Erkelenz Exquisite Klänge von der Isle of Wight

Erkelenz · Paul Armfield war Dreh- und Angelpunkt der 17. Acoustic Night in der Leonhardskapelle.

Ein Mann, eine Gitarre - mehr braucht es nicht, um Menschen mit Musik zu berühren. Es gibt viele talentierte Musiker, die dieses Konzept würdig vertreten. Doch keiner besitzt diese besondere Note, die Paul Armfield mit auf die Bühne bringt. Bestätigen kann das jeder, der am Samstagabend Ohrenzeuge der 17. Auflage der Erkelenzer Acoustic Night war: Der britische Singer-Songwriter von der Isle of Wight umgarnte das Publikum mit viel Humor und einem Sägensolo.

Paul Armfield ist ein Bär von einem Mann. Groß, bärtig, und mit einem unglaublichen Stimmvolumen begnadet, ruft seine Erscheinung eine Erwartungshaltung an die Klangfarbe seiner Songs hervor, die direkt mit dem ersten Lied negiert wurde. "SHHH" und "The Speed Of Clouds" kamen mit sehr leisen Tönen daher, was dem musikalischen Genuss aber keinen Abbruch tat. Ganz im Gegenteil, es sind gerade die warmen und sanften Klänge, die die alltäglichen Themen seiner Lieder außergewöhnlich und exklusiv wirken lassen. Überraschende tonale Wechsel bei "You Will Be Loved Again" sowie die eingängigen Songs "The Bell-Ringer's Hands" und "Missing The Last Boat Home" machten schnell klar, dass dieser Mann weiß, was er tut. Mit "Rose, Shamrock, Thistle, Daffodil" wagte er einen kurzen Abstecher in politische Gefilde, bevor er sich mit "Sloe Gin" Beziehungsthemen zuwandte. Nach "Dust/Rust/Trust" trumpfte er mit dem Finale der ersten Konzerthälfte auf: "Up Here" ging dem Publikum unter die Haut, war es doch einer der wenigen Songs, in der Armfield die Bandbreite seiner Stimme fast gänzlich nutzte.

Lieder seines aktuellen Albums "Found" dominierten die zweite Konzerthälfte. Die Platte selbst ist in ihrer Verbindung aus Fotografie, Musik und Nostalgie nichts anderes als ein Kunstwerk - ein Museumsbesuch, eine Zeitreise zum Zuhören. Entstanden ist sie mit Hilfe von Pauls Freundin Elinor, die in Berlin lebt und dort alte Fotografien auf Flohmärkten sammelt. Angetrieben von seiner Faszination für deutsche Geschichte beschloss Armfield, die Bilder zu "vertonen". Während die Fotos als Diashow zu sehen waren, sang er "In Elinor's Eyes", das atmosphärisch starke "The Early Morning Mist" und "The Boy In The Picture". Bewegend und poetisch waren auch "Beneath The War Memorial" und die zum Cover gehörende Ode an das Rauchen "From Tip To Filter". Vom ausdrucksstarken "Take This Kiss" über das auf einem Bild von Duane Michals basierenden "This Photograph Is My Proof" bis hin zu "Reflected In My Heart" und "Of Sky And Sea And Sand" wusste er auch mit dem Rest seines Programms zu begeistern. Auf seine letzten beiden Songs "Wind-Up Gramophone" und "Under The Linden" folgten nach lautstarken Zurufen und tosendem Applaus zwei Zugaben.

(kasc)
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