Erkelenz Fotograf hält letzte Tage der Umsiedlungsorte fest

Erkelenz · In Otzenrath entdeckte Arne Müseler (33) den Tagebau als Thema. Seitdem besucht er Dörfer, die dem Braunkohlebagger weichen. Seine Faszination für das Thema begann vor neun Jahren.

 Die alte Otzenrather Pfarrkirche, die Arne Müseler bei einem seiner Besuche dokumentiert hat.

Die alte Otzenrather Pfarrkirche, die Arne Müseler bei einem seiner Besuche dokumentiert hat.

Foto: Arne MÜSELER

Gerade ist Arne Müseler (33) aus Immerath und Borschemich in seine Wahlheimat Salzburg zurückgekehrt. "In den vergangenen Monaten war ich relativ oft in den Umsiedlungsorten in Erkelenz, denn dort passiert zurzeit sehr viel", sagt der Fotograf. "Alles, was ich noch nicht fotografiert habe, muss ich jetzt ablichten."

Denn sein Anliegen rund um den Tagebau Garzweiler ist ein umfassendes: "Ich möchte die Geschichte der Tagebauorte bis zum letzten Tag dokumentieren", sagt Müseler. Dazu dreht er auch Videos, die er auf einer eigenen Homepage oder via Facebook veröffentlicht. Seine Faszination für das Thema begann vor neun Jahren in Jüchen.

 Der letzte Blick auf Otzenrath, wie ihn Fotograf Arne Müseler mit der Kamera festgehalten hat.

Der letzte Blick auf Otzenrath, wie ihn Fotograf Arne Müseler mit der Kamera festgehalten hat.

Foto: Arne MÜSELER

Im April 2006 hatte Arne Müseler mit seinem Bruder den Aussichtspunkt besucht, war beeindruckt von der Größe des Tagebaulochs. "An diesem Tag war auch die Autobahn gesperrt. Es war spektakulär, dort über die sonst von Autos befahrene Straße zu laufen. Wir haben dann zu Fuß die Ausfahrt nach Otzenrath genommen."

Das Dorf war menschenleer, mit dem Abriss und der Ebnung des Geländes war bereits begonnen worden. Dies sollte bis zum Jahr 2007 dauern, als die Schule als letztes Gebäude noch stand. "Ein leeres Dorf ist natürlich für jeden Fotografen ein Motiv", berichtet Müseler.

Anders als Motivsucher, die nur für ein Wochenende anreisen, kam Fotograf Müseler in den vergangenen neun Jahren immer wieder - stets auf der Spur der verschwindenden Dörfer. "Als ich noch in Hamm wohnte, war ich öfter unterwegs, habe viele Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt", erzählt er. Jetzt müsse er seine Reisen wegen der längeren Anfahrt planen: "Ich wandere immer weiter - so wie der Tagebau Garzweiler."

Ursprünglich wollte der gebürtige Westfale nicht nur das Verschwinden der Dörfer dokumentieren: "Ich hatte in Otzenrath vor, auch den Aufbau des neuen Ortes zu dokumentieren", erzählt er. Ein Vorhaben, von dem der Wahl-Salzburger bald abkam: "Das ist nicht zu schaffen." Er konzentriert sich auf die Dörfer, die dem Braunkohletagebau weichen, und hält fest, wenn etwa in Borschemich die Kirche St. Lambertus entwidmet wird.

Ob aus seiner Herzensangelegenheit einmal mehr wird als Online-Publikationen? "Einen Bildband könnte ich mir gut vorstellen." Aber noch hat er genug zu tun, der Spur von Garzweiler II zu folgen.

(RP)
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