlichem und werfe es auf die Skizze. Das muss dann trocknen. Erst danach geht es mit der Farbe los." Das Bild muss liegen, weil die hochpigmentierte Acrylfarbe sehr flüssig ist und in Mengen aufgetragen wird, "bis es schwimmt", dann muss es trocknen und wird neu bearbeitet. Erst ganz zum Schluss widmet sie sich dem Hintergrund.

Es sind die Menschen, die die junge Künstlerin interessieren, egal wo. Sie reist viel und ist gern in anderen Ländern. Das Sehen ist für sie ein Weg, eigenes Bewusstsein zu entwickeln und sich frei zu machen. Dinge und Menschen selbst anzusehen, wirklich zu sehen, ist so spannend für sie. "Wirkliches Anschauen und Hinsehen, das ist Reichtum", bemerkt sie. Die Erinnerungen des Beobachteten und Gesehenen, oft auch die Menschen selbst, nimmt sie mit in ihr Atelier, porträtiert, malt und zeigt ihr inneres Bild.

Der Rundgang durch Haus Spiess ist ebenso vielschichtig wie die Bilder, bunt und farbenfroh. Wenn die Lichter verlöschen, zeigen sich die Bilder bei Nacht. Durch fluoreszierende Farbe, die die Künstlerin bei verschiedenen Bildern verwendete, zeigt sich dann noch eine andere, geheimnisvolle Facette.

(rerü)
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