Erkelenz "Erkelenz kann Integration"

Erkelenz · Staatssekretär Andreas Bothe war zu Gast in Erkelenz und informierte sich über den Sachstand in Flüchtlingsfragen.

 Staatssekretär Andreas Bothe (2.v.l.) im Rathaus im Gespräch mit (v.l.) Franz Thiel, Bürgermeister Peter Jansen, Amtsleiter Claus Bürgers und Integrationskoordinatorin Samira Meurer.

Staatssekretär Andreas Bothe (2.v.l.) im Rathaus im Gespräch mit (v.l.) Franz Thiel, Bürgermeister Peter Jansen, Amtsleiter Claus Bürgers und Integrationskoordinatorin Samira Meurer.

Foto: Jürgen Laaser

Franz Thiel bleibt Vorsitzender von "Willkommen in Erkelenz" (WiE). Thiel, der 2015 zu den Gründungsmitgliedern des Hilfsvereins gehörte, wurde bei der Jahresversammlung einstimmig wiedergewählt. "Ich verspreche, so weiter zu machen", sagte Thiel, der darauf verwies, dass der Arbeitsumfang immer mehr geworden sei. Er arbeite gerne für den Verein, der sich als Lobby für die Flüchtlinge in Erkelenz versteht, doch er hoffe, dass ihm demnächst mehr Helfer ein wenig der Arbeit abnehmen. Hoffnung setzt er unter anderem auf Roman Oehler, der einstimmig zum Beisitzer gewählt wurde. Die bisher unbesetzten Plätze im Vorstand bleiben auch nach dieser Versammlung leer. Weder fand sich ein Geschäftsführer, noch ein Pressewart oder ein zweiter Schriftführer, so dass die Arbeit im Vorstand auf den Schultern von Kassierer Klemens Lowis, Beisitzer Herbert Exner und Schriftführerin Sabine Küppers sowie Thiel und Oehlers lastet.

Dennoch sieht Thiel den Verein mit 160 Mitgliedern gut gerüstet. "Wir fahren 2018 auf Sicht", sagte er. Er meinte damit, dass der Verein seine erfolgreichen Projekte weiterführt und eventuell reagiert, wenn im Zuge einer neuen Zuzugswelle schnell und unbürokratisch Hilfe geleistet werden muss. Froh ist Thiel über das Vorhandensein einer Geschäftsstelle, die Anlaufstelle für Mitglieder, Bürger und Betroffene geworden ist. "Wir müssen überlegen, ob wir nicht sogar eine hauptamtliche Kraft einstellen, die uns Ehrenamtler entlastet", sagte Thiel. Jetzt schon bietet WiE Interessierten Stellen im Rahmen des Ersatzdienstes und des Bundesfreiwilligendienstes an.

Die Berichte über die Tätigkeit des vergangenen Jahres spiegelten die Entwicklung bei der Zuweisung von Flüchtlingen nach Erkelenz wider. 2017 waren gerade einmal 14 zugewiesen worden, in diesem Jahr sollen es 65 sein. Die viel beachtete Fahrradwerkstatt kann derzeit auf Sparflamme betrieben werden. Es fallen bei den regelmäßigen Stunden fast nur noch Reparaturarbeiten an. Das Möbellager von WiE ist voll. "Wir haben keine Flüchtlinge mehr, die Möbel brauchen", bekundete Rolf Schulze-Nover. Die Aktion Spaß und Kultur im Jack läuft gut, wie Maria Reinfurth erfreut mitteilte. Die Hausaufgabenbetreuung in der Astrid-Lindgren-Schule ist ebenfalls zur etablierten Einrichtung geworden, bei der 15 Helfer regelmäßig 25 Kindern zur Seite stehen, wie Dagmar Thiel berichtete.

Dass WiE kein "Sparverein" ist, stellte Lowis in seinem Rechenschaftsbericht dar. Die Ausgaben übertrafen die Einnahmen um 3000 Euro. Dennoch steht der Verein auf einem stabilen finanziellen Fundament. Daran soll auch die angepeilte Stelle eines hauptamtlich Beschäftigten in der Geschäftsstelle nichts ändern. Zum einen will WiE Förderanträge stellen, wie Exner erläuterte, zum anderen erhofft sich Thiel Unterstützung aus verschiedenen Wettbewerben, wie etwa der bundesweiten Aktion "Start Social". Dort hat es WiE bei 500 Kandidaten unter die besten 100 geschafft. In einem nächsten Schritt werden daraus die 25 besten Hilfsprojekte für Flüchtlinge herausgefiltert.

Vor der Versammlung begrüßte WiE in der Geschäftsstelle an der Südpromenade Staatssekretär Andreas Bothe aus dem für Flüchtlingsfragen zuständigen NRW-Landesministerium. Im Anschluss unternahm Bothe einen kurzen Besuch im Rathaus, bei dem er sich ins Goldene Buch der Stadt Erkelenz eintrug. Bürgermeister Peter Jansen sprach mit dem Staatssekretär über die Ist-Situation in Erkelenz, blickte aber auch zurück auf die vergangenen Jahre, in denen viele Menschen in seiner Stadt den Flüchtlingen unbürokratisch geholfen haben und es auch nach wie vor tun.

Andreas Bothe hörte nicht nur interessiert zu, sondern hatte sich vor seinem Besuch längst über Erkelenz informiert, so dass er im Rathaus feststellte: "Erkelenz kann Integration." Bei all' den positiven Umständen, die Erkelenz im Rahmen der Flüchtlingshilfe geschaffen hat, waren auch kritische Töne zu hören. Natürlich, so Bothe, sei auch viel schief gelaufen, dabei nannte er die Kölner Silvesternacht und vor allem den Amri-Anschlag in Berlin, jedoch müsse man viel mehr auf die "Riesenleistung der Gesellschaft blicken". Bürgermeister Peter Jansen rückte auch sein Ziel in den Mittelpunkt, in der Frage nach Integration ehrlich miteinander umzugehen, was fürs Mitanpacken und Mitgestalten unerlässlich sei.

(RP)
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