Erkelenz Flüchtlinge tragen ihre Sorgen vor

Erkelenz · Bürgermeister Peter Jansen begrüßte eine Gruppe Flüchtlinge in der Stadtverwaltung zum Informationsaustausch. Es entwickelte sich ein interessanter Dialog. In sehr offenen Gesprächen brachten die Menschen ihre Nöte auf den Tisch.

Bürgermeister Peter Jansen (8.v.r.) empfing gestern im Rathaus eine Gruppe Flüchtlinge.

Bürgermeister Peter Jansen (8.v.r.) empfing gestern im Rathaus eine Gruppe Flüchtlinge.

Foto: JÜRGEN LAASER

"Diese Bagger, die sind so groß wie die Kirche da", sagt Bürgermeister Peter Jansen und deutet dabei auf den mächtigen Turm der Kirche St. Lambertus hin. Seine Besucher im Sitzungssaal des Rathauses bekommen eine Ahnung davon, was es bedeutet, wenn im Zuge des Braunkohlentagebaus ganze Dörfer im Nichts verschwinden. Das jedenfalls gehört zu der Stadt, in der sie derzeit leben. Jansens Besucher gestern war eine Gruppe Flüchtlinge. Sie besuchen einen Integrationskursus für Asylbewerber. Die Themen des Kurses, getragen vom Bildungsinstitut "Das Team für berufliche Bildung - Weiterbildungsakademie Schöne" mit Hauptsitz in Heinsberg, sind unter anderem Alltag, Kultur und Kommunalpolitische Zusammenhänge. Um das zu verstehen, waren die Flüchtlinge (aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und Bali) zu Gast im Rathaus und klärten zusammen mit Peter Jansen die Frage, wie Kommunalpolitik und Verwaltungsabläufe funktionieren. Der Großteil der anderthalbstündigen Veranstaltung nahm allerdings der Dialog zwischen Bürgermeister und Flüchtlingen ein.

Eigentlich kein Wunder. Beide Seiten nämlich stehen vor immensen Herausforderungen. Und beide Seiten brachten offen auch ihre Sorgen auf den Tisch.

Übereinstimmend brachte die Gruppe, die übrigens mit guten Sprachkenntnissen überzeugten, ihren großen Dank zum Ausdruck, in Deutschland gut aufgenommen worden zu sein. Die Flüchtlinge erzählten unter anderem von den Gründen, weshalb sie ihre Heimat verlassen haben. Afghanische Flüchtlinge zum Beispiel flohen vor den Angriffen der Taliban. "Hier können wir in Frieden leben", sagten sie. Ein Flüchtling sagte stellvertretend: "Wir distanzieren uns von der Kriminalität."

Dennoch ist ihr Berg an Sorgen groß. Was immer wieder deutlich wurde, war der Wunsch nach einem Ausweis, der ihnen den Weg in Arbeit öffnet. Auf Dauer, so sagten sie, gestalte sich ihr Alltag langweilig. Auch wieder in die Schule gehen zu können, ist von Interesse. Zu den größten Problemen zählt, dass die Flüchtlinge nur wenig über den Ablauf des Asylverfahrens wissen.

Peter Jansen sagte zwar, den Wunsch der Flüchtlinge gerne schnell realisieren zu wollen, "doch hier in Deutschland haben wir nicht mit so vielen Flüchtlingen gerechnet. Für die Kommunen ist die Situation sehr schwierig. An unseren Schulen beispielsweise müssten wir acht bis zehn neue Klassen einrichten, doch dazu fehlt es an geeigneten Lehrern". Auch fehle es an Aufklärung, besonders eben beim Asylverfahren.

Peter Jansen betonte in dem Gespräch nachdrücklich, alles dafür tun zu wollen, dass die Flüchtlinge, die dauerhaft in Deutschland und damit möglicherweise auch in Erkelenz bleiben wollen, hier integriert werden.

(RP)
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