Erkelenz Eine Familiensache

Erkelenz · Lene und Josef Jünger setzen eine Tradition fort: Nach dem Vorbild der Mutter hegen und pflegen sie das Kapellchen in Commerden. Auch am Tag der Goldhochzeit führte ihr Weg wie jeden Tag zu dem Kirchlein.

COMMERDEN Es gibt keinen Tag, an dem Lene und Josef Jünger mal nicht zu „ihrem“ Kapellchen gehen. Das war übrigens auch am Tag ihrer Goldhochzeit so, vor gut einer Woche feierten die Jüngers dieses schöne Ehejubiläum. Meist hat Josef Jünger dabei die Kerzen in der Hand, seine Ehefrau Lene bringt dazu einen Handfeger und ein Kehrblech mit.

Der gebürtige Commerdener kennt das auch nicht anders, denn das kleine Marienkapellchen am Wegesrand, unweit seines Wohnhauses, hat in seiner Familie eine große Bedeutung. „Meine Mutter hat es sich sogar bis zu ihrem 92. Lebensjahr nicht nehmen lassen, die Kapelle zu pflegen“, sagt Josef Jünger. Aber: Die Pflege und Instandhaltung der Kapelle ist bereits in dritter Generation eine großartige und bewundernswerte Familienangelegenheit. Lene Jünger fügt hinzu: „Meiner Schwiegermutter Agnes hat erwähnt, dass ihr Vater und ein Herr Eggerath aus Genehen für den Bau der Kapelle verantwortlich gewesen sein sollen.“

Besondere Verbundenheit

So fühlte sich die Familie dieser Kapelle, die übrigens auf dem damaligen Grundstück der Familie Jünger steht, besonders verbunden. Als Josef Jünger seine Lene – gebürtig aus dem benachbarten Granterath – damals kennenlernte, lernte sie wiederum diese Familientradition kennen. Und so war klar, dass auch sie irgendwann einmal mit dem Kapellchen verbunden sein würde.

Heilige Messen finden dort zwar nicht statt, aber die Jüngers sehen immer wieder Fußgänger und Radfahrer am Kapellchen, die dort Pause einlegen und sich das Innenleben der Kapelle genau anschauen. „Meist hinterlassen sie Geld oder Kerzen“, sagt Josef Jünger. Von dem Geld kaufen die Jüngers schließlich Blumen und Kerzen, um die Kapelle auszuschmücken.

Wichtig ist dabei der Monat Mai, denn die Kapelle ist stets eine Station einer Prozession mit dem Pfarrer. Josef Jünger erinnert sich: „Meine Mutter wurde kurz vorher immer nervös und machte sich viele Gedanken um den Blumenschmuck.“

Im Verlauf der vielen Jahre hatte Familie Jünger auch immer mal wieder mit Zerstörungen und Beschädigungen zu kämpfen; so ist die Holzfigur, die in der Kapelle hinter Glas ausgestellt ist, längst nicht mehr die erste. Und auch die Außenwände mussten mühsam geputzt werden, um die Graffitis zu entfernen.

Sie haben gemeinsam schon viel Zeit in die liebevolle Pflege der kleinen Kapelle gesteckt, keine Minute möchten sie dabei missen. Ob es schon Nachfolger gibt? „Wir gehen davon aus, dass es noch eine vierte Generation geben wird“, lacht Josef Jünger.

Immerhin: Die beiden Goldhochzeiter haben vier Töchter und fünf Enkel – die Basis für eine Fortsetzung der schönen Tradition ist also gelegt.

(RP)
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