Erkelenz Ein furioses und ein weihnachtliches Finale

Erkelenz · Das Collegium Musicum hatte zum Weihnachtskonzert das Kammerorchester "Locatelli" zu Gast.

 In der Golkrather Stephanuskirche spielte das Kammerorchester "Locatelli" unter der Leitung von Ernest Frissen.

In der Golkrather Stephanuskirche spielte das Kammerorchester "Locatelli" unter der Leitung von Ernest Frissen.

Foto: Klapproth

So richtig weihnachtlich wurde einem im Finale: Da intonierten 50 Musikerinnen und Musiker in der Golkrather Stephanuskirche zunächst stark das "Nussknacker Ballett" von Peter I. Tschaikowsky, von dem Dirigent Ernest Frissen meinte, dass es jede Weihnacht im Fernsehen laufe, und dann mit den gut 80 Zuhörern als Spontan-Chor gemeinsam "Tochter Zion" von Georg Friedrich Händel. Das Collegium Musicum der Volkshochschule des Kreises Heinsberg hatte in das Gotteshaus zu seinem traditionellen Adventskonzert eingeladen.

Und das Collegium Musicum hatte nicht nur hörende und mitsingende Gäste, sondern auch Instrumental-Mitwirkende im Kammerorchester "Locatelli" aus dem niederländischen Landgraaf, das seine Qualitäten ebenfalls mit aus dem Dirigat des Niederländers Ernest Frissen zieht. Der jeweils kräftige Beifall nach den sechs Stücken und der große Schlussapplaus belegten, dass ein fachkundiges Publikum nach Golkrath gefunden hatte.

Schon das erste Stück, "Concertino für zwei B-Trompeten und Streicher" von Arcangelo Corelli (1653-1713) machte deutlich, dass das Collegium Musicum mit einer guten Altersmischung konzertiert: Mit Kilian Neuhaus und Lotta Menzel spielten ein 15-Jähriger und eine 14-Jährige den Solopart der Bläser im Largo, Allegro und Adagio. Wobei Lotta Menzel, weitere Familienmitglieder sind auch dabei, das Horn zum Hauptinstrument hat und dies in weiteren Programmpunkten des Abends ebenfalls spielte.

Das 16-köpfige "Locatelli" hatte sich zunächst das "Concerto Grosso in F-Dur opus 6/9" von Georg Friedrich Händel (1685-1759) vorgenommen, ein recht typisches Stück des zu Lebzeiten großteils in London schaffenden Komponisten in vier stimmungsvoll-lebendigen Sätzen, bei dem Ernest Frissen und Berit Menzel die Parts der Solo-Violinen spielten.

Noch markanter waren die Geigen im reinen Streichorchester "Locatelli" in Johann Sebastian Bachs "Konzert in d-Moll für zwei Violinen", in dem Ernest Frissen und die junge Britta Menzel die Solo-Instrumente dialogisch spielen konnten. Starker Beifall belohnte vor allem die junge und talentierte Musikerin.

Das Collegium Musicum, gut 35 Mitglieder, stellte mit dem "Antiche Danze ed Arie per Liuto" ein weniger bekanntes Stück aus dem 16. Jahrhundert vor, das für Orchester durch Ottorino Respighi bearbeitet wurde und das eigentlich vier Sätze hat - den dritten Satz, "Ignoto: Villanella", wird das Collegium Musicum bei seinem nächsten Konzert am 29. Januar spielen, ein Fortsetzungsstück also.

Vor dem "Nussknacker" dann Antonin Dvoráks "Suite für das Orchester Opus 39" mit einem ziemlich klassischen Präludium und zwei Sätzen mit Anflügen der "Moldau", teils beschwingt und bestückt mit allem, was man an Dvorák schätzt, und einem "Finale" (Furiant), das ganz am Ende echt furios wurde. Den "Nussknacker" spielten beide Klangkörper zusammen, woraus sich ein volles Ton-Bild ergab, zumal wieder die Trompeten und auch ein Keyboard zum Einsatz kamen. Der abschließende "Blumenwalzer"-Satz machte seinem Namen alle Ehre, etwas selig, etwas "weänerisch", in jedem Fall ein passender Schluss eines Konzerts zweier ausgezeichneter Amateur-Orchester, wie das dankbare Publikum per Applaus deutlich machte.

(RP)
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