Erkelenz Ein Glücksfall für Stadt und Integration

Erkelenz · Samira Meurer hat am 1. Februar eine neue Stelle angetreten: Sie ist die Beauftragte für Integrationsfragen. In die Flüchtlingsarbeit kam sie zufällig. Weil sie Arabisch spricht, hat sie Zugang zu den Flüchtlingen.

 Samira Meurer ist neue Integrationsbeauftragte der Stadt Erkelenz. Sie soll vor allem ehrenamtliche Hilfestellungen, die sich an Flüchtlinge richten, bündeln und koordinieren.

Samira Meurer ist neue Integrationsbeauftragte der Stadt Erkelenz. Sie soll vor allem ehrenamtliche Hilfestellungen, die sich an Flüchtlinge richten, bündeln und koordinieren.

Foto: Jürgen Laaser

Erst im Dezember hat der Rat der Stadt Erkelenz grünes Licht für die Einrichtung einer neuen Stelle in der Verwaltung gegeben, seit dem 1. Februar ist sie nun auch offiziell besetzt: Samira Meurer ist die neue Beauftragte für Integrationsfragen bei der Stadt Erkelenz. Ihre vordringliche Aufgabe soll es sein, vor allem ehrenamtliche Hilfestellungen, die sich an Flüchtlinge richten, zu bündeln und zu koordinieren. Samira Meurer ist dem Dezernat II und hier dem Amt für Kinder, Jugend, Familie und Soziales angeschlossen.

"Wir haben mit Samira Meurer jemanden gefunden, der in der Integrationsarbeit sehr bekannt ist", sagte Dr. Hans-Heiner Gotzen, der Erste Beigeordnete der Stadt Erkelenz. Die Integrationskoordinatorin kam eher zufällig in die Arbeit mit Flüchtlingen: "Vor etwa 14 Monaten kamen in Granterath Flüchtlinge an. Ich wurde gefragt, ob ich übersetzen kann", erzählt Samira Meurer, verheiratet und Mutter von zwei Kindern, von den Anfängen. Sie spricht arabisch und hat daher einen guten Zugang zu den geflüchteten Menschen. Was eigentlich eine einmalige Sache bleiben sollte, weitete sich für die gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte schnell aus. "Beim Messdienerfrühstück lernte ich Franz Thiel vom Verein ,Willkommen in Erkelenz' kennen", sagt sie weiter. Als Bundesfreiwillige begann sie ihr Engagement bei WiE. Und das stellte sich schnell als äußerst praktisch heraus. Samira Meurer: "Das Hauptproblem ist die sprachliche Barriere. Ich habe mich schnell mit Ehrenamtlern auseinandergesetzt, um einen Konsens zu finden. Darüber hinaus habe ich viele Behörden kennengelernt, viele Ärzte, das Krankenhaus, Kindergärten, Schulen und so weiter." Auch für die Polizei und die Diakonie hat sie übersetzt.

Dass sie ein Glücksfall ist, machte Dr. Hans-Heiner Gotzen bei der Vorstellung von Samira Meurer gestern im Rathaus deutlich. "Sie hat die Aufgaben angepackt, löst Probleme, hat wegen ihrer sprachlichen Kompetenz Zugang zu den Menschen, die zu uns nach Erkelenz gekommen sind. Sie erfüllt eine Scharnierfunktion zwischen den ehrenamtlich tätigen Menschen und der Stadt Erkelenz."

Längst macht ihr die neue Aufgabe viel Spaß. "Es ist eine Mammutaufgabe und mit einer großen Verantwortung verbunden. Ich möchte für die Menschen ansprechbar sein. Darum gehe ich abends und an den Wochenenden in die Unterkünfte", erläutert Samira Meurer. Hier erfährt sie in Gesprächen, wie es den Flüchtlingen tatsächlich geht und was sie sich wünschen. "Stellen Sie sich vor, Sie kommen in ein fremdes Land. Dann treffen Sie auf jemanden, der ihre Sprache spricht. Das schafft schon eine Art erstes Vertrauen. Ich erfahre, dass die Flüchtlinge zunächst keinen Kopf dafür haben, Angebote anzunehmen, denn sie sind damit beschäftigt, ihr Trauma auszublenden." Daher sei es wichtig, für die Flüchtlinge schnell klare Strukturen zu schaffen, dass beispielsweise Kinder schnell in Kindergärten und Schulen gehen. In diesem Zusammenhang sagte Jugendamtsleiter Claus Bürgers: "Für das kommende Kindergartenjahr sind 41 Plätze für Kinder aus Flüchtlingsfamilien vorgesehen."

Aktuell leben 670 Flüchtlinge in Erkelenz. Etwa 100 freiwillige Helfer sind da. Doch diese Zahl ist nur geschätzt, denn: "Wir sind ja gerade bei der Bestandsaufnahme. Es war anfangs ja gar nicht definiert, wo es Bedarf gibt. Auch wir mussten durch einen Lernprozess", so Dr. Gotzen, der überzeugt ist, dass die Arbeit von Samira Meurer Früchte trägt. Sie will erreichen, Freiwillige zu finden, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren wollen. "Vor 14 Monaten, als ich begann, waren es rund 70 bis 80 Interessierte. Viele von ihnen sind abgesprungen, weil die Koordination fehlte. Auch da möchte ich ansetzen." In allererster Linie will sie für die geflüchteten Menschen da sein, ihnen Aufmerksamkeit schenken. "Für diese Menschen ist es wichtig, wenn man ihnen einfach nur zuhört."

(RP)
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