Erkelenz Erkelenzer Bildhauertradition

Erkelenz · Sieben Künstler aus Erkelenz werden in einer Ausstellung gewürdigt, die als Bildhauer bleibende Spuren hinterlassen haben. Dokumentiert werden Werke aus Barock, Neugotik und Moderne.

 Josef Viethen betrachtet seinen Porträtkopf, und den seiner Schwester, angefertigt vermutlich Mitte der 1960er bis Anfang der 1970er von Ursula Klügel.

Josef Viethen betrachtet seinen Porträtkopf, und den seiner Schwester, angefertigt vermutlich Mitte der 1960er bis Anfang der 1970er von Ursula Klügel.

Foto: Laaser

Die Äppelsbell vor dem Alten Rathaus auf dem Erkelenzer Markt und in unmittelbarer Nähe die tanzende Möhn' - Kunstwerke, die das Stadtbild maßgeblich prägen, schließlich handelt es sich um zwei Kunstwerke in der Innenstadt, die einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Doch wer hat die beiden Skulpturen geschaffen? Spätestens jetzt dürften viele überlegen müssen.

Dem Heimatverein der Erkelenzer Lande und der Kultur GmbH ist aufgefallen, dass es ein weiteres Feld der Erkelenzer Stadtgeschichte gibt, das es aufzubereiten lohnt: Groß war jedenfalls die Resonanz am Freitagabend, als die Ausstellung "Made in Erkelenz - Holz, Stein, Metall. Von Heinrich Jansen bis Ursula Klügel." im Foyer der Stadthalle am Franziskanerplatz eröffnet wurde. Ursula Klügel ist es übrigens, die die tanzende Möhn' und Äppelsbell geschaffen hat. 2006 ist die Künstlerin im Alter von 86 Jahren verstorben.

"Wir haben diese Ausstellung konzipiert, um die Künstler vor dem Vergessen zu bewahren", erklärte Günther Merkens, der Vorsitzende des Heimatvereins der Erkelenzer Lande. Überall, so Merkens, stoße man in der Stadt auf Kunstwerke, doch wer dahinterstehe, sei in heutiger Zeit nicht mehr oder kaum mehr bekannt.

Mehr als ein Jahr haben die Akteure an Konzept und Umsetzung der Ausstellung gearbeitet, die bis zum 16. April im Haus Spiess zu sehen ist. Merkens unterstrich in seiner einführenden Ansprache, dass seit Beginn des 20. Jahrhunderts in unterschiedlichen Ateliers, die es bis in die Moderne in Erkelenz gibt, großartige Kunst entstanden sei. "Es sind Werke, die nicht nur in Erkelenz geblieben sind. Vielfach gingen sie über die Stadtgrenzen hinaus und finden sich auch dort heute noch", erläuterte Merkens weiter. Bürgermeister Peter Jansen schlug in diesem Zusammenhang den Bogen zum Stichwort Tradition: "Wenn der Heimatverein etwas macht, dieses Mal mit der Kultur GmbH zusammen, lockt das die Menschen an. Tradition ist ein wertvolles Gut. Tradition ist auch etwas, das für die Zukunft wichtig ist." Den Titel der Ausstellung hält Jansen für geschickt gewählt, "weil er die Vielfalt der Kunst und die Vielfalt von Erkelenz besonders treffend zeigt".

In der Bochumer Kunsthistorikerin Christina Clever-Kümper stand dem Heimatverein und der Kultur GmbH eine Expertin zur Seite. Merkens nannte sie bei der Eröffnung der Ausstellung einen Glücksgriff, habe sie doch mit einem hohen Maß an Fachwissen und vor allem mit viel Geduld Ideen gesammelt und schließlich umgesetzt.

Christina Clever-Kümper gab den Besuchern einen ersten Überblick über das, was im Haus Spiess zu sehen ist. "Wir haben eine Mischung aus großformatigen Bildern und Objekten zusammengestellt." Die sieben Künstler, die mit der Ausstellung gewürdigt werden, haben in Erkelenz Werke geschaffen, die heute noch zu sehen sind. So sei es wichtig gewesen, den Besuchern mit einer Karte eine Art Hilfestellung zu geben, wo im Stadtbild sich diese Kunstwerke finden lassen.

Gestaunt haben die Besucher der Eröffnung über die von Künstler Michael Franke für die Schau erstellten Porträts, welche die gewürdigten Künstler auf gewisse Art und Weise wieder lebendig werden ließen. Im Treppenaufgang von Haus Spiess haben sie einen guten Platz gefunden. Im Obergeschoss des Hauses zeigt eine Medienstation interessante 3D-Modelle von Frank Maraite. Zudem gewährt die Ausstellung einen Blick in ein Atelier - hier wird deutlich, dass die Künstler nicht allein, sondern im Team gearbeitet haben. Ein gutes Beispiel dafür ist sicherlich der von Peter Tillmanns geschaffene Hochaltar, der heute in Datteln-Meckinghoven zu sehen ist.

Barock, Neugotik, die Moderne - die Ausstellung gibt einen umfassenden Überblick auch darüber, wie sich die Kunst aus Erkelenzer Werkstätten im Lauf der Jahrhunderte entwickelt hat.

(RP)
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