Erkelenz Ein ganz persönliches Konzert

Erkelenz · Toni Hartung ist 15, und er ist schwer krank. Zu Weihnachten wünschte er sich viel Briefpost - über 9000 Briefe kamen zusammen - und nun gab es zusätzlich auch noch einen für den jungen Mann organisierten Konzertabend.

 Toni, umringt von Eltern, Musikern und Freunden, die ihm mit der Party eine Freude bereiteten; rechts Initiator Arno Ostländer, hinter Toni Kölsch-Rocker Jürgen Zeltinger. Auch Bürgermeister Peter Jansen (2.v.r.) war gekommen.

Toni, umringt von Eltern, Musikern und Freunden, die ihm mit der Party eine Freude bereiteten; rechts Initiator Arno Ostländer, hinter Toni Kölsch-Rocker Jürgen Zeltinger. Auch Bürgermeister Peter Jansen (2.v.r.) war gekommen.

Foto: Klapproth

Ein Post auf Facebook - damit hat vor drei Jahren alles angefangen. Manuela Hartung wollte ihrem Sohn Toni, der unter einer spastischen Lähmung leidet, seinen Herzenswunsch zu Weihnachten erfüllen: jede Menge Post. Sie suchte sich für dieses Unternehmen Unterstützung aus der Facebook-Gemeinde, zahlreiche Menschen meldeten sich mit Briefen und Karten bei der Familie, und die Resonanz wurde mit jedem Jahr größer.

So erfuhr Arno Ostländer, der als Autor und Psychologischer Berater bekannt ist, von Tonis bescheidenem Weihnachtswunsch. Kurzerhand entschloss er sich, für den inzwischen 15-jährigen jungen Mann eine Benefizfeier auf die Beine zu stellen - sein Facebook-Aufruf zu dieser Aktion wurde innerhalb der ersten 48 Stunden rund 2000 Mal geteilt und erzielte 700 Likes. Erster Unterstützer war Jürgen Zeltinger, Namensgeber der Kölner Zeltinger Band, und weitere Künstler sagten zu.

Kurz vor dem Jahreswechsel war es soweit: Bürgermeister Peter Jansen, die Musiker und freiwillige Unterstützer hatten sich im Erkelenzer Kinder- und Jugendzentrum Katho eingefunden, der letzte Soundcheck lief, und alle warteten gespannt auf die Ankunft von Toni, dem eigentlichen Star des Abends. Nach vielen Kilometern Fahrt quer durch Deutschland - Tonis Familie wohnt in der Nähe von Leipzig - wurden Toni und seine Eltern mit großer Freude begrüßt. Einziger Wermutstropfen für Organisator Arno Ostländer war das mäßige öffentliche Wissen um die Benefizveranstaltung, er hatte mit mehr Publikum gerechnet.

Doch auch in eher kleiner Runde wurde das Ziel des Abends erreicht, und die Auftritte der Künstler vermochten der Familie Hartung ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Nach einer gelungenen Vorstellung des Turnvereins Erkelenz verbreitete sich im Katho die gemütliche Atmosphäre eines ganz persönlichen Wohnzimmerkonzertes. Das "Bilderstöckchen Blues Büggele", Musiker-Duo aus dem Kölner Stadtteil Bilderstock, heizte mit Blues, Rock und Kölschen Texten dem Publikum ein. Sie hatten durch ihre Bekanntschaft mit Arno Ostländer von der Feier erfahren, und da sie regelmäßig Benefizkonzerte spielen, stand es für sie außer Frage, dass sie bei Tonis Konzert dabei sein wollten. Als dann Jürgen Zeltinger und Bandkollege Dennis Kleimann mit Gitarre und Gesang loslegten, gab es für die Gäste kein Halten mehr. Mit rockigen Klängen und fast ungewohnt zahmen Texten animierte Zeltinger das Publikum zum Mitmachen und verbreitete rundum gute Laune.

Insgesamt war Ostländer trotz der Schwierigkeiten zufrieden. "Ich bin unheimlich froh über die Leute, die uns sofort und ohne zu zögern ihre Unterstützung zugesagt haben, das ist grandios." Zusätzlich zu Spenden, gesammelten Unterschriften und weiteren Briefen für Toni wurden mit einer Imbissbude am Alten Rathaus Erlöse für die Familie Hartung gesammelt. Toni kann sich vor allem noch auf die Briefe freuen, die er noch nicht gelesen hat: In diesem Jahr wurde der Briefkasten der Hartungs mit unzähligen Briefen gefüllt. "Im ersten Jahr waren es noch etwa 500 Briefe, letztes Jahr schon 2700", erinnerte sich Manuela Hartung. "Wir sind noch nicht dazu gekommen, sie alle zu zählen, aber wir schätzen, dass es dieses Mal zwischen 8000 und 9000 Briefe sind", fuhr sie fort.

Vor allem internationale Post sei immer spannend: Toni habe schon Post aus China, Afrika und den USA bekommen, und auch aus der Schweiz und Österreich seien viele Briefe dabei. Das Schönste dabei ist: Sie alle geben Toni das Gefühl, nicht alleine zu sein, und Menschen auf der ganzen Welt zu haben, die ihm beistehen.

(kasc)
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