Erkelenz Europa in neuem Licht - Abiturienten in Brüssel

Erkelenz · "Hast du einen Opa, schick' ihn nach Europa". Diese Redensart beherrschte lange das Bild, das sich viele von der EU machten. Schüler des aktuellen Abiturjahrgangs des Cusanus-Gymnasiums wollten sich dazu ein eigenes Bild machen und reisten nach Brüssel, inoffizielle Hauptstadt der EU.

 Die Lehrer Monika Stephan-Ragazzi (l.) und Kenan Irmak (r.) begleiteten die Schüler des Cusanus-Gymnasiums.

Die Lehrer Monika Stephan-Ragazzi (l.) und Kenan Irmak (r.) begleiteten die Schüler des Cusanus-Gymnasiums.

Foto: Annegret Koltze

Mit der EU, ihrer Geschichte und Arbeitsweise setzten sie sich im Fach Sozialwissenschaften auseinander. Damit waren sie vorbereitet, um Politiker, Mitarbeiter und Journalisten zu Themen wie das Ausscheiden Großbritanniens, die Flüchtlingspolitik, das drohende Zerwürfnis mit den derzeitigen Regierungen von Ungarn und Polen und vieles mehr zu befragen. So machte sich eine Gruppe aus 30 Jugendlichen des CGE unter der Leitung der beiden Lehrer Monika Stephan-Ragazzi und Kenan Holger Irmak auf den Weg nach Brüssel. Organisiert wurde die Fahrt gemeinsam mit dem gemeinnützigen Gesamteuropäischen Studienwerk, weshalb Institutsleiter Dr. Gerhard Schlüsselbauer die Schülergruppe begleitete und zu den Gesprächsterminen und durch Brüssel als wichtigsten EU-Standort und als Kulturstadt führte. Bereits bei dem ersten Besuch in der Europäischen Kommission ergab sich die Möglichkeit, mit Mitarbeiterin Bettina Appel viel über den politischen Alltag zu erfahren. Der von Schülern geäußerten Kritik am schwer durchschaubaren Gesetzgebungsprozess wich Appel nicht aus. Sie erklärte, dass 28 Mitgliedsstaaten unterschiedliche Interessen und Mentalitäten mitbrächten, die gehört und verstanden werden müssten, damit Europa Politik für alle machen könne. Und dem Vorwurf, die Kommission würde mit unzähligen und unsinnigen Richtlinien die EU überregulieren, entgegnete sie, dass ihre Zahl zurückgegangen sei und Vorhaben wie die zur Vereinheitlichung von Steckdosen auch fallen gelassen würden, wenn der Nutzen den Aufwand nicht aufwiege. Später gab es die Möglichkeit, im Ministerrat mit Thomas Brandtner, Referatsleiter aus Österreich, zu diskutieren. Er sprach über die These, dass die EU ohne den Euro als Gemeinschaftswährung 2008/2009 an der schlimmsten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit zerbrochen wäre.

Um auch die wichtigste Institution der EU kennenzulernen, stand auch der Besuch des Parlaments auf dem Plan. Neben einer Führung durch das Parlament mit seinen 750 Sitzen und 24 Übersetzerkabinen für alle Amtssprachen der EU war der Höhepunkt für die Schülergruppe das Treffen mit Elmar Brok, dem dienstältesten Abgeordneten. Er schilderte, wie er den Wandel der EU wahrgenommen hat. Christopher Depta, Schüler des CGE: "Brok hat klar Stellung bezogen und Vorurteile wie Deutschland sei der Zahlmeister der EU ausgeräumt."

Da das zweite Standbein der EU die Mitgliedsstaaten sind, besuchten die Schüler die ständige Vertretung Irlands. Zu Europa gehören auch zahllose Interessengruppen. Beim Besuch der weltweit aktiven Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch gab es Einblicke, wie sich ein gemeinnütziger Verein gegenüber Wirtschaftsverbänden politisch Gehör verschafft. Ein Besuch des ARD-Studios rundete den ab. Nadia Aglan (17) bewertete die Fahrt als "aufschlussreich und interessant. Das lässt Europa in einem neuen Licht erscheinen, denn die europäische Politik ist wichtiger, als man denkt."

(RP)
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