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Redaktionsgespräch mit Markus Forg Kritik am Rosenmontagszug berechtigt

Erkelenz · Rosenmontag, eine gute Woche ist es her, hat viele Jecken in Erkelenz mit einem sehr viel kürzeren Karnevalszug als bisher überrascht. Von einem Boykott früherer Zugteilnehmer sprachen anschließend Offizielle der Erkelenzer Karnevalsgesellschaft.

 Markus Forg ist stellvertr. Vorsitzender der Erkelenzer Karnevalsgesellschaft (EKG), die den innerstädtischen Rosenmontagszug organisiert. Er sagte im Redaktionsgespräch mit Andreas Speen: "Wir können den Karneval nicht allein feiern, sondern wollen das mit allen Vereinen und Aktiven in Erkelenz gemeinsam tun."

Markus Forg ist stellvertr. Vorsitzender der Erkelenzer Karnevalsgesellschaft (EKG), die den innerstädtischen Rosenmontagszug organisiert. Er sagte im Redaktionsgespräch mit Andreas Speen: "Wir können den Karneval nicht allein feiern, sondern wollen das mit allen Vereinen und Aktiven in Erkelenz gemeinsam tun."

Foto: Heckers

Von dem Gefühl, von der EKG nicht als Teilnehmer gewollt zu werden, berichteten hingegen Akteure, die sonst immer den Rosenmontagszug mitgestaltet hatten. Markus Forg, der seit einem Jahr stellvertretender Vorsitzender der EKG ist, bezieht Stellung.

Lassen Sie uns erst einmal nicht über Vereinsinterna reden, sondern über das, was von Tausenden Menschen im Erkelenzer Land wahrgenommen wurde. Welche Reaktionen haben Sie vom "einfachen" Karnevalisten am Straßenrand zum Rosenmontagszug bekommen?

Forg Alle waren ein bisschen verwundert und auch enttäuscht, dass der Zug so kurz war. Letztlich haben mir aber alle gesagt, dass es im Vergleich zu den Vorjahren ein niveauvoller Zug war. Es haben sich Vereine bei mir gemeldet, die zwischenzeitlich weggeblieben waren und jetzt überlegen, aufgrund dessen 2018 wieder am Rosenmontagszug teilzunehmen.

Und wie haben die Mitziehenden und Offiziellen den Rosenmontagszug erlebt?

Forg Erstmal haben alle gedacht, das endet in einem Fiasko, weil im Vorfeld in den neuen Medien viel darüber geschrieben worden war, dass keiner mehr an unserem Zug teilnimmt, dass niemand mehr den Zug besuchen muss.

Zu lesen war dort auch im Anschluss, dass Menschen enttäuscht waren, da ihnen der Zug "zu kurz" war, ihnen "Stimmung fehlte", und zu hören war auch der schon hämische Satz: "Nächstes Jahr zieht die EKG allein." Wie wird die Gesellschaft reagieren?

Forg Wir reagieren mit dem Blick nach vorne. Die Probleme des Rosenmontagszugs liegen schon weiter zurück: Im November hat unser Vorstand bei der Zugbesprechung die falschen Worte gewählt, und deshalb sind viele Teilnehmer dem Zug ferngeblieben. Die Gefahr, dass die EKG nächstes Jahr allein zieht, sehe ich aber nicht, weil wir uns entschuldigen müssen und werden und weil wir das Gespräch mit den Vereinen und Wagenbaugruppen auf den Dörfern suchen müssen und werden. Karneval ist ein Fest, das wir gemeinsam feiern wollen.

Die EKG hatte ein neues Konzept für den Rosenmontagszug vorgelegt, das die Musik auf den Wagen vorgibt und das von den Teilnehmenden eine finanzielle Beteiligung am Rosenmontagszug forderte. Was ist passiert, dass andere Aktive mit einer solchen Kritik an dem Konzept reagiert haben?

Forg In unzähligen Gesprächen, die ich geführt habe, habe ich festgestellt, dass das Problem weniger das Konzept gewesen ist, sondern die Art, wie es kommuniziert wurde. Das haben viele als arrogant empfunden. Deshalb möchte ich mich im Namen des Vorstands und der EKG dafür entschuldigen. Und noch einmal: Wir können den Karneval nicht allein feiern, sondern wollen das mit allen Vereinen und Aktiven in Erkelenz gemeinsam tun. Vielleicht sollten wir auch einmal überlegen, ob zum Abschluss des Karnevals wieder alle Prinzenpaare und Dreigestirne im Erkelenzer Zug mitfahren. Ich stelle mir das als ein sehr schönes Bild vor.

Wer wird die von Ihnen angekündigten Gespräche führen?

Forg Der neue Vorstand. Der alte tritt am 14. März bei der Jahresversammlung komplett zurück. Ich bin zwar erst ein Jahr dabei, aber auch ich stehe danach nicht weiter zur Verfügung. Meine Aufgabe hatte es sein sollen, den Kontakt zu den Dörfern zu verbessern, was mir nicht gelungen ist. Ich stelle mich nach dem 14. März aber noch gerne für die Aufgabe zur Verfügung, mich bei den Vereinen und Akteuren vor Ort zu entschuldigen.

Das von Ihnen angesprochene, nicht ausreichend kommunizierte Konzept für den Rosenmontagszug - wird es dabei bleiben und können Sie dessen Ziele noch einmal beschreiben?

Forg Zum einen hatten wir in den vergangenen vier, fünf Jahren eine Art von Musik im Zug und die in einer Lautstärke, die wir nicht haben wollen. Bei einem Schützenzug wird Marschmusik bei der Parade gespielt und im Karneval Karnevalsmusik. Wir haben nichts gegen Techno oder Schlager. Die aber sind doch eher was für beispielsweise die anschließende Party in der Stadthalle. Unser Ziel ist es, beim Rosenmontagszug dem Brauchtum wieder gerechter zu werden.

Jetzt könnten jüngere Menschen entgegnen, dass Jugendliche genau so und mit dieser Musik Karneval feiern wollen ...

Forg ... ja, es ist wichtig, sich der Jugend anzupassen. Unser Ziel ist es dabei aber, dass im Karneval Jung und Alt zusammenkommen. Das wollen wir pflegen. Und andernorts wie in Eschweiler, Aachen, Mönchengladbach, Düsseldorf oder Köln funktioniert das auch. Da gibt es keine laute Musik von den Wagen und keine teilweise torkelnden Zugteilnehmer mit Bierflasche in der Hand. In den vergangenen Jahren sind dadurch Leute als Besucher angezogen worden, die wir nicht haben möchten, zumal das für die EKG stetig steigende Kosten für den Sicherheitsdienst und Absperrungen bedeutet hat. Ließen wir das so weiterlaufen, könnte sich die EKG den Zug bald nicht mehr leisten.

Geld war einer der Punkte des neuen Konzepts.

Forg Für einen Wagen, der Musik abspielt, muss die EKG 100 Euro an die GEMA abführen. Diese Gebühr sollten die Wagengruppen selbst übernehmen. Das ist das eine. Das andere ist, dass jeder Zugteilnehmer mit zwei Euro den notwendigen Sicherheitsdienst mitfinanzieren soll. Wir allein können das inzwischen notwendige Sicherheitskonzept nicht mehr bezahlen. Wenn sich die Teilnehmer in dieser Form beteiligen, zahlt die EKG immer noch einen fünfstelligen Betrag dazu. Meines Wissens hat sich über die Gebühr auch nie jemand aufgeregt, allerdings ist in den neuen Medien viel Falsches dazu geschrieben worden, und daraus ergab sich Aufregung.

Mal abgesehen von den vielen Absagen - ist das Konzept ansonsten aufgegangen?

Forg Der Grundgedanke war gut, die Umsetzung eine Katastrophe. Ich glaube aber, dass es der richtige Weg ist. Wir Karnevalisten und Organisatoren, die das alle ehrenamtlich machen, müssen uns nicht beschimpfen, bespucken und anpöbeln lassen, wie es in den vergangenen Jahren beim Rosenmontagszug teilweise passiert ist. Das war ein Wunsch aller in der EKG und aller Gruppierungen, die das Konzept mit erarbeitet haben. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, zeigt sich daran, dass es in diesem Jahr keine Zwischenfälle gab, und das bei rund 10.000 Besuchern am Straßenrand, wie die Polizei mitteilte.

Auch wenn Sie nicht mehr für den Vorstand kandidieren wollen: Wie, glauben Sie persönlich, wird sich der diesjährige Rosenmontagszug auf den Zug nächstes Jahr auswirken?

Forg Die Dörfer hatten mit ihrer Kritik recht und sie hat etwas Positives erreicht, weil die Kritik uns zum Nachdenken gebracht hat. Ich glaube, dass wir gestärkt aus dieser Situation, die uns allen total peinlich war, herausgehen. Es gab in den vergangenen Tagen so viele Telefonate mit den Menschen in den Dörfern wie nie, dass ich positiv gestimmt bin. Der Rosenmontagszug in Erkelenz wird nicht zu Grabe getragen.

ANDREAS SPEEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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