Erkelenz Feuerwehren leisten über 1000 Einsätze

Erkelenz · In der Nacht zu Freitag sind schwere Unwetter mit Tennisball großen Hagelkörnern über den Kreis Heinsberg gezogen. Zerstört wurden Autos, Rollläden und Wintergärten sowie Fenster am Alten Rathaus in Erkelenz, zudem standen Teile des Erkelenzer Krankenhauses kurz vor einer Evakuierung. In Erkelenz gab es außerdem einen Leichtverletzten.

 Blitze über Erkelenz: Dieses Foto aus der Unwetternacht zu Freitag schickte uns Leser Philipp Müller.

Blitze über Erkelenz: Dieses Foto aus der Unwetternacht zu Freitag schickte uns Leser Philipp Müller.

Foto: Philipp M¸ller

Die Feuerwehr war im Dauereinsatz. Zahlreiche Keller und Straßen liefen voll, Bäume wurden entwurzelt, Dächer abgedeckt. Auch Geilenkirchen und Übach-Palenberg wurden von dem Sturm stark getroffen. Zudem liefen viele Keller voll Wasser. Besonders litt Süggerath, wo der Starkregen tonnenweise Schlamm auf die Straßen schob.

Das Technische Hilfswerk aus Hückelhoven schob diesen mit Radladern wieder zurück. Im Laufe der Nacht kamen die Feuerwehren aus Wassenberg, Wegberg und Gangelt mit jeweils einem Löschzug zur Unterstützung in das betroffene Gebiet und halfen. Durch die Einsatzkräfte aus Wegberg, die mit einem Einsatzleitwagen und zwei Löschfahrzeugen unter Führung von Stadtbrandinspektor Dietmar Gisbertz ausgerückt waren, wurden beispielsweise 17 Einsatzstellen abgearbeitet. Gegen 3 Uhr hatte sich die Wetterlage wieder weitgehend beruhigt.

In Gangelt waren gegen 22.50 Uhr alle Einheiten der Feuerwehr in Alarmbereitschaft versetzt worden. Es gab mehrere, aber nur kleinere Einsätze. Nachdem sich das Wetter beruhigt hatte, konnten die rund 100 Einsatzkräfte nach rund zwei Stunden ihren Dienst beenden.

In Hückelhoven wurde die Feuerwehr in Ratheim mehrfach alarmiert, letztlich traf es die Stadt aber vergleichsweise leicht. Gegen 22.54 Uhr wurde die Feuerwehr dort zunächst zu einem vermeintlichen Brandeinsatz alarmiert. Wie sich herausstellte, hatte die Brandmeldeanlage aber deshalb ausgelöst, weil Wasser eingelaufen war. Im Laufe der Nacht wurden mehrfach vollgelaufene Keller und Wohnungen gemeldet. Vor Ort stellte sich dann aber jeweils heraus, dass ein Eingreifen der Feuerwehr nicht notwendig war.

Betroffen von dem nächtlichen Unwetter waren auch Bahnreisende in Erkelenz und Hückelhoven. Die Bahn teilte am Freitagmorgen mit, dass ein umgestürzter Baum im Gleis den Zugverkehr zwischen Lindern und Rheydt beeinträchtige. Züge aus Aachen verkehrten bis Lindern und Züge aus Mönchengladbach endeten in Rheydt. "Wir haben einen Ersatzverkehr mit 15 Taxen zwischen Lindern und Rheydt einrichten können. Und wir haben einen Ersatzverkehr mit sechs Taxen zwischen Lindern und Heinsberg einrichten können", schrieb die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite. Sie rechnete damit, dass diese Störung bis zum Abend dauern könnte.

In Erkelenz musste die Freiwillige Feuerwehr zu rund 30 Einsätzen ausrücken. "Vor allem handelte es sich um zerschlagene Dachfenster und Dachkuppeln", erklärte der stellvertretende Stadtbrandmeister Klaus Peters, "in vor allem Katzem und Kückhoven standen außerdem acht Keller unter Wasser." Ausrücken musste die Erkelenzer Wehr auch nach Lövenich, wo der Starkregen von Erkelenz kommend am Ortseingang Schlamm auf die L 366 gespült hatte. Zunächst hatte es laut Peters in der Nacht von Donnerstag auf Freitag auch noch danach ausgesehen, dass Teile des Hermann-Josef-Krankenhauses an der Tenholter Straße evakuiert werden müssten: "In einem OP und in einem oberen Stockwerk waren drei Dachkuppeln durchgeschlagen. Kurz wurde daraufhin eine Evakuierung überlegt, letztlich aber konnte mit dem Technischen Leiter des Krankenhauses schnell eine andere Lösung gefunden werden." Errichtet wurden Holzkonstruktionen, erklärte Jann Habbinga, Verwaltungsdirektor des Erkelenzer Krankenhauses, und betonte: "Der Gesamtbetrieb des Krankenhauses und im betroffenen Endoskopie-OP konnten aufrechterhalten werden." Tagsüber nahmen sich Dachdecker der Schäden am Hermann-Josef-Krankenhaus an.

Viele Schadensmeldungen von städtischen Gebäuden trudelten am Freitag im Erkelenzer Rathaus ein. "Zumeist sind es zerstörte Lichtkuppeln wie an Kindergärten, Sporthallen oder im Erka-Bad", berichtete Technischer Beigeordneter Ansgar Lurweg, "die Reparaturen werden Wochen dauern, es sieht zurzeit aber nicht danach aus, dass Gebäude deshalb gesperrt werden müssen." Besonders betroffen unter den Gebäuden der Stadt Erkelenz ist das Alte Rathaus am Markt: "Dort sind viele historische Fenster zerborsten."

Den Blick zum Himmel gerichtet, ob neue Unwetter aufziehen, waren ab dem Morgen die Mitarbeiter des Bauhofes gefragt. Ansgar Lurweg erklärte: "Wir hatten zwar keine großen Grünschäden, haben aber viele kleine Äste und Blätter auf den Straßen und Wegen liegen, die jetzt schnell wegmüssen, damit sie nicht beim nächsten Regen die Gullys verstopfen."

Insgesamt gab es laut Feuerwehr-Dienstgruppenleiter Markus Klaßen zwischen 22.30 Uhr am Donnerstag und 10 Uhr am Freitag mehr als 1000 Einsätze im Kreis Heinsberg, 400 Kräfte waren unterwegs. Schwerpunkte waren Erkelenz, Hückelhoven, Geilenkirchen und Übach-Palenberg. In Erkelenz wurde laut Klaßen ein Mann leicht verletzt, als er versuchte, sein Haus vor Wasser zu schützen. In Geilenkirchen und Übach-Palenberg gab es auch am Freitagmorgen noch zahlreiche Einsätze. "Wir pumpen weiter Keller leer und räumen Bäume von der Straße", sagte Klaßen.

(RP)
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