Erkelenz Ein Kriminalfall als Komödie

Erkelenz · Vier Akteure, noch mehr Rollen: Der Kriminalroman von John Buchan in lustiger Fassung strapazierte die Bauchmuskeln des erheiterten Publikums in der Stadthalle. Es gab immer wieder Szenenapplaus.

 Einen Mordvorwurf entkräften, Spionagering zur Strecke bringen und das Vaterland retten: Das alles bot atemberaubenden Stoff für eine Krimikomödie. Die Schauspieler erhielten viel Applaus für Glanzleistungen.

Einen Mordvorwurf entkräften, Spionagering zur Strecke bringen und das Vaterland retten: Das alles bot atemberaubenden Stoff für eine Krimikomödie. Die Schauspieler erhielten viel Applaus für Glanzleistungen.

Foto: JÜRGEN LAASER

Die Standuhr schlägt zwölf. Der Wind heult um das Haus. Plötzlich zerreißt ein gellender Schrei die Nacht. Beste Voraussetzungen für einen Thriller. Doch das Landestheater Dinkelsbühl präsentierte den Kriminalroman "Die 39 Stufen" von John Buchan, der selbst als Geheimagent tätig gewesen sein soll, in der überarbeiteten Bühnenfassung von Patrick Barlow als Komödie.

Im Vorkriegs-England 1935 steckt Richard Hannay in der Midlife-Krise. Als er im Theater Ablenkung sucht, begegnet er der schönen, blonden Annabella Schmidt. Die Blondine überredet Hannay, sie mit in seine Wohnung zu nehmen. Wenig später wird sie jedoch erstochen aufgefunden. Zuvor vertraut sie Hannay wichtige geheime Informationen an. Hannay wird nun landesweit als potenzieller Mörder der jungen Frau gesucht. Zudem will er den Auftrag Annabells, einen Spionagering zur Strecke zu bringen und das Vaterland zu retten, erfüllen. Dadurch sieht er sich plötzlich zwei Verfolgern gegenüber: Scotland Yard und dem organisierten Verbrechen. Die vier Schauspieler begeisterten mit Szenen- und Rollenwechsel in Sekunden. Requisiten wurden blitzschnell gedreht oder fanden in Sekunden eine andere Verwendung. Atemberaubend, wie zwei Schauspieler gleichzeitig vier Rollen auf der Bühne spielen können. Andreas Peteratzinger und Thomas Tucht versetzten das Publikum in mehreren Szenen in Erstaunen und Gelächter, als sie zum Beispiel zwei Dessous-Händler, den Schaffner, einen Polizisten und noch einen Zeitungsboten zur gleichen Zeit, nur mit dem Wechsel von Requisiten auf der Bühne spielten. Ihre Steigerung der Aussprache sorgte für Zwischenapplaus und herzhaftes Lachen im Publikum: Eine wahre Glanzleistung der beiden. Auch der Sprung Richard Hannays alias Julian Niedermeier von der schottischen Forth-Bridge ist eine pantomimische Leistung.

Die Parodie von Alfreds Hitchcocks Film "Die 39 Stufen" verlangte den Schauspielern sehr viel ab. Eine temporeiche Komödie mit vielen Anspielungen für den Hitchcock- Kenner und aufregenden Szenenwechseln. Sämtliche weibliche Hauptrollen spielt Stefanie Steffen mit blitzschnellen Wechseln in den Charakterdarstellungen und der Aussprache, mal die erstochene Spionin, dann die schottische Bauersfrau mit (Überraschung!) schwäbischem Akzent. Beeindruckend ist die Geräuschemacherin Katharina Felling, die in bester Stummfilmmanier alle Geräusche der Bühnendarbietung am Piano, mit Musikinstrumenten oder stimmlich ergänzt. Auf den Punkt genau trifft sie den Ton und fügt die Geräusche ein. Ob Melodien aus "Der Entertainer" oder von Beethoven, sie lässt auch harmlose Nebengeräusche wie Vogelgezwitscher nicht aus.

(bart)
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